Verein zur Erhaltung des Perlacher Forstes klagt an

Giesing/Harlaching · Streit um Forstbewirtschaftung

Geschockt von den Schäden, die der »Forwarder« im Waldgebiet des Perlacher/Grünwalder Forstes bereits verursacht hat, ist die Vereinsvorsitzende Inge Hügenell.   Foto: Verein

Geschockt von den Schäden, die der »Forwarder« im Waldgebiet des Perlacher/Grünwalder Forstes bereits verursacht hat, ist die Vereinsvorsitzende Inge Hügenell. Foto: Verein

Giesing/Harlaching · Allein die Erwähnung der beiden Holzerntegroßgeräte »Harvester« und »Forwarder« stellt bei Inge Hügenell in diesen Tagen die Nackenhaare kraus.

Die engagierte Dame ist langjährige Vorsitzende des fast 700 Mitglieder starken Vereins zur Erhaltung und Pflege des Perlacher/Grünwalder Forstes und als solche sowie als begeisterte Waldfreundin mehr als besorgt. Grund: vom Forstbetrieb München der Bayerischen Staatsforsten werden im Gebiet des Perlacher und Grünwalder Forstes in diesem Herbst große Durchforstungsaktionen vorgenommen.

Mit der Schaffung sogenannter »Rückegassen« für die Großgerätschaften zur Fällung, Weiterbehandlung und den Abtransport der Gehölze gehen nach Ansicht des Vereins schwere Zerstörungen des Waldbodens einher. Mit einer Beschwerdeschrift hat sich der Verein jetzt an die Bayerischen Staatsforsten gewandt und sowohl diverse Mitglieder des Bayerischen Landtages als auch die beiden Anrainer-Bezirksausschüsse Obergiesing und Untergiesing-Harlaching um Unterstützung gebeten.

Streitpunkte

»Von einem schonenden Einrücken der Holzerntegeräte in den Wald kann gar keine Rede sein!« Inge Hügenell ist nach einer Ortsbeschau im Areal östlich der Tramlinie 15 erbost über das Vorgehen der Forstverwaltung. »Man hatte uns bei einer Führung versprochen, diese Gassen umfänglich mit sogenannten Reisigmatten auszustatten, um dadurch den Waldboden zu schützen – doch davon kann keine Rede sein!« In der Tat verursachen die Arbeiten große Schäden an den Bodenstrukturen und ziehen auch die eigentlichen Waldwege deutlich in Mitleidenschaft. Schwere Schäden sind deshalb derzeit auch auf den Fuß- und Radwegen durch den Forst auszumachen. Ein Umstand, der ganz offensichtlich auch nicht die Zustimmung der Bevölkerung findet. »Immer wieder werden wir im Verein von Menschen angesprochen, die sich über die verheerenden Zustände beschweren«, so Hügenell, die neben ihrer Vorsitzenden-Funktion auch als SPD-Fraktionssprecherin im BA agiert und dort ebenfalls in der Streitsache »mobil macht«. Die resolute Umweltstreiterin will auch nicht verstehen, warum die Großfahrzeuge »laut Forstverwaltung offiziell über höchst bodenschonende Niederdruckbreitreifen verfügen«, man sich als Waldbesucher andererseits in deren riesigen Spuren »überhaupt nicht mehr bewegen könne«.

Seitens des Vereins wirft man den Bayerischen Staatsforsten explizit vor, die »eindeutig kommerziellen Interessen« voranzustellen. Zudem würden die vor Ort Aktiven unter einem enormen Zeit- und Kostendruck agieren. »Da rückt der Erhalt unserer Naturressourcen in den Hintergrund«, sind sich Hügenell und ihre Vereinsmitstreiter einig. Bezeichnend ist dabei nach ihren Beobachtungen der Umstand, dass durch die Arbeiten auch viele junge, beim Durchforsten gar nicht zur Fällung vorgesehene Bäume »zerstört« würden. Parallel hierzu sei die örtlich zuständige Försterin »nicht mehr in der Lage, ihrer eigentlichen Aufsichtspflicht nachzukommen«. Denn allein das Revier »Giesinger Waldhaus«, in dem die aktuellen Durchforstungsaktionen stattfinden, sei zuletzt von 1.500 auf 2.000 Hektar vergrößert worden. Auch sei die Aussage der Forstverwaltung falsch, die Arbeiten würden in einem »so kurzen Zeitraum stattfinden, dass die Beeinträchtigung des Erholungsverkehrs auf ein Minimum beschränkt« bleibe.

Für Interessierte

Details zu den umstrittenen Arbeiten, Bildmaterial sowie technische Informationen und Möglichkeiten, sich am Protest zu beteiligen, finden Interessierte auf der Website des Vereins unter www.perlacherforstverein.de

Hettich

Artikel vom 19.11.2008
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