Rückzug aus Planungen für Christkindlmarkt nach Drohbrief

Ramersdorf · Gewerbekreis steigt aus

Ramersdorf · »Wir sind schon mit ganz anderen fertig geworden« heißt es unter anderem in einem anonymen Brief an den Vorsitzenden des Gewerbekreis Ramersdorf e.V. Johann Müller, in dem diesem nahe gelegt wird sich aus den Planungen für den Ramersdorfer Christkindlmarkt zurückzuziehen.

»Das war sozusagen der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat«, sagt Müller und meint damit, dass der Brief nicht der einzige Grund sei, wieso er aus der Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein aussteigt. »Es gab unüberwindbare Hindernisse, man beschließt im großen Rahmen etwas, das dann im internen Kreis wieder umgeworfen wird, es gab viel Mauschelei, man wollte mir keinen Einblick gewähren – kurz: ich bin halt unbequem geworden«. Trotzdem habe es ihn nachdenklich gestimmt, »wie weit Menschen gehen können«. Von wem der Drohbrief stammen könnte, weiß Müller nicht, will sich auch zu keinen Vermutungen hinreißen lassen. »Ich bin einfach enttäuscht, ich habe monatelang mein Herzblut da reingehängt«.

»Jetzt sind wir wieder allein, das bedauern wir sehr«, sagt Konrad Ziegler, Vorsitzender des Bürgervereins. Eine Videoleinwand und ein aufblasbares Zelt, das der Gewerbekreis organisieren wollte, wird es jetzt voraussichtlich nicht geben. »Aber ich hoffe, dass wir viele andere Ideen umsetzen können«. So soll es in diesem Jahr beispielsweise themenbezogene Wochenenden geben.

Gerüchte, dass er und Johann Müller sich nicht verstanden hätten, dementiert Ziegler. »Ich kann mir nichts vorwerfen, ich habe Herrn Müller immer mit Respekt behandelt«, betont er. »Und wir haben immer mit offenen Karten gespielt«.

Ein Dorn im Auge waren Müller z.B. die hohen Kosten für den Auf- und Abbau der Hütten: 8.000 Euro, die sich seiner Meinung nach hätten reduzieren lassen können und von denen er nicht einmal wisse, wo sie hinfließen. »Früher haben wir das selbst gemacht, aber jetzt sind wir alle alt und müssen einen Zimmermann engagieren«, erklärt Ziegler, der bald 70 Jahre alt wird. Der Verein, der den Christkindlmarkt seit 24 Jahren organisiert, finde keinen Nachwuchs.

Der Gewerbekreis wäre eine willkommene Unterstützung gewesen. Doch offenbar gab es zu viele Meinungsverschiedenheiten. Zur Kostenminderung hatte der Gewerbekreis auch vorgeschlagen, den Christkindlmarkt nur 14 Tage lang auf der Trambahnschleife stattfinden zu lassen. »Aber die Auf- und Abbaukosten wären doch die gleichen gewesen«, wehrt Ziegler ab.

Finanzielle Unterstützung hat der Christkindlmarkt nicht zu erwarten, und deshalb ist Müller ebenfalls sauer. »Wir haben keine Rückendeckung vom Bezirksausschuss bekommen«. Als das Programm fertig war, habe es im Bezirksausschuss geheißen, dass es für vier Wochen keine Unterstützung gebe.

»Im Bezirksausschuss wurde niemals ein Antrag gestellt«, berichtigt Meike Schmidt, Schriftführerin beim Gewerbekreis und Quartiersmanagerin von Soziale Stadt Ramersdorf und Berg am Laim. Vielmehr wurde bei einem Treffen vereinbart, dass der Gewerbekreis einen Antrag an die Soziale Stadt stellt und der Bürgerverein an den BA. Der Koordinierungsgruppe der Sozialen Stadt gehören allerdings auch sechs Mitglieder des BAs an und als der Antrag dort in einer Vorbesprechung durchfiel, »wurde wahrscheinlich davon ausgegangen, dass ein Antrag im BA dann auch abgelehnt würde«, so Schmidt.

»Der Ausstieg ist nicht endgültig, zumindest für dieses Jahr, aber der Brief hat mir jegliche Motivation genommen«, erklärt Müller. »Die Adressen von denjenigen, die im Programm vorgesehen sind, geben wir selbstverständlich weiter«, sagt Meike Schmidt. Sybille Föll

Artikel vom 28.10.2008
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