Maria Schweizer musste jahrzehntelang ohne ihren Bruder auskommen

Ottobrunn · Wiedersehen nach vielen Jahren

Maria Schweizer freut sich nach Jahrzehnten der Trennung ihren Bruder Eugen Kapovich wieder in die Arme schließen zu können. Begleitet wurde der Mann von seinem Schwiegersohn Yevgen Drobanow.  F.: Privat

Maria Schweizer freut sich nach Jahrzehnten der Trennung ihren Bruder Eugen Kapovich wieder in die Arme schließen zu können. Begleitet wurde der Mann von seinem Schwiegersohn Yevgen Drobanow. F.: Privat

Ottobrunn · Maria Schweizer (86 Jahre) strahlt wenn sie erzählt: »Im ersten Moment habe ich ihn gar nicht gekannt. Aber nach einem kurzen Moment der Fremdheit war es einfach wunderbar ihn zu sehen und ihn wieder in meine Arme zu schließen.« Die Rede ist von Maria Schweizers Bruder, Eugen Kapovich, der immer noch in ihrer gemeinsamen Heimat im Kaukasus, lebt.

Jahrzehnte waren vergangen, seit sich die Geschwister das letzte Mal gesehen hatten. Die ehemalige Lehrerin war noch als junge Frau nach Deutschland gekommen, hatte dort gelebt, geheiratet und Freunde gefunden.

Ihre Heimat hat sie aber dennoch nicht vergessen und natürlich auch ihren jüngeren Bruder nicht. Der Kontakt brach erst ab, als Maria Schweizer krank wurde und von München ins KWA-Seniorenwohnstift Stift Brunneck nach Ottobrunn zog. Sie selbst konnte sich nicht mehr um ihre privaten Kontakte kümmern. Der Bruder hatte sich gesorgt und schließlich das Rote Kreuz eingeschaltet, der Maria Schweizer ausfindig machte. »Es war einfach wunderbar, mal wieder russisch sprechen zu können. Mein Bruder lebt immer noch in der Stadt, in der wir aufgewachsen sind, da gab es natürlich viel zu berichten«, so Maria Schweizer. Auch hatte er jede Menge Fotos im Gepäck, von seinen beiden Kindern und den Enkeln. »Wir waren mittags essen und meinem Bruder hat die deutsche Küche sehr geschmeckt«, freute sich Maria Schweizer.

Dafür, dass die Geschwister sich tatsächlich wieder einmal treffen konnten, sorgte der Betreuer von Maria Schweizer, der Anwalt Günter Sommer. Er lud den Bruder und dessen Schwiegersohn Yevgen Drobanow nach München ein, denn »für einen 80 Jahre alten Mann wäre die Reise allein zu beschwerlich geworden.« Eine Investition, die sich gelohnt hat, wie nicht nur Maria Schweizer glücklich betont. Als Betreuer sei es seine Pflicht, sich nicht nur um die körperliche Unversehrtheit seiner Klienten zu sorgen sondern auch um die seelische, so Sommer. Nötig wird ein Betreuer, der den früheren Vormund abgelöst hat, wenn eine Person nicht mehr alle ihre Belange in körperlicher, intellektueller oder seelischer Hinsicht selbst regeln kann. Das Vormundschaftsgericht entscheidet darüber, ob eine Betreuung nötig ist. »In der Regel versucht das Gericht Betreuer aus dem familiären Umfeld zu finden. Ist dort niemand, der diese Aufgabe übernehmen kann, wird ein Rechtsanwalt oder Sozialpädagoge eingesetzt«, erklärt Günter Sommer.

Den Begriff »Betreuer« findet der Anwalt irreführend, denn nicht die tatsächliche Betreuung vor Ort sei dessen Aufgabe, erläutert Sommer, sondern vielmehr die Organisation und Verwaltung der notwendigen Maßnahmen. Wenn er aber im alltäglichen Geschäft jemanden so glücklich machen kann, wie Maria Schweizer mit dem Besuch ihres Bruders, dann ist das auch für Günter Sommer ein echter Höhepunkt in seinem beruflichen Schaffen.

hd

Artikel vom 20.08.2008
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