Stadt bemüht sich um Verbesserungen – aber ohne den Staat geht nichts

Berg am Laim · Leitlinie Bildung sorgt für Aufregung

Josef Koch, Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Berg am Laim (Mitte) zählt die Mängel im Bildungswesen auf, rechts die Vorsitzende des Unterausschusses Schule und Soziales im BA Trudering-Riem, Magdalena Miehle.	Foto: Föll

Josef Koch, Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Berg am Laim (Mitte) zählt die Mängel im Bildungswesen auf, rechts die Vorsitzende des Unterausschusses Schule und Soziales im BA Trudering-Riem, Magdalena Miehle. Foto: Föll

Berg am Laim · Im Rahmen des Stadtentwicklungsplans »Perspektive München« hat das Schulreferat im Dezember letzten Jahres einen Entwurf zur »Leitlinie Bildung« erarbeitet, der derzeit in einer Öffentlichkeitsphase zur Diskussion gestellt wird. Dabei soll die Meinung möglichst vieler am Bildungsprozess Beteiligter mit einfließen.

Die dritte Regionalkonferenz fand vergangene Woche im Kulturhaus Trudering statt, wo Interessierte aus dem Münchner Osten die Gelegenheit hatten, Fragen zu stellen, Kritik zu üben oder Verbesserungsvorschläge anzubringen. Weitere Regionalkonferenzen für München West, Süd und Mitte finden in den nächsten Wochen statt. Das Ergebnis wird im März 2009 dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt.

Auf sieben »Themeninseln« verteilt diskutierten Mitarbeiter des Schulreferats mit Lehrern, Eltern und Erzieherinnen über die Situation in Kindertagesstätten, das Thema »Ganztagsschule«, den Übergang von Schule ins Berufsleben, Weiterbildung für Erwachsene, Integration und Sprachförderung, sowie Lernorte.

Als »Mogelpackung« bezeichnete der Vorsitzende des Bezirksausschusses Berg am Laim, Josef Koch, die Ganztagsschule, da in vielen Schulen die Mittagsversorgung nicht gewährleistet sei. 3.000 Euro pro Klasse und Jahr stellt der Freistaat Bayern beispielsweise für die Ganztagsklassen in Grundschulen zur Verfügung. »Das reicht nicht aus«, so die Pressesprecherin des Schulreferats, Eva-Maria Volland.

Auch eine Truderinger Lehrerin kritisierte, dass 3,20 Euro Essensgeld, das an ihrer Schule pro Mittagsmahlzeit bezahlt werden muss, für manche Eltern einfach zuviel sei. Die Leiterin der Städtischen Orientierungsstufe (ORI) in Neuperlach, Regina Lotterschmid, forderte denn auch, dass Stadt oder Staat die kompletten Kosten für Essen an den Ganztagsschulen übernehmen sollten.

Koch appellierte auch dafür, das Konkurrenzverhalten zwischen ehrenamtlicher Mittagsbetreuung, Hort und Ganztagsschule abzuschaffen, denn »den Kindern ist es wurscht, ob Staat oder Stadt dafür verantwortlich sind, dass sie was zu essen kriegen«.

Ein weiterer Kritikpunkt eines Besuchers war zum Thema Erwachsenenbildung, dass die Volkshochschule im Münchner Osten nur spärlich vertreten ist. In Neuperlach gibt es zwar eine Außenstelle am Max-Reinhardt-Weg, die auch vereinzelt Veranstaltungen in Berg am Laim anbietet, in Trudering hingegen ist eine Dependance der VHS Fehlanzeige, was der jetzige Stadtrat Georg Kronawitter (CSU) auch schon jahrelang als Bezirksausschuss-Vorsitzender beanstandet hatte. Im Jugendforum, in dem auch die betroffene Generation mit diskutieren konnte, wurde vor allem festgestellt, dass es in Trudering zu wenig Freizeitangebote gibt.

Im Bereich Übertritt ins Berufsleben wurde gefordert, die Kooperation zwischen Schulen und der Wirtschaft zu verbessern. Zum Thema Kindertagesstätten bemängelten Eltern und Erzieherinnen, dass es zu wenig Personal gibt. Das läge daran, dass der Beruf der Erzieher wenig attraktiv ist: Zu wenig Geld und zu viel Stress.

Aber es gab nicht nur Kritik, sondern auch Lob. »Die Bemühungen der Stadt sind deutlich geworden«, zitierte Moderatorin Ute Rauscher vom Bayerischen Rundfunk bei der Vorstellung der Ergebnisse der Regionalkonferenz.

»Allein kann die Stadt das jedoch nicht schultern, der Staat muss da schon mitmachen«, konstatierte Volland.

Wer sich an der »Leitlinie Bildung« beteiligen möchte, kann seine Vorschläge an die Stadt schicken unter E-Mail, Fax 2 33 - 2 65 78.

Homepage. Sybille Föll

Artikel vom 19.11.2008
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