Erst war’s nur Basketball, jetzt viel mehr – Milbertshofener Nächte für Jugendliche

Milbertshofen · Nachts: Sport statt Straße

»Basketball um Mitternacht« war einmal – nach dem Start vor zehn Jahren in Milbertshofen wird aus dem erfolgreichen Projekt »Nightball«. Edip Güven, sozialpädagogischer Projektleiter, vollzieht den Wechsel ganz »plakativ«. Fotos: em

»Basketball um Mitternacht« war einmal – nach dem Start vor zehn Jahren in Milbertshofen wird aus dem erfolgreichen Projekt »Nightball«. Edip Güven, sozialpädagogischer Projektleiter, vollzieht den Wechsel ganz »plakativ«. Fotos: em

Milbertshofen · »Zu viele Leute« waren da, beim neu benannten »Nightball«, konstatierte der 17-jährige Daniel. Sein Kumpel Alessandro hatte ihn mitgenommen zum nächtlichen Fußballspielen in der Turnhalle der Hauptschule an der Schleißheimer Straße 275, Freitag vergangener Woche. Doch dann war die Halle voller Erwachsener, die auch so gar nicht nach Sport aussahen.

Sie kamen aus der Jugendarbeit, der Politik, der Stadtverwaltung. Und sie wollten feiern. Denn das Projekt »Nightball«, das bis zu diesem Abend »Basketball um Mitternacht« hieß, ist eine Erfolgsgeschichte. Vor genau zehn Jahren startete es in Milbertshofen – um Jugendlichen besonders Freitag nachts im Stadtteil eine Alternative zur Straße anzubieten. Das Angebot kommt seither so gut an, dass es immer weiter wächst – Basketball ist längst nicht mehr das einzige Angebot. Fußball steht derzeit besonders hoch im Kurs, es gibt aber, besonders für Mädchen, auch Tanzangebote. Und das in immer mehr Stadtteilen – seit 2003 hat zum Beispiel auch der Harthof eigene Angebote für die Jugend aus dem Viertel und aus dem Hasenbergl.

Franz Lindinger, Geschäftsführer des Vereins Stadtteilarbeit, dem Träger des Milbertshofener Projekts, begrüßte Jutta Koller besonders herzlich – sie hatte 1998 mit einem Antrag ihrer Fraktion (Bündnis 90 / Grüne) im Stadtrat die Initialzündung dafür gegeben, diese aus Amerika stammende Idee auch in Milbertshofen zu verwirklichen. Dabei war von Anfang an auch der Verein Stadtteilarbeit involviert, der sofort begeistert das nächtliche Sportangebot als ein Mittel zur Gewaltprävention begriff.

»Damals gab es gerade viele Diskussionen über einen sehr gewalttätigen Übergriff am Stachus, an dem vor allem Jugendliche aus Milbertshofen beteiligt waren. Im Zuge dieser Diskussionen ging auf einmal alles sehr viel leichter – auch, die Schulturnhalle nachts für die Jugendlichen zu öffnen«, erzählt Projektleiter Helmut Gmeinwieser der Münchener Nord-Rundschau. Edip Güven, sozialpädagogischer Projektleiter, der die Jugendlichen auf der Straße anspricht und jede Nightball-Nacht betreut, hatte sich genau so eine Möglichkeit schon immer gewünscht für die Jugendlichen des Stadtteils, die lieber auf der Straße »abhingen« als sich in irgend einer Form betreuen zu lassen. Und auch an diesem Abend brennt er zusammen mit seinen Nightballern darauf, dass sie endlich spielen können – das ist ihm wichtiger, als über seine Arbeit zu erzählen.

Sobald die Feiergäste die Halle verlassen haben, spricht er die Sprache seiner Jungs. Die ist rau, direkt und bei Bedarf auch laut. Vor allem aber eins: ehrlich. Sicherlich ein Grund, warum kein Jugendlicher hier von »Nightball« redet. Sondern davon, dass er »zu Edip« geht. »Seit Jahren schon«, sagen ganz viele. »Hier in der Umgebung gibt’s sonst nichts«, sagt Shukvi. Und bei Edip gibt’s »keine Schlägerei, kein Streit … Spaß!«

Nur nicht in den Ferien, denn da sind Schulturnhallen geschlossen. Noch. An diesem Abend gab es immerhin erste Signale der Stadtverwaltung, das noch einmal zu prüfen.

Eva Mäkler

Artikel vom 25.11.2008
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