Berufsschüler entwickeln Werbegeschenke für jüdischen Sportverein Maccabi

Zentrum · Gestalten gegen vergessen

Auch der Berufsschüler Patrick Dreisbach hat am Projekt teilgenommen. Stolz zeigt er seine ersten Entwürfe.	 Foto: js

Auch der Berufsschüler Patrick Dreisbach hat am Projekt teilgenommen. Stolz zeigt er seine ersten Entwürfe. Foto: js

Zentrum · Um an die Reichskristallnacht von 1938 zu erinnern, haben die Berufsschule für Farbe und Gestaltung in der Luisenstraße und der jüdische Sportverein Maccabi ein gemeinsames Projekt gestartet: Seit dem 10. November – dem 70. Jahrestag der organisierten Zerstörung jüdischer Geschäfte, Häuser und Synagogen durch die Nazis – entwickeln zwei Klassen der Schule Werbegeschenke für den Verein. Am kommenden Freitag werden die Arbeiten der Schüler offiziell an Maccabi übergeben.

»Ziel der Aktion ist, dass sich unsere Schüler mit der jüdischen Geschichte auseinandersetzen«, erklärt Clemens Abert, der an der Schule Religion unterrichtet und das Projekt leitet. Nachdem inzwischen nur noch wenige Zeitzeugen am Leben seien, sei es umso wichtiger, die Erinnerung an die Judenverfolgung immer wieder ins Licht der Gegenwart zu rücken. »Deshalb entwerfen wir handliche Gebrauchsgegenstände, die nicht in der Vitrine verschwinden.«

Gestaltet haben die Schüler unter anderem eine Ratsche, mit der Fußballfans im Stadion ihre Mannschaft lautstark anfeuern können, ein Mensch-ärgere-dich-nicht- Spiel, eine kleine Torwand, einen Basketball-Korb und einen beleuchteten Speisekartenhalter für das Vereinslokal auf dem Gelände in der Riemer Straße, wo Maccabi seinen Sitz hat. In der Ausarbeitung der Entwürfe waren die Schüler völlig frei. Einzige Vorgabe: Das Logo von Maccabi muss auf den Produkten erkennbar sein. »Es war wirklich aufregend, so kreativ zu arbeiten«, sagt der Schüler Daniel Baumann. Er hat für das Projekt einen Plätzchenausstecher entworfen. »Ich habe bei dieser Arbeit viel über den jüdischen Glauben gelernt«, berichtet er.

Erfahren hat er zum Beispiel, welche Feste sie feiern, welche Traditionen sie pflegen und was es mit dem koscheren Essen auf sich hat. »Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit der Berufsschule«, sagt Maurice Schreibmann, Sprecher des Vereins. »Die Idee ist klasse, sowohl unsere Schüler als auch der Verein haben etwas davon«, schwärmt auch Abert.

Neben der Auseinandersetzung mit jüdischer Kultur und Geschichte hätten die Schüler dadurch die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten im Rahmen einer echten Auftragsarbeit unter Beweis zu stellen. Im Gegenzug erhalte der Verein gegen einen kleinen Materialkostenzuschuss hochwertige Werbegeschenke. Das teure an der Herstellung solcher Produkte sei nämlich die Arbeitsleistung, erklärt er. »Und diese können unsere Schüler im Rahmen des praktischen Unterrichts kostenfrei erbringen.«

Verteilt werden sollen die Werbemittel an Spender, die den Bau des neuen Fußballplatzes des Vereins finanziell unterstützen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit zeigen die angehenden Gestalter bei der offiziellen Übergabe der Objekte am kommenden Freitag in der Berufsschule. »Darauf bin ich schon sehr gespannt«, sagt Schreibmann. Er sei überrascht, wie intensiv man sich an der Schule mit jüdischem Leben beschäftige.

So steht im Religionsunterricht etwa der Besuch einer Synagoge auf dem Programm. Im vergangenen Sommer wurde eine Ausstellung über Juden in München gezeigt. »All das gab es zu meiner Schulzeit noch nicht«, sagt Schreibmann. Geplant sei, die Kooperation mit der Schule weiter zu vertiefen. »Es würde mich freuen, wenn die Schüler bei uns Fußball spielen und Sport treiben.«

Julia Stark

Artikel vom 18.11.2008
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