Nassirou Kasoumou Hararou aus Benin schaut sich in Feldkirchen um

Feldkirchen · Ein neuer Praktikant lernt das Verwalten

Der 1. Bürgermeister Werner van Weck und der geschäftsleitende Beamte Jürgen Schäpe nahmen den neuen Praktikanten in ihre Mitte.	 Foto: Gemeinde

Der 1. Bürgermeister Werner van Weck und der geschäftsleitende Beamte Jürgen Schäpe nahmen den neuen Praktikanten in ihre Mitte. Foto: Gemeinde

Feldkirchen · Seit Montag, 29. September, hat die Gemeinde Feldkirchen einen Praktikanten aus Benin (Westafrika) unter ihre Fittiche genommen. Zwei Wochen lang wird Nassirou Kassoumou Hararou (30) die kommunale Selbstverwaltung kennen lernen und diese Erkenntnisse mit in sein Heimatland nehmen.

Nassirou Kassoumou Hararou hat sich für seinen Aufenthalt in Feldkirchen zwei wichtige Ziele vorgenommen: »Mir ist wichtig, zu erfahren, wie man auf Gemeindeebene bei den Einnahmen Ressourcen erzielt, denn mit solchen Einnahmen könnte man in Benin kleinere Entwicklungsprojekte auf kommunaler Basis finanzieren.« Ein zweites Anliegen betrifft nicht nur die Gemeindeverwaltung, denn Nassirou Kassoumou Hararou will auch partnerschaftliche Kontakte knüpfen – sowohl zur Gemeindeverwaltung als auch zu Vereinen, Einrichtungen und Bürgern. Diese Kontakte würde er gerne pflegen, damit vielleicht eine Zusammenarbeit zwischen seiner Heimat in Benin und Feldkirchen begründet werden kann.

Nassirou Kassoumou Hararou ist im Rahmen eines Entwicklungshilfe-Programms ein Jahr lang in Deutschland zu Gast. Es dient der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Benin. Insgesamt 23 Fachleute aus Westafrika werden dabei in die Praxis einer staatlichen Selbstverwaltung und in das Regionalmanagement eingeführt. In seiner Heimat ist Nassirou Kassoumou Hararou Generalsekretär in einem Departement im Nordwesten von Benin und dabei zuständig für die Gemeinde Natitingou mit 100.000 Einwohnern. Zudem ist er tätig als zweiter Generalsekretär für das dortige Gesamtdepartement Atakora und Donga mit 13 Gemeinden, 800.000 Einwohnern und einer Größe von 32.000 qkm. Die Tätigkeit als Generalsekretär kann mit der Arbeit eines geschäftsleitenden Beamten hierzulande verglichen werden.

Über sein Heimatland will Nassirou Kassoumou Hararou bei der nächsten Gemeinderatssitzung am Donnerstag 9. Oktober, im Rathaus Feldkirchen berichten. Für Nassirou Kassoumou Hararou ist der Aufenthalt in Feldkirchen fast die letzte Station seines Deutschland-Jahres. Bislang absolvierte er Fortbildungen in Feldafing (Kreis Starnberg), Saarbrücken, Altusried (Allgäu), Leipzig und Altenkirchen (Rheinland-Pfalz). Nach seinem Besuch in Feldkirchen folgt noch ein Abschluss-Seminar in Berlin, bei dem auch Kontakte zum Entwicklungsministerium geknüpft werden sollen. Im Rahmen des Deutschland-Aufenthaltes lernen die Fachleute aus Benin, wie eine Selbstverwaltung in der Praxis funktioniert.

Bei seinem einjährigen Deutschland-Aufenthalt kristallisierten sich für Nassirou Kassoumou Hararou zwei besonders wichtige Themenfelder heraus: Die Möglichkeiten zur Förderung der lokalen Wirtschaft und das Funktionieren einer lokalen Demokratie. »Man kann sicher nicht alles eins zu eins auf Afrika übertragen, aber vieles von den Methoden und Ideen kann auch in Benin umgesetzt werden«, sagt Nassirou Kassoumou Hararou. Als Beispiel nennt er die Regionalentwicklungs-Konzepte, die hierzulande mit Beteiligung der Bürger erarbeitet werden.

Um solche Projekte in Benin zu realisieren, erfordere es gar nicht mal so viel Überzeugungsarbeit. »Schwieriger ist die Finanzierung solcher Projekte, denn unsere Länder bekommen zwar viel Geld aus der Entwicklungshilfe, aber es kommt oft nicht in den Bereichen an, in denen es benötigt wird«, so Nassirou Kassoumou Hararou.

Oft bleibe Geld beispielsweise den großen Städten vorbehalten und manchmal werde das Geld nicht für die Bedürftigen sondern für andere Projekte in Benin verwendet. Umso wichtiger ist es für Nassirou Kassoumou Hararou, Einnahmequellen der Gemeinden kennen zu lernen, damit auch in Benin solche Einnahmemöglichkeiten geschaffen werden können. Deutschland verlässt Nassirou Kassoumou Hararou mit zwiespältigen Gefühlen: »Ich habe hier viele Freunde gefunden und es ist traurig, diese Leute wieder zu verlasen. Aber ich bin auch froh, wieder in meine Heimat zurück zu kehren.« Dies liege nicht nur an der Sehnsucht nach seiner Familie, zu der eine sechsjährige Tochter gehört. »Ich freue mich auch darauf, das zu übertragen, was ich hier gelernt habe. Afrika braucht Leute wie uns, damit sich der Kontinent weiter entwickeln kann«, sagt Nassirou Kassoumou Hararou.

In Benin wird er wieder seinen Dienst als Generalsekretär aufnehmen – obwohl er diesen eigentlich nie ganz ruhen ließ, denn auch während seines Deutschland-Jahres hat er seinen Stellvertreter in Benin per E-Mail kräftig unterstützt.

Artikel vom 08.10.2008
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