Albrecht Ackerland über Zeugnis und Zukunft

München - „Da schau her“

Erst vor wenigen Wochen konnten Sie an dieser Stelle lesen, dass Sie nicht für die Schule lernen, sondern für das Leben. Was? Sie sind nicht mehr in der Schule? Ganz klar, welche Weisheit jetzt greift: Die beste Schule ist das Leben, und schließlich lernt man nie aus. Die Folge wäre also: Wir lernen vom Leben fürs Leben. Ein ewiger Kreislauf.

Und zum Glück gibt es keine Noten dafür, wäre ja noch schöner, wenn am offenen Grab einer stünde und mir noch eine drei minus hinterherriefe. Andererseits: Jucken würde mich das nicht, zudem ich es ohnehin ja nicht mehr mitbekäme.

Noten waren mir schon immer wurscht. Mit Ausdauer, Phantasie und Schaffensdrang kann jeder etwas zustandebringen, das ihm sein Leben sichert und auch Spaß macht. Einfach ist das freilich nicht. Der einfachere Weg ist sicher, ein bisserl was für seine Noten zu tun, einen guten Abschluss auf dem Papier stehen zu haben. Ist nur ein Papier, ja, aber leider müssen sich die Menschen irgendwie messen lassen. Könnte ich einem frechen Bürscherl eine Lehrstelle anbieten, was interessiert mich da seine Note in Religion? Leider tickt nicht jeder so. Ein Ansporn ist das aber nicht direkt. Für einen Vierzehnjährigen ist die Aussicht, keine Lehrstelle zu bekommen, wenig greifbar. Er hat andere Sorgen. Und Lehrer, die ständig genau darüber schwadronieren, dass eine schlechte Note sofort in die Gosse führt, erreichen wohl eher das Gegenteil.

Deshalb sind Zeugniswettbewerbe eine gute Sache. Und wenn zwei recht nervige Spaßmacher sogenannte Schirmherren eines solchen Wettbewerbs sind, dann soll es mir recht sein, wenn es denn der Sache dient. Unter uns gesagt: Die beiden Spaßmacher, also Friedmann und Simbeck, bekannt als Erkan und Stefan, haben beide ein Einser-Abitur, haben jeweils Architektur und Jura studiert und müssen oder wollen aber seit Jahren in Funk und Fernsehen auf hirnverbrannt machen. Das ist dann quasi das gelebte Gegenteil meiner Theorie, dass es jeder auch ohne Noten schaffen kann im Leben. Sie sehen: Man lernt nie aus.

Artikel vom 06.11.2008
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