... Glück, Freiheit und den „Vorteil Frau“

München - Luise Kinseher über...

Flirtet gerne auf der Bühne: Luise Kinseher.	Foto: Florian Hauck

Flirtet gerne auf der Bühne: Luise Kinseher. Foto: Florian Hauck

Sie ist im niederbayerischen Geiselhöring aufgewachsen, in München studierte sie Germanistik, Theaterwissenschaften und Geschichte und ihre Magisterarbeit schrieb sie über Sigi Zimmerschied: die Rede ist von Luise Kinseher. Nach ersten Bühnenerfahrungen bei der Iberl-Bühne entdeckte Regisseur Franz Xaver Bogner die bayerische Volksschauspielerin.

Als „Hanna Graf“ überzeugte Kinseher in „Café Meineid“, als „Thekla Eichenseher“ in der beliebten Polizisten-Serie „München 7“. Vergangenes Jahr war sie in Rosenmüllers Heimatfilmkomödie „Beste Zeit“ zu sehen. Doch auch als Kabarettistin hat sich Kinseher längst einen Namen gemacht. Dialektsicher und authentisch schlüpft sie in die unterschiedlichsten Rollen, brilliert mit Wortwitz und Situationskomik. Wir haben mit der facettenreichen Bühenkomikerin, die am 21. November zu Gast bei „Otti’s Schlachthof“ ist und am 24. November im Lustspielhaus auftritt, gesprochen.

SamstagsBlatt: In Ihrem aktuellen Solo-Programm „Hotel Freiheit“ spielen Sie die unterschiedlichsten Charaktere. Was gefällt Ihnen am Rollenspiel?

Kinseher: Die vielen Möglichkeiten! Ich kann inhaltlich verschiedene Positionen einnehmen, auf mehreren Ebenen komisch sein, ich kann streng sein, ausflippen und herumalbern. Und – ich fühle mich nicht allein!

SamstagsBlatt: Was möchten Sie dem Zuschauer mit auf den Weg geben?

Kinseher: Am liebsten wäre mir, wenn es meinem Publikum nach der Vorstellung richtig gut geht und es frohen Mutes ist.

SamstagsBlatt: Sie haben Ihre Magisterarbeit über Sigi Zimmerschied geschrieben. Was imponiert Ihnen an dem Kabarett-Urgestein?

Kinseher: In erster Linie seine Bühnenpräsenz und seine unglaubliche sprachliche Versiertheit. Ich kenne keinen Kabarettisten, der dem bayerischen Dialekt so viel analytisches, intellektuelles Vermögen abringt. Außerdem gefällt mir seine Kompromisslosigkeit und schließlich ist er trinkfest, sinnlich und genussvoll.

SamstagsBlatt: Zimmerschied ist bekannt für sein aggressives politisches Kabarett. Sie selbst sind durchaus politisch, aber etwas versteckter, feinsinniger. Subtileres Vorgehen einer Frau oder Angst vor den Mächtigen?

Kinseher: Ich habe lange an mir gezweifelt, weil ich immer dachte, um Kabarett machen zu dürfen, braucht man viel Wut im Bauch gegen die Welt im Allgemeinen, gegen Politiker und dumme Beamte. Heute weiß ich, dass die Liebe zu den Menschen auch reicht.

SamstagsBlatt: Nur wenige Frauen konnten sich bisher in der männerdominierten Kabarett-Szene durchsetzen. Wie ist es Ihnen gelungen?

Kinseher: Ich habe immer weiter gespielt, gespielt und gespielt.

SamstagsBlatt: Bei Ihren Solo-Auftritten spielen und flirten Sie in beeindruckender Weise mit dem Publikum. Setzen sie hier den „Vorteil Frau“ ganz bewusst ein?

Kinseher: Ich bin als Frau natürlich auch als Frau auf der Bühne und wenn mir nun mal einer gefällt, was soll ich machen? Ich kann nicht anders.

SamstagsBlatt: Ihr letztes Kabarett-Programm hieß „Glück & Co.“. Was bedeutet für Sie persönlich Glück?

Kinseher: Wenn ich es nicht mehr suche.

SamstagsBlatt: Und Freiheit?

Kinseher: Freiheit ist keine leichte Sache, man muss sie immer wieder neu wagen, Mut haben, manchmal fordert sie Verzicht, sie gibt keine Garantie. Ich übe täglich.

SamstagsBlatt: Im Januar werden Sie 40, ein Anlass zum Feiern?

Kinseher: Wenn man nicht stirbt, dann wird man älter. Das ist das tolle am Leben und deshalb wird auch gefeiert. Von Stefanie Moser

Artikel vom 13.11.2008
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