Ungewohnte Effizienz verhilft dem EHC zu einem schon fast unheimlichen Höhenflug

Fünf Punkte aus zwei Dritteln

Im Kampf um den Puck behielten die Münchner (hier: Dylan Gyori, re.) in den entscheidenden Situationen die Oberhand gegen Bietigheim.  Foto: RST

Im Kampf um den Puck behielten die Münchner (hier: Dylan Gyori, re.) in den entscheidenden Situationen die Oberhand gegen Bietigheim. Foto: RST

Daniel konnte einem am Freitagabend wirklich leid tun. Wer Daniel ist? Derjenige, der den Internet-Liveticker der Eispiraten Crimmitschau verfasst. Zwei Drittel lang nämlich durften die Anhänger des Tabellenschlusslichts, zu denen der emotionale Daniel zweifellos gehört, hoffen, ihr Team könnte gegen den EHC etwas reißen. 1:0 hatten die Eispiraten nach dem ersten Spielabschnitt geführt, 2:0 nach dem zweiten. Doch im letzten Drittel drehten die Münchner auf, erzielten gleich vier Treffer (Schützen: Wycisk, Wrigley, Raubal, Kompon). Am Sonntag veredelten die Mannen von Pat Cortina schließlich ihr Wochenende und schlugen Ligaprimus Bietigheim mit 3:2 nach Penaltyschießen.

Von Jan Lüdeke

So langsam wird die Serie des EHC unheimlich. Sieben der letzten acht Partien konnten die Münchner für sich entscheiden. Der Grund dafür ist eine neue, ungewohnte Effizienz. Von sechs Spieldritteln und einer Verlängerung am Wochenende gewann der EHC lediglich zwei – das letzte in Crimmitschau und das mittlere gegen Bietigheim. Hinzu kommt freilich das erfolgreiche Penaltyschießen gegen die Schwaben, in dem Neuzugang Brandon Dietrich und der Topscorer der Vorsaison, Mike Kompon, die Nerven behielten. Eiskalte Münchner – so kann es weitergehen.

Pat Cortina wäre jedoch nicht Pat Cortina, wenn er, Realist wie gewohnt, die Euphorie nicht bremsen würde. Der Coach erwartet, dass seine Schützlinge das aktuelle Niveau nicht mehr lange halten können. Mit einer Handbewegung prophezeit er, dass es vom Gipfel bald wieder ins Tal gehen könnte. »Wenn wir diese Form und diese Einstellung noch eine Woche halten können«, hofft der Italo-Kanadier, »wäre ich schon sehr zufrieden.« Danach steht ein spielfreies Wochenende an. Zeit also, die Akkus wieder aufzuladen. Auch wenn Cortina scherzt – »Die eine Stunde Extraschlaf durch die Zeitumstellung hat’s am Sonntag ausgemacht« – scheint das bitter nötig.

Teilweise unterliefen den Münchner Profis im Spitzenspiel, das hielt, was es versprach, kleine Unachtsamkeiten. »Wir haben auch Fehler gemacht«, analysierte Cortina hinterher folgerichtig. Deshalb sieht er, trotz des erwarteten Formabfalls, Verbesserungspotenzial. »Wir haben noch viel Luft nach oben. Es ist erst Ende Oktober.« Und der Ligabetrieb läuft noch bis Anfang März des kommenden Jahres. Bis dahin möchte der Trainer Defizite in allen Mannschaftsteilen aufgearbeitet haben. Das Spiel mit dem Puck müsse verbessert werden. Denn gegen Bietigheim habe man das Spielgerät zu oft an den Gegner verloren, gerade weil man in der neutralen Zone zu oft versucht habe durch die Mitte zu spielen, dort, wo der Gegner mit einer massiven Defensive am leichtesten verteidigen kann.

Im Angriff sollen die Stürmer künftig häufiger den Abschluss suchen. Dem zwischenzeitlichen Bietigheimer Anschlusstreffer zum 1:2 war eine Szene vorausgegangen, in der Martin Buchwieser, Niklas Hede und Florian Kettemer bei einem Konter mit drei gegen einen den Puck vertändelt hatten. Hätte Buchwieser den Abschluss gesucht, hätte man zwar nicht zwangsläufig einen Treffer erzielt, man hätte sich jedoch auch keinen Konter gefangen.

Trotz aller Warnungen von Pat Cortina steigt mit der aktuellen Erfolgsserie die Euphorie rund ums Team und damit verbunden auch die Erwartungshaltung. Mit einer Bilanz von neun Siegen bei nur vier Niederlagen hat sich der EHC mittlerweile auf den dritten Rang der Zweiten Bundesliga vorgeschoben. Diesen Trend gilt es nun zu bestätigen, denn mit den Heilbronner Falken wartet am Freitag (20 Uhr, Olympia-Eishalle) wieder ein schwerer Brocken. Vielleicht erfüllt sich ja Cortinas Wunsch: »Hoffentlich werden wir in dieser Saison noch mehr solcher Spiele wie das gegen Bietigheim sehen.« Erfolg lädt eben auch den kühnsten Realisten zum Träumen ein.

Artikel vom 28.10.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...