Helmut Lotti über Robbie Williams, Jazz und das Alter

München - „Bei Swing bin ich Purist!“

Helmut Lotti präsentiert über den Dächern von München seine aktuelle CD „Time to Swing“. F.: ms

Helmut Lotti präsentiert über den Dächern von München seine aktuelle CD „Time to Swing“. F.: ms

Nächstes Jahr feiert er sein 20-jähriges Bühnenjubiläum und, man darf es sicher verraten, seinen 40. Geburtstag. Anlass für eine Jubiläumsshow von Helmut Lotti und danach vielleicht eine kleine Kursänderungen, wie der weltweit erfolgreiche Entertainer schon mal andeutete beim exklusiven Interview über den Dächern von München im Café des Blue Spa im Bayerischen Hof.

Das der Star aus Flandern übrigens bei seinem nächsten Besuch in München unbedingt sportlich austesten möchte. Bald ist es soweit. Am 1. Februar 2009 wird Lotti mit seinem Konzert zur aktuellen Platte „Time to Swing“ in der Philharmonie im Gasteig für einen glamourösen Abend sorgen – mit den Lotti-Klassikern und seinen neuen Swing-Hits. Eines wird beim Gespräch schnell klar, Lotti, bürgerlich Lotigiers, sieht zwar immer noch jungenhaft aus, will aber nicht ewig der „Schwiegermuttertraum“ sein.

SamstagsBlatt: Sie sind ja nicht der erste, aber warum setzen Sie jetzt auf Swing?

Lotti: Tatsächlich bin ich mit dieser Art von Musik aufgewachsen und von kleinauf davon begeistert. Ich will zeigen, dass Swing mehr ist als das Rat Pack um Frank Sinatra und in jeder Sprache funktioniert, auch in Französisch, Spanisch oder Deutsch. Das hat ja schon Roger Cicero überzeugend gezeigt mit seinen eigenen Liedern.

SamstagsBlatt: Was ist bei Ihnen anders?

Lotti: Ich setze bewusst auf die Originale und will musikalisch überraschende Verbindungen herstellen. Von „Beyond the Sea“ leite ich zu „La Mer“ über und überrasche mit einer Version des mesikanischen „Perfidia“. Die Zuhörer erleben bei mir, dass „King of the Road“ Berührungspunkte aufweist mit Country und sich Rock’n’Roll in „Reet Petite“ wiederfindet. Zeitlose Klassiker wie „Fly me to the moon“, „That’s life“, „Danke schön“ oder „Cabaret“ packen wir in frische Arrangements. Besonders glücklich bin ich mit meiner Swing-Version von „Mackie Messer“. Ich benutze das Original aus der Dreigroschenoper von Bert Brecht und Kurt Weill – in der Originalsprache und im Originalarrangement. Viele kennen ja die Version „Mack the Knive“ von Robbie Williams. Aber über seine Interpretation habe ich mich wirklich geärgert. Der ist ein Superentertainer und Supersänger seiner eigenen Titel. Aber er kann nicht croonen. Bei Swing bin ich Purist und deshalb hat mich etwa sein starkes Vibrato gestört, das wirkt auch irgendwie nicht männlich. Dagegen hab ich mal Sting erlebt mit „Mackie Messer“, begleitet nur von einer Drehorgel – fantastisch! Er singt auch ein ziemlich gutes Deutsch. Es bei „Mackie Messer“ mit seinem sehr schönen deutschen Text swingen zu lassen, das war musikalisch übrigens eine Herausforderung. Aber nach vielem Herumprobieren bin ich sehr glücklich mit dem Ergebnis.

SamstagsBlatt: Klassik, Pop, „The Crooners“, jetzt Swing: was planen Sie musikalisch als nächstes?

Lotti: Einen Weg zurück zur Klassik wird es eher nicht geben. Meine erste klassische Platte finde ich übrigens richtig schlecht, lustigerweise ist es in Belgien mein meistverkauftes Album. Wie ich heute singe, finde ich besser und reifer, nicht mehr so hoch.

SamstagsBlatt: Mit was dürfen Ihre Fans in Zukunft rechnen?

Lotti: Ich könnte mir sehr gut vorstellen mehr in Richtung Jazz zu gehen. Denn beim jetzigen typischen Lotti-Sound, also in fünf Sprachen zu singen mit einer Bandbreite von Country über Rock’n’Roll bis Swing, fehlt das bisher völlig. Saxophon-Klänge etwa gibt es bei mir nicht. Dabei höre ich privat sehr gerne Jazz-Sachen wie die von Chet Baker. Ich möchte jedenfalls nicht zur Marke werden, die man nicht mehr ändern darf. Aber natürlich weiß ich auch um die Verantwortung für meine Fans. Singen und auf der Bühne stehen werde ich auf alle Fälle mein Leben lang. von Michaela Schmid

Artikel vom 13.11.2008
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