Bahnhof-Ausbau in Feldkirchen und Zehn-Minuten-Takt in Poing erwünscht

Ismaning/Feldkirchen · Die S-Bahn im Landkreis

Feldkirchens Rathauschef Werner van der Weck hofft, dass mit dem »Erdinger Ringschluss« auch in Feldkirchen der S-Bahnhof umgebaut wird. Foto: ko

Feldkirchens Rathauschef Werner van der Weck hofft, dass mit dem »Erdinger Ringschluss« auch in Feldkirchen der S-Bahnhof umgebaut wird. Foto: ko

Ismaning/Feldkirchen · In einigen Gemeinden im Münchner Norden sorgt die S-Bahn immer wieder für kommunalen Gesprächsstoff, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. So scheiterte zum Beispiel jüngst die Gemeinde Ismaning mit einer Anbindung des Ortsteils Fischerhäuser an die S-Bahn.

Schuld daran ist die so genannte »Potenzialuntersuchung«, die der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) dem Ismaninger Gemeinderat in der Septembersitzung vorgelegt hat. Fischerhäuser ist mit rund 700 Einwohnern einfach zu klein für einen eigenen S-Bahnhof, denn im Ortsteil würden maximal 1.500 Fahrgäste die Anbindung nutzen. Eine »tiefer gehende Untersuchung« macht laut MVV aber erst ab einer Anzahl von 4.000 Fahrgästen Sinn, dann könne ein »S-Bahnhof in Betracht gezogen werden«.

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Außerdem würde die Fahrtzeit zum Flughafen durch den zusätzlichen Halt um zirka eineinhalb Minuten verlängert werden. Diese Verzögerung sowie Betriebskosten für Bremsen und Anfahren der S-Bahn in Höhe von 220.000 Euro jährlich würden der Gemeinde Ismaning in Rechnung gestellt. Deswegen hat der Ismaninger Gemeinderat im September einstimmig dafür votiert, das Vorhaben derzeit auf Eis zu legen. »Gebe es eine realistische Chance, würden wir die ergreifen, zum jetzigen Zeitpunkt gibt es sie nicht«, sagt der Ismaninger Rathauschef Michael Sedlmair (FW).

In Feldkirchen gibt es zwar laut Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) die S-Bahn-Station schon seit 1972, mittlerweile befinde sich der Bahnhof aber in einem »absolut maroden« Zustand. So sei zum Beispiel die Treppe zum Bahnsteig viel zu steil und es gibt keinen behindertengerechten Zugang. »Rollstuhlfahrer kommen gar nicht, Mütter mit Kinderwagen nur mit Hilfe auf den Bahnhof«, sagt van der Weck. Und packt beim Treffen vor Ort selbst mit an, als eine junge Frau ihr Kindergefährt nicht alleine über die Treppen bugsieren kann.

Am vergangenen Donnerstag hat der Gemeinderat Feldkirchen Mittel für eine Verbesserung des Bahnhofsplatzes in den Haushalt 2009 eingestellt. Mit 13:4 Stimmen votierte das Gremium dafür, rund 68.000 Euro für Erneuerungen am Bahnhofsplatz einzuplanen. Mit dem Beschluss folgten Verwaltung und Gemeinderat einem früheren Antrag der CSU-Fraktion. Die CSU hatte Verbesserungen gefordert, weil ein Bahnausbau mit Verschwenkung der S-Bahntrasse gen Messe und einem dazugehörigen Umbau des Feldkirchner S-Bahnhofes »wohl noch lange auf sich warten lassen wird«. Auch wenn über den Bahnausbau in Folge der Planungen des Erdinger Ringschlusses, bei dem die Strecke Erding – Flughafen München – Freising per S-Bahn mit Aus- und Neubauten geschlossen werden soll, bereits ein Gespräch zwischen den Fachplanern und der Gemeinde stattgefunden hat, muss mit einer mehrjährigen Planungs- und Bauphase gerechnet werden.

So sollen die Planfeststellungsunterlagen 2010 erarbeitet werden und danach ein mindestens einjähriges Planfeststellungsverfahren erfolgen. Auch kann laut der Feldkirchener Gemeindeverwaltung noch gar nicht verbindlich gesagt werden kann, ob die Messe-Anbindung der S-Bahn überhaupt gebaut wird, weil die Finanzierung noch nicht geklärt sei.

Für Vorplanungen hat die Gemeinde Feldkirchen dem Eisenbahnbundesamt bereits mitgeteilt, dass die Messeverschwenkung mit der dafür nötigen Überführung der S-Bahn über die bestehende Hauptstrecke eine erhebliche Lärmbelästigung für die dortige Wohnbebauung mit sich bringe.

Die Gemeinde fordert deshalb, zu prüfen, ob die Verschwenkung mit einer Untertunnelung wieder in die Hauptstrecke münden könne, sonst sollten ausreichend Lärmschutzmaßnahmen für das betroffene reine Wohngebiet geschaffen werden und das Wohngebiet Olympiastraße/Münchner Straße einbezogen werden.

Planungen gibt es für den Feldkirchener Bahnhof laut dem Bürgermeister schon seit zirka 2001. Einen Durchstich auf die nördliche Seite der Schienen etwa, wo ein Platz für Busse und PKW angelegt werden soll. Zur Treppe sollte außerdem ein Lift installiert werden. »Das alles war vor einigen Jahren schon mit der Deutschen Bahn abgestimmt, bis den Bahn-Verantwortlichen die Idee kam, an die Börse zu gehen und sonst kein Geld mehr auszugeben«, sagt van der Weck. Somit war der Feldkichener Bahnhofsumbau erst einmal gestorben und die Gemeinde hatte laut dem Rathauschef ungefähr 100.000 Euro umsonst für die Planungen ausgegeben.

Werner van der Weck hofft nun auf den Erdinger Ringschluss. Sollte dann auch der Feldkirchener Bahnhof ausgebaut werden, ist die Gemeinde bereit. Denn laut dem Bürgermeister könnte ab 2010 nach Auslegung des Planfeststellungsverfahrens konkret geplant werden und ab zirka 2012 mit dem Bau begonnen werden. Bis 2018 hätte Feldkirchen dann eventuell einen neuen Bahnhof.

Für den Poinger Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) bedeutet der geplante Ringschluss hingegen erstmal Sand im Getriebe für eine neue S-Bahn-Taktung. Denn seine Gemeinde vermisse hier einen Zehn-Minuten-Rhythmus, an dem wegen des »Erdinger Ringschlusses« nur zögerlich gearbeitet werde.

Für Poing wäre aber eine höhere Frequenz im S-Bahn-Verkehr »äußerst wichtig«, da dies den Individualverkehr reduziere. »Poing wächst und wächst – ohne S-Bahn würde bei uns Chaos herrschen und wir könnten zusperren.«

Kirsten Ossoing

Artikel vom 14.10.2008
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