Moosach · Behütet aufgewachsen

Katharina Wagner wurde am 17.08.1908 in Freilassing geboren. Foto: Privat

Moosach · Am vergangenen Sonntag erlebte Katharina Wagner, eine Bewohnerin des Altenheims Bethel in der Hugo-Troendle-Straße, ihren großen Ehrentag. Wagner feierte ihren 100. Geburtstag. Bei dieser Gelegenheit blickte sie zurück und gab den Gratulanten einen kleinen Einblick in ihr bewegtes Leben.

Mit neun Geschwistern wuchs Wagner, gebürtige Seidl, in Freilassing auf. Ihre Mutter beschreibt sie, als einzigartige liebenswerte und sehr kluge Frau. Sie achtete stets auf gute Erziehung und wahr bemüht um eine liebevolle Atmosphäre in der Familie. Bis zur siebten Klasse, besuchte die gute Schülerin die Grund- und Hauptschule in Freilassing.

Die Lehrerin sagte oft: »Wenn ihr es nicht verstanden habt, dann fragt die Seidl, die kann das!«. Auch ihren Geschwistern gab sie oft Nachhilfe. »Mir ist alles in den Schoß gefallen, ich musste mich in der Schule nicht plagen!«, erzählt Wagner, die es sehr bedauert, dass sie nicht ins Gymnasium gehen konnte, aber das Geld sei damals knapp gewesen. »Wir haben ewig sparen müssen«, erinnert sich Wagner.

Mit 13 Jahren, als sie von der Schule abging, musste sie ihren großen Freundeskreis und ihre Familie für eine Arbeitsstelle in Aschau verlassen. Dort arbeitete sie als Haushaltshilfe in einer Familie. Statt Lohn bekam sie Essen und einmal im Jahr neues Gewand und ein neues Paar Schuhe. Es war nicht gerade die schönste Zeit ihres Lebens, da die Arbeit sehr anstrengend war und sie fern von ihren Freunden und ihrer Familie war.

Ihre Mutter war dennnoch sehr froh gewesen, dass sie das Mädchen irgendwo unterbringen konnte. Mit etwa 17 Jahren wechselte sie die Stellung in eine andere Familie in der Nähe von Thüringen. Wagner hat zwei Kriege miterleben müssen. »Es waren schwere Zeiten, wahrscheinlich schwer vorstellbar für die heutigen jungen Menschen«, so Wagner. Man habe sich damals gegenseitig in der Not geholfen und sich voneinander abgeschaut, wie man über die Runden kommen kann. Ihren Mann lernte sie kennen, als sie etwa dreißig Jahre alt war.

Wagners Lebensgefährte hatte damals bereits vier Kinder, die sie dann mitversorgte. Mit 37 Jahren bekam sie dann ihren leiblichen Sohn, damals galt sie als Spätgebärende, heute sei das ja nichts Ungewöhnliches mehr, weiß Wagner. Zusammen mit der Familie, lebte sie lange in einem Einfamilienhaus in München. Urlaub habe sie ihr ganzes Leben nicht gehabt.

Auf die Frage, worauf sie ihr hohes Alter zurückführe, antwortete sie, dass das bei ihr in der Familie läge, außerdem versuche sie gesund zu leben. »Ich habe nie geraucht und nie getrunken, nur ab und zu mal ein Bier.« Sie sagt, sie hätte manches rückblickend vielleicht anders gemacht, aber das Leben verlaufe ja nicht nach Plan und man wisse ja vorher nie, was vielleicht mal kommen wird.

Artikel vom 19.08.2008
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