Bedarf an professioneller Beratung wächst

Landkreis · Kampf gegen Obdachlosigkeit

Stefan Wallner, Michael Radtke, Max Wagmann und Anni Steigenberger (v. l.) informierten über die Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit. Foto: Ka

Stefan Wallner, Michael Radtke, Max Wagmann und Anni Steigenberger (v. l.) informierten über die Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit. Foto: Ka

Landkreis · Seit einem Jahr gibt es die Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit im Landkreis München (FOL). Sie betreibt der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt München-Land (AWO) in Zusammenarbeit mit der Diakonie Rosenheim.

Die FOL berät kostenlos bei Mietschulden, Kündigungen, Räumungsklagen und Zwangsräumungsterminen. Außerdem unterstützt sie Ratsuchende beim Stellen von Anträgen und Kontakten mit den Behörden und vermittelt auf Wunsch zwischen Mietern, Vermietern und den zuständigen Beratungsstellen.

Wie dringend nötig das Präventionsangebot auch im per se als reich geltenden Landkreis München ist, machten AWO-Kreisvorstand und Diakonie jetzt im Rahmen eines Pressegesprächs anlässlich des Rechenschaftsberichts für das erste Jahr deutlich. »Unsere Fallzahlen haben sich nicht nur bewahrheitet, sondern sind deutlich höher als erwartet«, so AWO-Kreisvorsitzender Max Wagmann. Und sie würden weiter steigen.

Unabhängig von sozialer Schicht oder beruflichem Status würden Menschen aus den verschiedensten Gründen wie Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit, gescheiterter Selbstständigkeit, Krankheit oder Trennung vom Partner um das Dach über dem Kopf fürchten müssen. 76 Prozent der insgesamt 518 Fälle des ersten Jahres hätten ihre Ursache in Mietrückständen.

Die Sozialpädagogen Nicole Trieloff und Stefan Wallner bieten den Betroffenen gezielte und individuelle Hilfe. Sie helfen ihnen nicht nur, die Problematik und ihre Ursachen abschätzen zu können, sondern bieten neben Beratung und Vermittlung auch eine Stärkung des Selbstwertgefühls und Mobilisierung der Selbsthilfekräfte. Sie bleiben für die Hilfesuchenden zudem auch Ansprechpartner bei erneut auftretender Problematik. »Die Menschen kommen entweder von selbst oder weil die Gemeinden sie an uns vermittelt haben«, erzählte Stefan Wallner, der die Zusammenarbeit mit den 29 Landkreisgemeinden lobte. »Grundlage unserer Arbeit ist die Schweigepflicht«, betonte Wallner. Er und seine Kollegin sind viel im Außendienst unterwegs, denn »die aufsuchende So- zialarbeit wird immer wichtiger.«

Viele verzweifelte Menschen würden den Kopf in den Sand stecken und gar nicht mehr ihre Post öffnen. »Es ist sehr gut, wenn sich die Leute von selbst melden«, so Wallner weiter. In fast 500 Fällen haben er und Trieloff heuer bereits geholfen, insgesamt rechnen sie für 2008 mit rund 800 Fällen. Deshalb wird der Personalstock der Fachstelle ab Anfang September auch um zwei Sozialpädagogen in anderthalb Stellen erweitert.

Neben der Arbeit der FOL sei aber noch mehr vonnöten, so Michael Radtke, Geschäftsbereichsleiter der Diakonie Rosenheim. »Es gibt zu wenig geförderten Wohnraum«, sagte er. Hier wären neue Konzepte vonnöten, um Wohnraum bezahlbar zu machen. Denn »die Angst, Wohnraum zu verlieren, findet sich in allen Schichten.«

Die FOL hat ihr Büro in der Rosenheimer Straße 139 - im elften Stockwerk. Sie ist Montag von 9.00 bis 12.00 und 14.00 bis 17.00 Uhr, Dienstag von 9.00 bis 12.00 Uhr, Mittwoch von 9.00 bis 12.00 und 14.00 bis 17.00 Uhr sowie Donnerstag und Freitag von 9.00 bis 12.00 Uhr geöffnet. Zu erreichen ist sie unter der Telefonnummer 67 20 87 19 oder FOL@awo-kvmucl.de.

Termine außerhalb der Sprechzeiten oder Hausbesuche sind auch möglich, sollten jedoch vorher vereinbart werden.

Ka

Artikel vom 13.08.2008
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