Wie wird Sammelgut der Wertstoffbörsen eigentlich recycelt?

München · Umweltnetz auf »Bildungsfahrt«

Mitglieder des Umweltnetzes München-Ost besuchten die Verwertungsbetriebe »Herzogsägmühle« und »Aktion Hoffnung«. Foto: Privat

Mitglieder des Umweltnetzes München-Ost besuchten die Verwertungsbetriebe »Herzogsägmühle« und »Aktion Hoffnung«. Foto: Privat

München · Was passiert mit den Wachsresten, den Briefmarken und der Kleidung, die an den Wertstoffbörsen am Michaeli-Gymnasium in Berg am Laim gesammelt werden? Das wollten die Teilnehmer des Umweltnetzes München-Ost und die ehrenamtlichen Abfallberater des Abfallwirtschaftsbetriebes München auf ihrer Fahrt zu zwei Verwertungsbetrieben erfahren.

Wachsgeruch und exotische Düfte empfingen am Morgen die Besucher schon im Treppenhaus der ersten Station, der Wachswerkstatt im Diakoniedorf Herzogsägmühle (www.herzogsaeg muehle.de) in Peiting bei Schongau. Hier arbeiten zur Zeit 30 Hilfe berechtigte Menschen mit Unterstützung von professionellen Mitarbeitern an der Sortierung und Weiterverarbeitung von Altwachs.

Zuerst wird das weiße Wachs aussortiert und gereinigt. Es dient als Beimischung zu neuen Teelichtern bzw. Opferkerzen, die in Kirchen Verwendung finden. Die dazugehörigen Glasbehälter werden ebenfalls in dieser Werkstatt in Kreislaufwirtschaft gereinigt, befüllt und vermarktet. Pro Jahr werden ca. zwei Millionen Tee- und Opferlichter und etwa 50.000 Party- und Grablichter verkauft.

Bunte Wachsreste, in großen Kesseln eingeschmolzen, gereinigt und zu handlichen Blöcken geformt, kommen nach Zwischenlagerung in Schmelzbottiche, werden dort auf 80 Grad erhitzt und zu Fackeln verarbeitet. Dazu tränkt man grobmaschige Recycling-Stoffbahnen im heißen Wachs, wickelt sie zum Trocknen um ein Eisenrohr, entfernt dieses nach dem Erkalten und passt den Fackelstiel ein. Auf diese Weise können pro Jahr etwa 120.000 Fackeln gefertigt werden. Die Nachfrage ist sehr groß, so dass mehr Wachs verarbeitet und damit neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Im Moment liegt die verarbeitete Altwachsmenge bei ca. 35 Tonnen pro Jahr, Tendenz steigend.

Im nächsten Betrieb der Herzogsägmühle, der Briefmarkenwerkstatt, schneiden 28 Hilfe berechtigte Mitarbeiter die Marken aus den säckeweise angelieferten benutzten Briefumschlägen heraus und sortieren sie nach mehr als 50 verschiedenen, von den Kunden gewünschten Kriterien. Pro Jahr durchlaufen etwa sieben Tonnen Briefmarken die Werkstatt und erzielen je nach Sammlerwert gute Erträge.

Der Nachmittag galt der Besichtigung der Kleiderverwertung bei der »Aktion Hoffnung« (www.aktion-hoffnung.de), einer kirchlichen Hilfsorganisation der Diözese Augsburg, in Ettringen. In großen Hallen wird die gesammelte Kleidung von Ehrenamtlichen sortiert und ein Teil an bedürftige Gemeinden nach Osteuropa verschickt. Modische Kleidung gelangt in den Verkauf in eigenen Secondhand-Läden in Augsburg und Ettringen. Der Rest wird nach den im Dachverband FairWertung e.V. aufgestellten entwicklungspolitisch und ökologisch sinnvollen Kriterien vermarktet. Die Erlöse kommen Entwicklungsprojekten, meist Bildungsmaßnahmen, in Afrika, Südamerika und Osteuropa zugute.

Die »Aktion Hoffnung« betreut alle Kleidercontainer auf den Münchner Wertstoffhöfen und garantiert eine seriöse Verwertung. Pro Jahr werden in München und Augsburg circa 550 Tonnen Altkleidung eingesammelt, sortiert und vielfältig recycelt. Unbrauchbares verursacht allerdings Entsorgungskosten und gehört in die Restmülltonne.

Mit dem neu gewonnenen Wissen bereitet nun das Umweltnetz voller Tatkraft die nächste Wertstoffbörse am 18. Oktober vor, bei der auch Wachsprodukte von Herzogsägmühle käuflich zu erwerben sind.

ukb

Artikel vom 06.08.2008
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