Vom »Giesinger Loch« zur modernen Kinder- und Jugendpsychiatrie

Not als Kriterium des Tuns

Obergiesing · Am 15. Februar konnte am Neubau der Heckscher Klinik Richtfest gefeiert werden.

Im Sommer des nächsten Jahres soll die Klinik eröffnet werden. In feierlichem Rahmen fand zusammen mit Karin Stoiber, Schirmherrin der neuen Heckscher-Klinik und Gattin des Ministerpräsidenten, das Richtfest statt. Der Neubau ist dringend notwendig: Die alten Gebäude in der Heckscher Straße sind seit langem sanierungsbedürftig und die Verhältnisse sind dort derart beengt, dass eine angemessene Therapie von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen nur erschwert möglich ist. Im Neubau werden nun die Voraussetzungen für eine optimale Behandlung geschaffen. Neben der stationären und der ambulanten Klinik mit großzügigen Therapieräumen werden hier unter anderem eine mehrstufige Schule für etwa 100 Kinder, Wohnungen für Klinik-Mitarbeiter und eine eigene Sporthalle entstehen.

Bezirkspräsident Franz Jungwirth betonte in seinem Grußwort, dass es in dem Neubau auch eine Station für Jugendliche mit Alkohol- und Drogenproblemen geben wird, eine in Bayern einzigartige Einrichtung. „Besonders freut es mich aber auch, das mitten in der Stadt so etwas wie eine kleine grüne Oase entsteht und dass darüber hinaus ökologische Grundsätze beim Bau nicht zu kurz kommen.“ So erhält der Neubau Anlagen zur Wärmerückgewinnung und zur Nutzung der Sonnenenergie.

Gerade bei der Hilfe für psychisch Kranke sei immer ein Stück Idealismus notwendig, stellte Jungwirth heraus. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an den Stifter und Namensgeber der Heckscher-Klinik, den amerikanischen Industriellen August Heckscher. Er war zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu Reichtum gekommen und setzte diesen ein, um eine Stiftung zu gründen, die der Verhütung von Kindesmisshandlung dient und Erholungs- und Bildungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche fördert. Als in München eine Klinik für Kinder in seelischer Not gebraucht wurde, spendet er spontan 500.000 Goldmark (damals eine gewaltige Summe), mit denen eine Klinik gegründet und weiterbetrieben werden konnte – bis zur Übernahme durch den Bezirk Oberbayern im Jahre 1972. Jungwirth: „Das Vorbild August Heckschers sollte uns anhalten, die Nöte von Menschen in schwierigen Lebenslagen immer zum ersten Kriterium unseres Handelns zu machen.“ N. F.

Artikel vom 21.02.2001
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