Hans Stießberger sen. verstorben

Haar · Immer ein Mann der Tat

Hans Stießberger sen.. Foto: Rammelsberger

Hans Stießberger sen.. Foto: Rammelsberger

Haar · Jede Gemeinde hat seine »Berühmtheiten« – Namen, die unwillkürlich in einem Atemzug mit dem Ortsnamen genannt werden. Von einer solchen Persönlichkeit muss sich die Gemeinde Haar nun verabschieden: Am 15. August verstarb Hans Stießberger im Alter von 88 Jahren.

»I bin und bleib a oida Haarer!« Das verkündete Hans Stießberger noch freudestrahlend an seinem 80. Geburtstag. Tatsächlich verbrachte er nicht nur sein ganzes Leben in Haar, sondern machte sich um die Gemeinde auch im außergewöhnlichen Maße verdient. Hineingeboren wurde er am 31. März 1920 in ein Haarer Sägewerk, das sein Vater nur wenige Jahre zuvor gekauft hatte. Ein »Hölzerner« war er dann auch sein ganzes Leben lang. Und er war ein Mann der Tat, der das Gesicht Haars entscheidend mit prägte.

Als 1950 die Haarer binnen eines Jahres all ihre drei Bürgermeister durch Ableben verloren, war es der damalige Feuerwehrkommandant Hans Stießberger, der von seinen Mitbürgern um Rat gebeten wurde. Kurzerhand gründete er die »Parteilose Interessengemeinschaft Haar« und aktivierte dafür den ehemaligen Bürgermeister von 1933 Hans Pinsel für eine erneute Kandidatur. 1952 schließlich, bei der nächsten offiziellen Wahl, zog Stießberger selbst in den Gemeinderat ein – und verblieb dort, ab 1959 als CSU-Mitglied, bis 1996. Er wurde zweiter Bürgermeister und Baureferent, zog 1960 in den Kreistag ein, war 18 Jahre Verwaltungsrat der Kreissparkasse, führte zehn Jahre die Feuerwehr an, wurde Mitglied in praktisch jedem Haarer Verein und baute ganz nebenbei zusammen mit seinem Bruder das Sägewerk zu beachtlicher Größe aus.

Außerdem gehört er zu den Erbauern des Freibads, wirkte federführend an der Entstehung des Jagdfelds mit und kämpfte lange für die Kanalisation der Gemeinde. Sicher als legendär ist seine »Teeraktion« in den 50er-Jahren zu bezeichnen, die seinen besonderen Ruf als Baureferent mitbegründete: Er setzte sich im Gemeinderat für die Anschaffung einer Teermaschine ein, organisierte eigenhändig Teer von den Amerikanern. Nur Geld für das Benzin für die Teermaschine konnte die damals arme Gemeinde nicht aufbringen. So forderte Stießberger die Anwohner dazu auf, freiwillig die Spritkosten für die Länge ihrer Grundstücke zu bezahlen. »Mei, dann ist halt a Fleckerteppich entstanden, weil vor den Häusern, die ned zahlt ham, is hoit dann a ned teert worn«, erzählte er gerne. Doch da die Schmach der »Ungeteerten« vor den Nachbarn zu groß war, war bald jede Straße mit einer durchgehenden Teerdecke ausgestattet. Für soviel Engagement bekam Hans Stießberger eine ganze Reihe an Auszeichnungen: Das Bundesverdienstkreuz, den Ehrenring des Landkreises München, den Titel des Haarer Ehrenbürgers und Ehrenkommandantes der Feuerwehr. Und noch eine bislang einmalige Ehre wurde ihm zuteil: Die Musikschule Haar komponierte ihm einen eigenen Jodler – den »Stießi-Jodler«. Hans Stießberger hinterlässt eine Ehefrau, zwei Kinder, vier Enkelkinder und einen Urenkel.

Beisetzung: Die Trauerfeier findet am Freitag, 22. August, um 11.00 Uhr in St. Konrad statt, anschließend wird der Verstorbene am Friedhof an der Gronsdorfer Straße (Nikolauskircherl) beigesetzt.

C. Erl

Artikel vom 20.08.2008
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