Amis in München steht eine lange USA-Wahlnacht bevor

Schlaflos in München

Stimmen sammeln für Obama:  Mit seinen Parteifreunden der Münchner "Democrats Abroad" versucht Randy Caldwell  (2.v.re.) US-Amerikaner zur Wahl zu motivieren. Foto: sm

Stimmen sammeln für Obama: Mit seinen Parteifreunden der Münchner "Democrats Abroad" versucht Randy Caldwell (2.v.re.) US-Amerikaner zur Wahl zu motivieren. Foto: sm

In München leben ungefähr 8.000 US-Amerikaner. Einer davon ist Randy Caldwell. Der 46-jährige Wissenschaftler stammt ursprünglich aus Tennessee, seit elf Jahren lebt er in München. Sechs Jahre wohnte er in einem Appartment in Moosach, bevor er 2003 ein Haus in Freimann kaufte. Dort wohnt er nun mit seiner Frau Diana und zwei Jack Russell Terriern.

Die Nachbarn mögen den Amerikaner und sind begeistert, wenn er sein Haus zu Halloween in eine schaurige Gruselbude verwandelt.

Caldwell ist der Vorsitzende des "Munich Chapter" der "Democrats Abroad Germany". Die offizielle Organisation der amerikanischen Demokraten für mehr als sechs Millionen amerikanische Bürger mit Wohnsitz außerhalb der USA, helfen Amerikanern in Übersee mehr über ihre Wahlrechte zu erfahren und am politischen Prozess in den Vereingten Staaten teilzunehmen.

Mit Infotischen in der Münchner Fußgängerzone versuchen die Demokraten, jeden US-Amerikaner zur Wahl zu motivieren. Dabei verweist die Partei auf Blanko-Wahlscheine, die die Briefwähler einschicken können, wenn sie keine Unterlagen aus der Heimat erhalten haben.

Ob der Stimmenfang erfolgreich war, zeigt sich bei der großen Wahlparty der "Democrats Abroad" am Dienstag, 4. November, im Buschinggarten am Böhmerwaldplatz in Bogenhausen. Auf zwei großen Leinwänden können die Gäste die aktuellen Wahlergebnisse verfolgen. Die Veranstalter rechnen mit 250 Teilnehmern, es wird Live-Musik und ein spezielles Obama-Menü geben.

Die Wahlparty beginnt um 19 Uhr, die ersten Hochrechnungen erwarten die Demokraten aber nicht vor 1 Uhr nachts, ein vorläufiges Ergebnis erst in den frühen Morgenstunden. "Ich wünsche mir ein klares und deutliches Ergebnis, für Obama natürlich", sagt Caldwell und klingt zuversichtlich: "Wenn genug Leute wählen, kann nichts passieren."

Die Stimmung in den USA sei im Ausland schwierig einzuschätzen, meint Parteifreund John Savee. "Wir tun uns schwer, Republikaner in München zu finden. Es gibt nicht sehr viele hier, zumindest wenige, die es zugeben."

Tendenz zu Obama

Tatsächlich wird es auch keine separate Wahlparty der Republikaner geben. Michael Ricks, der Vorsitzende der Münchner "Republicans Abroad" verweist auf die unparteiische Wahlnacht im Amerika Haus am Karolinenplatz. Ab 21.30 Uhr laden das Amerika Haus München und das US Generalkonsulat München zur "U.S. Election Night 2008" Gäste aus Politik, Medien und Wirtschaft ein. Neben einer Jazzband, amerikanischem Buffet und der Verlosung einer USA-Reise wird es auch eine "Mock-Election" geben, eine vorgetäuschte Wahl, bei der die Gäste zu Beginn der Veranstaltung ihre Stimme abgeben. Dr. Raimund Lammersdorf, geschäftsführender Direktor des Amerika Hauses, vermutet hier eine klare Tendenz zu Barack Obama. Dass dies nichts über das Ergebnis der tatsächlichen Wahl aussagt, zeigt das Ergebnis der "Mock-Election" von vor vier Jahren. "Damals haben über 90 Prozent für Kerry gestimmt, gewonnen hat doch Bush."

Ob auch diesmal wieder ein Republikaner die Nase vorn hat? "Die Wahl ist noch nicht entschieden. Die wichtigen Ergebnisse der umkämpften Staaten Ohio, Florida und North Carolina erwarten wir gegen 2 Uhr nachts", sagt Lammersdorf.

Auch Michael Ricks wird die Wahl im Amerika Haus verfolgen. Er setzt auf McCain, weil er mehr Erfahrung habe und näher an der Mitte der amerikanischen Bevölkerung sei als Obama. Der 45-jährige Unternehmensberater aus Bogenhausen lebt seit 17 Jahren in München und stammt ursprünglich aus Oregon.

Auf die Frage, ob es zu wenige Republikaner für eine eigene Wahlparty in München gebe, meinte Ricks, er brauche keine eigene Veranstaltung. Es mache mehr Spaß, die Wahl mit verschiedenen Parteianhängern zu verfolgen. "Und am Ende haben wir ja doch alle zusammen einen Präsidenten."

Von Stefanie Moser

Artikel vom 29.10.2008
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