In der Brieger Straße entstehen 220 Wohnungen – die Anwohner sind besorgt

Moosach · Angst vor neuen Nachbarn

Die Anwohner an der Brieger Straße betrachten das Bauvorhaben mit großer Sorge. Foto: sd

Die Anwohner an der Brieger Straße betrachten das Bauvorhaben mit großer Sorge. Foto: sd

Moosach · Noch ist es ein weites Feld, was man dort in der Brieger Straße in Moosach vorfindet. Doch Gerüchte und Ängste kochen bei vielen Bürgern hoch, seit feststeht, dass auf der Wiese bald 220 Wohnungen für 800 Menschen entstehen sollen. Der Bezirksausschuss Moosach (BA 10) stimmt in vielen kritischen Punkten mit den besorgten Anwohnern überein, ist aber mit den Grundzügen der Planung einverstanden.

Der Bauherr, die JK Wohnbau, will jetzt den direkten Kontakt zu den Anwohnern suchen, um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Was auf dem teils privatem, teils städtischem Boden entstehen soll, ist ein umfangreicher Wohnkomplex aus Eigentums- und Mietwohnungen. Insgesamt sind etwa 220 Wohneinheiten anvisiert. Dazu kommen noch Gemeindebedarfsflächen, auf denen ein Kindergarten, ein Kindertageszentrum und weitere Einrichtungen entstehen sollen. Im Osten und äußersten Norden wird eine öffentliche Grünfläche entstehen.

Mit dem Bau würde auch das Kinder- und Jugendzentrum »Die Arche« eine feste Bleibe bekommen. Bisher ist sie dort in einem provisorischen Gebäude untergebracht. »Es besteht ein Bedarf an sozialer Infrastruktur«, schildert Marion Wolfertshofer, Zuständige für das Projekt bei der Stadtplanung, die Sachlage. Durch die geplanten Einrichtungen soll der erhöhte Bedarf der neuen Nachbarn als auch der angestammten Anwohner gedeckt werden.

Doch viele von ihnen reagieren alles andere als erfreut auf das Projekt. 200 Personen haben vergangene Woche an der Ortsbegehung teilgenommen, um auf ihre Bedenken aufmerksam zu machen. So befürchten sie zum Beispiel, dass ihre Keller in Zukunft voll laufen könnten, wenn der Grundwasserspiegel durch den Bau verändert wird. Außerdem rechnen sie mit einer erheblichen Zunahme des Verkehrs, Lärms und dadurch Parkplatznot. Letztere ist schon jetzt in der Brieger Straße vorhanden. Die Sicherheit der Kinder würde durch die vielen Autos noch mehr gefährdet werden. Die Bewohner fragen sich auch, wie die umliegenden Schulen, den neuen Schub an Kindern bewältigen wollen. Auch hier treten vereinzelt schon Raumprobleme auf.

»Bisher stehen ganz klar die Interessen der Bauträger vor denen der Anwohner«, behauptet Karlheinz Karas, Sprecher der Anwohnergemeinschaft Brieger Straße, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Vor ein paar Tagen haben die Betroffenen gemeinsam einen Brief an den Oberbürgermeister und den Fraktionsvorsitzenden, sowie an die Stadtbaurätin verfasst. Was sie brauchen ist die »Unterstützung aus der Politik«, so Karas, damit die genannten Probleme möglichst gering gehalten werden.

In einer gemeinsam verfassten Stellungnahme aller Fraktionen des BA 10 werden sie nun überprüft. »Wenn wir nicht jetzt alle Ängste und Bedenken des BA und der Bürger vorbringen, wann dann?«, rechtfertigt die Sprecherin der SPD-Fraktion, Hannelore Schrimpf, das Schreiben. Dennoch hebt sie hervor: »Wir sind mit den Grundzügen der Planung einverstanden«.

Ein wesentlicher Aspekt der Diskussionen ist die Sozialverträglichkeit, welche die Anwohner beunruhigt. Als Auflage sind 30 Prozent geförderter Wohnungsbau im Neubau von der Stadt vorgesehen. Da die Nachbarschaft wie Lauinger-/Donauwörther- und Dillinger Straße bereits als sozialer Brennpunkt gilt, befürchten die Anwohner, dass mit weiterem gefördertem Wohnungsbau, die Probleme zunehmen. Bürger und BA 10 fordern deshalb, dass bereits der verwirklichte Teil des umliegenden sozialen Wohnungsbaus bei der Kalkulation der Neubauten mit einbezogen wird. Birgit Goedele, Leiterin der Marketing- und Unternehmenskommunikation des Bauträgers JK-Wohnbau hätte gegen diese Maßnahme nichts einzuwenden. Bisher sind geplant, 20 Prozent der Wohnungen nach einkommensorientierter Föderung (EOF) zu bauen und zehn Prozent nach »München Modell« für Familien mit mittleren Einkommen. »Die Stadt nimmt unglaublichen Einfluss auf den Bau.

Letztendlich entscheidet sie was gewünscht wird, danach müssen wir uns richten«, erklärt Goedele. Die Anwohner seien dem Bauträger keinesfalls völlig egal. In nächster Zeit werde sie und ihre Kollegen den direkten Kontakt zu den Menschen in der unmittelbaren Umgebung suchen, um »einige Missverständnisse«, wie sie sagt, aus dem Weg zu räumen. Sofia Delgado

Artikel vom 07.10.2008
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