Nachruf auf eine Perlacher Traditionsgaststätte

Perlach · Bayerischer Hiasl wird abgerissen

Die Traditionsgaststätte »Bayerischer Hiasl« wird abgerissen, damit hier zwei Mehrfamilienhäuser entstehen können. Foto: Boschert

Die Traditionsgaststätte »Bayerischer Hiasl« wird abgerissen, damit hier zwei Mehrfamilienhäuser entstehen können. Foto: Boschert

Perlach · »Bayerischer Hiasl – anders wie dahoam«, dieser Wahlspruch der Traditionsgaststätte in der Ottobrunner Straße 100 wird nur noch gute Erinnerung bleiben. Denn der Besitzer des »Bayerischer Hiasl« musste vor kurzem sein Wirthaus und die dazugehörige Pension verkaufen. Das Haus aus dem Jahr 1931 wird abgerissen. Damit verschwindet eines der urigsten Gasthäuser in der Region, ein Treffpunkt für Familien und Traditionalisten.

»Ich musste die Reißleine ziehen, sonst wäre ich mit einem Haufen Schulden untergegangen«, sagt Otto Tröber fest, aber mit unüberhörbarem Schmerz in der Stimme. Im Gespräch mit dem Südost-Kurier betonte Tröber, der das Haus 1993 von seinen Eltern übernommen hat, »mein ganzes Leben hat sich verändert, es war alles anders geplant«.

Tröber hat sich beim Kauf von Immobilien in Osteuropa hoch verschuldet, die Immobilien wird er nicht mehr los, sie werfen nahezu nichts ab. Seine Ersparnisse sind aufgebraucht. Auch beim »Bayerischen Hiasl« stiegen die Nebenkosten. »Seit 2003 haben wir monatlich rund 2000 Euro zuschießen müssen. Dabei lief die Gaststätte gut«, bekennt er freimütig. Es täte ihm sehr leid, aber alle ergriffenen Rettungsmaßnahmen hätten keinen Erfolg gezeigt.

Auch trotz zahlreicher Anfragen und Bitten Perlacher Bürger beim Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach um Erhalt der Traditions-Gaststätte und des Grundstücks, ist nichts mehr zu machen. »Das Haus ist verkauft, es gibt keine Möglichkeit mehr einzugreifen, der Fall ist für den BA abgeschlossen«, verkündete Werner Ruf (CSU), Mitglied im Unterausschuss Stadtteilentwicklung und Bauvorhaben, in der letzten BA-Sitzung lakonisch.

Bleibt die Erinnerung an die sympathische Gaststube, in der man auf den robusten Holzbänken zusammenrückte, wenn es voll wurde, wo man sich über Tischecken hinweg unterhielt, unzählige Zeitschriften bei einer ordentlichen Maß lesen konnte und wo es am Sonntag Abend dampfenden Schweinebraten zum Familienpreis gab; drinnen in der Gaststube oder draußen im Biergarten unter dem alten mächtigen Kastanienbaum. Nach der offenbar ersatzlosen Schließung des Supermarktes ist mit dem Schließen des »Bayerischen Hiasl« der Wohnwert an der Ecke Ottobrunner Straße/Peralohstraße/Weddigenstraße nochmals geringer geworden. Auf das Hiasl-Grundstück werden zwei Mehrfamilienhäuser mit 13 beziehungsweise zwölf Wohneinheiten und Tiefgarage gebaut.

Erst wenn der Hiasl abgerissen wird, wird Tröber, der noch immer in Perlach wohnt, realisieren können, was passiert ist. Darüber kann ihn seine momentane Zwischenstation – er kocht in der Museumsgaststätte »Beim Wofen« im Bauernhof- und Wintersportmuseum am Chiemsee – kaum hinweg trösten.

A. Boschert

Artikel vom 30.07.2008
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