Bürger sprechen sich eindeutig für den Erhalt ihres Stadions aus

Giesing/Harlaching · Stadion soll bleiben

Die Mitstreiter des Vereins »Freunde des Sechzger Stadion« (v. l.) Michael Rogge, Anne Wild, Roman Beer, Danielle Dilba, Stephanie Dilba und Arnold Lemke kämpfen für den langfristigen Erhalt des Stadions.  Foto: HH

Die Mitstreiter des Vereins »Freunde des Sechzger Stadion« (v. l.) Michael Rogge, Anne Wild, Roman Beer, Danielle Dilba, Stephanie Dilba und Arnold Lemke kämpfen für den langfristigen Erhalt des Stadions. Foto: HH

Giesing/Harlaching · Das Wesentliche zuerst: bis auf einen einzigen Anwesenden stimmten die rund 200 Bürger des Stadtbezirks Untergiesing-Harlaching bei der Bürgerversammlung am Donnerstag letzter Woche in der Säbenerhalle erneut geschlossen für den langfristigen Erhalt des Städtischen Stadions an der Grünwalder Straße.

Dieser eindeutigen Entscheidung für einen langfristigen Fortbestand der Traditionsspielstätte und alten Heimat der Münchner Großvereine TSV 1860 und FC Bayern vorausgegangen waren eindringliche Appelle des Vorsitzenden des Vereins »Freunde des Sechzger Stadions«, Roman Beer. Seit Jahren kämpft der Verein für einen langfristigen Erhalt der bayernweit meistbespielten Stadionarena. Dagegen vertröstete die Stadt die stetig wachsende Zahl derer, die sich für diesen Erhalt engagieren, bei der Bürgerversammlung einmal mehr.

Nach Informationen von Versammlungsleiterin und Zweiter Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) sowie des Sportamt-Führungsvertreters Dr. Josef Tress werde diese langfristige Entscheidung für oder gegen eine Stadionzukunft »wohl im März 2009 im Stadtrat fallen«. Damit geht der kommunale Schlingerkurs stetig geänderter Perspektiventscheidungen in der Stadionfrage auch im Herbst 2008 weiter. Dazu kommt die Unzufriedenheit der Fans und Freunde des Stadions, dass die Arena seit dieser Spielzeit nur mehr für 10.000 Zuseher zugelassen ist und und damit die Kapazität auf Giesings Höhen mehr als halbiert wurde.

Zudem seien einige »Nachbesserungen mit 50.000 Euro teurem Polizeicontainer inmitten der Westkurve und einer Vielzahl von Absperrgittern auf den Tribünen« laut Beer nicht nachvollziehbar und ein Affront gegen die Besucher. Vor allem mit bekannten finanziellen und sicherheitstechnischen Aspekten versuchten Strobl und Tress den Anwürfen von Fan- und Bürger(!)-Seite zu begegnen – überzeugen konnte das Stadt-Duo mit Blick auf die Realzustände indes nicht.

Ein- und Rückblicke

Wie berichtet hatte Strobl erst im vergangenen Jahr einen Grundsatzbeschluss des Stadtrat-Sportausschusses aus 2006 revidiert, im Grünwalder Stadion werde nach der Saison 2009/2010 nicht mehr gespielt. Strobl sicherte zu, das Stadion werde zumindest bis 2018 für die Amateur- und Jugendmannschaften der beiden Großclubs zur Verfügung gestellt. Dieses Einlenken, für das sich die Bürgermeisterin von Referats-Vertreter Tress bei der Versammlung sogar als »Retterin der Arena« ausrufen lassen durfte, ist allerdings knallhartem städtischem Kalkül nach genauem Blick auf die Faktenlage geschuldet. Zum einen ist das Areal auf Giesings Höhen nur schwer veräußerbar – zum anderen hat sich nach langem Kampf des Vereins der »Freunde des Sechzger-Stadions« offensichtlich auch bei der Stadt das Argument durchgesetzt, man könne auf das Traditions-Stadion ohnehin nicht verzichten. Zu wichtig ist es mit Blick auf über 100 Veranstaltungen pro Jahr.

Neben den ambitionierten Jugendteams des FC Bayern und des TSV 1860 haben hier besonders auch die beiden Zweiten Mannschaften in Liga drei und vier ihre Heimat. Alternativ bestehende Sportstätten dieser notwendigen Prägung konnte und kann die Stadt nicht vorweisen – weil es sie schlicht nicht gibt. Alternative Areale für einen möglichen Stadionneubau finden sich bislang auch nicht. Die späte Einsicht der Stadtoberen war deshalb nur verständlich. Resultierend aus diesen offensichtlichen Notwendigkeiten wollen die Stadionbefürworter mehr: Erneut forderten deshalb Roman Beer und seine Vereins-Mitstreiterin Stefanie Dilba »einen langfristigen Erhalt« des Stadions. Laut Beer müssten der Zusage Strobls, zumindest bis 2018 den Spielbetrieb dort zu garantieren, endlich auch entsprechend konkrete Beschlüsse der Stadt folgen.

Denn hier liegt der Hase im Pfeffer: Diesen konkreten und bindenden Beschluss vonseiten des Stadtrates als einzigem Entscheidungsgremium gibt es noch nicht. Deshalb hängt über allen Freunden des Areals nach wie vor das Damoklesschwert eines Abrisses 2010 (nach wie vor ist dies offizielle Beschlusslage der Stadt, Anm. d. Red.). Ein unhaltbarer Zustand für jemanden wie Stefanie Dilba, die begleitet von reichlich Applaus den Charakter des Stadions als »Wahrzeichen und Herzblut-Arena« für die Fans ebenso wie Beer erneut deutlich machte. Außerdem müsse dem »Stadion als Heimat« vieler Fans Rechnung getragen werden, so die Forderung.

Stadt-Schlingern

Apropos Rechnung: bei der Stadt tut man sich offensichtlich aber schwer, konkrete Rechnungen aufzumachen und in wirklich langfristige Entscheidungsform zu gießen. Immer wieder verweist man auf den Umstand, das Stadion schließlich »drittligatauglich gemacht« zu haben und so den strengen Auflagen des Deutschen Fußballbundes (DFB) für die Dritte Liga entsprochen zu haben. In der Tat hat die Stadt München im vergangenen Jahr 800.000 Euro in die Hand genommen, um diese Grundtauglichkeit auch tatsächlich zu generieren. Ein klares Bekenntnis zum Stadion von Seiten der Stadt freilich sieht nicht nur für die Fans anders aus.

H. Hettich

Artikel vom 29.10.2008
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