Kirchenküche bekommt 15.300 Euro für neue Möbel im Essensraum

Harthof · Mal wirklich »Gast« sein

Pfarrer Hans M. Schroeder freut sich über 15.300 Euro für die Kirchenküche, überreicht von Stephan Reinhold und Eugen Turi für die Rotary-Clubs der Region München (stehend, von links). F.: em

Pfarrer Hans M. Schroeder freut sich über 15.300 Euro für die Kirchenküche, überreicht von Stephan Reinhold und Eugen Turi für die Rotary-Clubs der Region München (stehend, von links). F.: em

Harthof · 222 von 1.000 Menschen im Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart sind arm. Das sind zumindest die aktuellsten Daten der Stadt, erhoben bereits 2004. Bleibt zu hoffen, dass es inzwischen nicht viel mehr sind. Denn die Zahlen von 2004 bedeuteten einen drastischen Anstieg an Armut im Stadtteil gegenüber dem Jahr 2002, als 164 von 1.000 Stadtteilbewohnern als arm galten.

So steht der 11. Bezirk an der traurigen Spitze Münchens, wo im Gesamtdurchschnitt 131 von 1.000 Menschen als arm gelten. Kein Zufall also, dass es hier die einzige evangelische Kirchenküche in ganz München gibt. Seit 2001 können Bedürftige bei der Versöhnungskirche in der Hugo-Wolf-Straße 18 montags, mittwochs und freitags zwischen 11 und 13 Uhr für einen Euro ein Mittagessen bekommen.

Immer mehr nutzen dieses Angebot. Waren es am Ende des ersten Jahres etwa 20 Gäste pro Tag, sind es heute bis zu 50. »Mittlerweile machen wir das Angebot nur noch Menschen aus drei Postleitzahlbezirken, weil es nicht mehr sehr viel mehr werden sollten«, sagt Organisatorin Elke Schroeder. »Irgendwann wären wir nämlich wirklich nur noch eine Essensausgabe. Wichtig ist bei uns aber auch der soziale Kontakt. Unsere Stammgäste sind oft schon um neun Uhr morgens da, um sich zu treffen, zu reden, einen Kaffee zu trinken … und im Winter auch, um sich aufzuwärmen.«

Und dann spricht Elke Schroeder an, worum es eigentlich geht, wenn man um Essen bitten muss: um Würde. »Manchmal fragen uns Gäste, ob sie anschreiben lassen können. Natürlich geht das. Die kommen dann, vielleicht Wochen später, von sich aus auf uns zu, um ihre ›Schulden‹ bei uns zu begleichen. Vor diesem Stolz habe ich großen Respekt.« Ein Euro, der manchmal auch noch fehlt, besonders gegen Ende des Monats, sorgt dafür, dass man sich nicht als Almosenempfänger fühlt – sondern als Gast. Das ist dem Pfarrer und seiner Frau wichtig. »Wir bedienen unsere Gäste, haben dafür auch entsprechende Kleidung an«, erzählt Schroeder weiter.

Was bisher die Gastlichkeit stört, sind die »zusammengewürfelten«, zum Teil vierzig Jahre alten Möbel im Essensraum. Doch das wird sich nun ändern. Die 18 Rotary-Clubs der Region München haben sich anlässlich des Stadtgeburtstags zusammengetan und spenden jeweils 850 Euro – zusammen also 15.300 Euro – für eine neue Möblierung.

Ehrenbürgerliches Engagement – darin sieht Eugen Turi vom Rotary-Club Hofgarten, zugleich Ministerialrat im bayerischen Sozialministerium, die einzige Lösung für die auch seiner Meinung nach immer weiter auseinander gehende Schere zwischen Arm und Reich. Im Gespräch mit Pfarrer Hans M. Schroeder und der Münchener Nord-Rundschau räumt er ein, dass die Lebenshaltungskosten für Empfänger von Hartz-IV-Leistungen oder geringen Renten überproportional steigen und etwaige Leistungserhöhungen verspätet bei den Bedürftigen ankommen. Eine automatische Anpassung der Bezüge an Lebensmittel- und Energiepreise lehnt er jedoch ab – ebenso eine Übernahme der Stromrechnung: »Heizen muss man – ob man Fernsehen gucken muss, ist eine andere Frage.« Die größten Stromfresser im Haushalt sind aber – Kühlschrank und Elektroherd. Eva Mäkler

Artikel vom 30.07.2008
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