Unterföhringer Galileo-Chefreporter Scheuren erhält Auszeichnung für Film-Doku

Unterföhring · Zwischen Pietät und Sensation

Galileo-Chefreporter Karsten Scheuren (l.) beim Empfang bei Unterföhrings Bürgermeister Franz Schwarz: Für das Galileo-Spezial »Grab in eisigen Höhen – Bergung aus der Todeszone« hat Scheuren den Bayerischen Fernsehpreis »Blauer Panther« erhalten.	 F: ko

Galileo-Chefreporter Karsten Scheuren (l.) beim Empfang bei Unterföhrings Bürgermeister Franz Schwarz: Für das Galileo-Spezial »Grab in eisigen Höhen – Bergung aus der Todeszone« hat Scheuren den Bayerischen Fernsehpreis »Blauer Panther« erhalten. F: ko

Unterföhring · Probleme des Alltags verlieren an Gewicht, wenn man der Schilderung des Unterföhringers Karsten Scheuren lauscht, was im Juli vergangenen Jahres auf dem Gipfel des Berges Broad Peak in Pakistan passiert ist. Der Galileo-Chefreporter beim Fernsehsender Pro7 hat als Autor und Regisseur für das Galileo Spezial »Grab in eisigen Höhen - Bergung aus der Todeszone« Anfang Mai den Bayerischen Fernsehpreis erhalten.

Ihm zu Ehren hat Unterföhrings Bürgermeister Franz Schwarz (SPD) am vergangenen Freitag die Presse zu einem Umtrunk in das Rathaus eingeladen.

Ein tödlich verunglückter Bergsteiger liegt auf über 8.000 Metern Höhe. Die Bergung des im Juli 2006 kläglich verdursteten österreichischen Alpinisten Markus Kronthaler scheint zunächst unmöglich. Denn ein Hubschrauber hat keine Chance, so weit oben zu landen, er kann nicht unter Kontrolle gehalten werden.

Für die Eltern und den Bruder des Verstorbenen ist es aber wichtig, Abschied zu nehmen. Dazu muss der Leichnam beerdigt werden. Das Grab in Kufstein, dem Heimatort der Familie, das ein Jahr lang leer war, soll im Sommer 2007 den Toten aufnehmen. Georg Kronthaler, der Bruder des Verunglückten, organisiert die Bergung. Als Filmteam steht ihm die Galileo-Crew zur Seite.

Obwohl Karsten Scheuren vor Ort in Pakistan nicht dabei war und die Geschehnisse über ein Jahr her sind, merkt man ihm auch beim Treffen im Unterföhringer Rathaus an, wie sehr ihn das Erlebte bewegt. Als Galileo-Chefreporter hat Scheuren nicht lang gezögert, den Dreh zu übernehmen. Für ihn stellte sich zu Beginn die Frage, ob man es überhaupt akzeptieren könne, wenn Menschen in den Bergen sterben, sie dort dann liegen zu lassen. »Das ist eine Frage der Menschlichkeit.«

Alpinistisch gesehen sei die Bergung eine Pionierleistung mit Auswirkungen auf die Zukunft. Denn nun könne keiner in einer vergleichbaren Situation mehr sagen, »es ist unmöglich, den zu holen«. Der emotionale Druck auf Georg Kronthaler und auf dessen Eltern ist laut Karsten Scheuren enorm gewesen, der Tod des Bruders habe, solange er auf dem Berg lag, keinen Sinn gemacht. Es sei »gruselig«, wenn andere Bergsteiger Fotos der tödlich Verunglückten für Diashows oder gar eine Veröffentlichung im Internet machen würden. Dann könnten die Familien der Betroffenen gar nicht abschließen, das Wissen, dass auf dem Berg die sterblichen Überreste enger Verwandter liegen würden, sei eine »unerträgliche Situation«.

Scheuren selbst ist als Bergsteiger bis auf alpine 5.500 Meter vorgedrungen, in ein Basislager am Mount Everest. Er hat die Antriebslosigkeit, die einen in dieser Höhe erfasst, am eigenen Leibe verspürt. »Das ist eine große Gefahr«, denn der eigene Geist habe so weit oben »große Bedeutung«. Dazu komme noch, dass viele Bergsteiger ihre eigenen Grenzen nicht kennen würden – »wie sollten sie auch, zum ersten Mal in einer solchen Situation«.

Rathauschef Franz Schwarz zeigte sich vor allem beeindruckt über den gelungenen schmalen Grad zwischen Pietät und Sensationsreportage des am 6. Januar dieses Jahres gesendeten Galileo-Spezials. »Diese Herausforderung haben Sie toll bestanden.«

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 02.09.2008
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