Albrecht Ackerland über Verbote

München - „Da schau her“

Es war die goldene Ära unseres Landes: In den Küchen klebten Pril-Blumen, im Fernsehen moderierte Dieter Thomas Heck und auf dem grünen Fleckerl vor dem Mietshaus, in dem ein Freund wohnte, standen Schilder: „Rasen betreten verboten“. Diese Schilder freuten uns, denn nichts reizt einen Zwölfjährigen mehr als unsinnige Verbotsschilder – sofern er gesund ist.

Die Kinder, die sich an jeden Schmarrn halten, waren mir als Gleichaltriger schon suspekt. Jedes normale Kind springt nun mal vom Beckenrand, es ist gewissermaßen Kindespflicht im Schwimmbad. Die Kinder, die das nicht tun, weil es schließlich verboten ist, werden später entweder kriminell, oder sie ergreifen einen Beruf, der es ihnen erlaubt, Verbotsschilder aufzustellen oder irgendetwas zu untersagen. Soll nicht heißen, dass jeder Schilderaufsteller böse ist. Nein, liebe Mitarbeiter der für Straßen zuständigen Behörden, ich weiß: Ihr Job ist wichtig.

Die Aufgaben eines Hausmeisters sind auch wichtig, sogar sehr! Nur beim Rasenbetreten, da verstehe ich bis heute keinen Spaß! Vereinzelt sieht man bis heute noch solche Schilder. Am liebsten würde ich mich dann sofort mit meinem Handtuch auf die Verbotsfläche legen und auf den Hausmeister warten. Leider habe ich nur nie ein Handtuch dabei. Das ist manchmal auch ein Glück, denn solche Verbots-Wiesen würde ich auch freiwillig gar nicht betreten. Dass sich nämlich Hunde rein gar nichts scheren um Schilder, ist zwar aus oben beschriebenen Gründen grundsätzlich sympathisch, in ihrem speziellen Fall und ihrer Tätigkeit als Verdauer aber dann doch ärgerlich.

Ich mag Hunde – ebenso wie ich Verbote grundsätzlich erst einmal ablehne, außer der Verstand rechtfertigt sie. Nur mag ich Hunde nicht, die wie wild geworden im nördlichen Englischen Garten rumgaloppieren, dass einem ganz bange wird. Neulich war ich mit Freunden und ihrem kleinen Kind dort. Nach dem dritten Hund, der urplötzlich mit seiner Schnauze über dem Säugling hing, haben wir dann doch lieber den Platz verlassen, den wir zuvor mühsam gesucht haben. Ist nämlich nicht ganz einfach, vier nicht vollgeschissene Quadratmeter zu finden – auf mehreren Quadratkilometern.

Sollen also im Englischen Garten – und zwar im ganzen – Hunde an die Leine (was für sich schon mal gar kein Verbot ist). Wenn Sie mich so fragen: Ja!

Artikel vom 07.08.2008
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