Unterschleißheim hat jetzt eine von drei Blinden-Laufbahnen in Europa

Unterschleißheim · Hier muss man nur laufen, nicht sehen

»Bahn frei« für blinde Läufer: Mit dem Durchschneiden des Startbands geht für die Blindenschule ein langgehegter Wunsch in Erfüllung.	Foto: ba

»Bahn frei« für blinde Läufer: Mit dem Durchschneiden des Startbands geht für die Blindenschule ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Foto: ba

Unterschleißheim · Völlig ohne fremde Hilfe leben zu können – für Blinde ein hoch gestecktes Ziel. Die Kinder der Blindenschule kommen ihm jetzt auch beim Sport ein Stück näher: Auf den Sportanlagen neben dem Hallenbad eröffnete die Schule eine Blindenlaufbahn, die es in dieser Form nur zweimal in Deutschland und dreimal in Europa gibt.

Die Besonderheit ist ein Hohlraum in der Mitte, durch den die Blinden nach Geräusch auf dem 213 Meter langen Rundkurs ihre Bahnen ziehen können. An beiden Seiten ist die Bahn gewölbt, so dass der Läufer ohne fremde Hilfe spürt, wenn er sich dem Rand nähert. »Hier kann ich jeden Blinden blind drauf stellen«, sagt Anne Heinzl, die als Lehrerin der Blindenschule ihre Schüler gleich eine Eröffnungsrunde drehen ließ. Die meisten Jugendlichen standen das erste Mal auf dieser Bahn – und hatten nach ein paar Metern mit wackligen Knien den Bogen raus, genossen begeistert den Lauf ohne Begleiter.

Beim Rundendrehen müssen die Blinden nun nur das Gehör schulen, damit sie ein Gespür dafür bekommen, wenn sie auf andere auflaufen oder von hinten jemand schneller ist. Für die Blindenschule ist mit der Bahn ein Traum in Erfüllung gegangen. Bis zum Jahr 2000 gab es noch eine solche sportliche Einrichtung in der ehemaligen Münchner Blindenschule, die mit dem Umzug nach Unterschleißheim aufgelöst wurde.

Seither arbeitete die Schule daran, wieder eine solche Bahn zu bekommen. Als Eigenleistung gewann die Schule drei Sponsoren mit dem Lions Club Alt-Schwabing, der Stadt München und der Sternstunden-Aktion des Bayerischen Rundfunks. Auf diesem Wege kamen rund 100.000 Euro zusammen – die andere Hälfte der gut 200.000 Euro teuren Laufbahn bezahlte die Stadt.

Bürgermeister Rolf Zeitler wünschte den Schülern der Edith-Stein-Schule viel Freude am Sport und Erfolg in ihren Vereinen SV Lohhof und Post SV München. Der Bürgermeister hatte Glück, dass es zu der Eröffnung durchgehend regnete – und es ihm erspart blieb, mit verbundenen Augen eine Runde auf der Bahn zu drehen. So musste sich der Stadtchef sein Ständchen nicht verdienen. Die Kinder hatten als besondere Überraschung ein Lied kreiert über ihre neue Laufbahn. ba

Artikel vom 21.10.2008
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