Rektor der Grundschule an der Haimhauser Straße geht in Ruhestand

Schwabing · Schultes Schulzeit ist vorbei

Rektor Schulte hat sich ein Leben lang für die Kinder und die Schule an der Haimhauser Straße eingesetzt. Nun geht er in den wohl verdienten Ruhestand – seine Schüler und die Schule werden ihn vermissen.	Foto: jal

Rektor Schulte hat sich ein Leben lang für die Kinder und die Schule an der Haimhauser Straße eingesetzt. Nun geht er in den wohl verdienten Ruhestand – seine Schüler und die Schule werden ihn vermissen. Foto: jal

Schwabing · Seine Schulzeit vergisst man nie. Was ehemaligen Schülern meist als unbeschwerter Lebensabschnitt im Gedächtnis bleibt, ist für Lehrer ein ganzes Arbeitsleben. Seit 1981 leitet Paul Guido Schulte die Grundschule an der Haimhauser Straße. Am 31. Juli geht er in Ruhestand – und nimmt jede Menge schöner Erinnerungen mit.

Dabei begann seine Zeit als Rektor mehr als turbulent. An seinem ersten Arbeitstag beschlossen die Eltern einer vierten Klasse zu streiken. Indem sie ihre Kinder vom Unterricht fernhielten, wollten sie erreichen, dass eine zu große Klasse geteilt wird. Doch die damalige Konrektorin schnappte sich die Schüler kurzerhand und nahm sie mit auf einen Unterrichtsgang im nahe gelegenen Englischen Garten. Die wütenden Eltern protestierten im Büro des neuen Rektors, ohne zu bemerken, dass ihre Kinder verschwunden waren.

Auch Schulte ist ein einfallsreicher Lehrer. Als die Stadt zum 150. Jubiläum des Siegestors einen Wettbewerb ausgeschrieben hat, animierte er seine vierte Klasse mit der Frage »Wollt Ihr Geschichtsforscher werden?« Die Schüler ließen sich daraufhin von Forschern der Ludwig-Maximilians-Universität helfen, nahmen die Staatsbibliothek in die Pflicht und arbeiteten mit der Firma zusammen, die das Siegestor saniert hatte. Sie schrieben die Geschichte des Bauwerks um »in eine Art Krimi«, wie Schulte sagt, sie zeichneten Aquarelle und gewannen den Wettbewerb. Vor dem Fototermin mit Oberbürgermeister Christian Ude auf dem Siegestor wurde dem Schulleiter allerdings etwas mulmig: »Ich habe nachts geträumt, die Kinder an einer Wäscheleine anzubinden aus Angst, dass sie runterfallen.«

So lebendig, wie der 65-Jährige diese Episode zum Besten gibt, erzählt er auch Geschichten über das alte Schwabing. »Die Kinder hängen immer an seinen Lippen«, sagt seine heutige Konrektorin Rosalie Kapser. Im Ruhestand möchte Schulte die Legenden über das Viertel schriftlich festhalten.

Die Schule selbst habe sich in den 27 Jahren verändert. Die Schüler seien heute anders, findet der Rektor. »Man würde sich wünschen, dass die Kinder Grenzen und Orientierung bekommen, sie fühlen sich wohl dabei. Es gibt aber viele Kinder, die falsch erzogen werden«, gibt er zu bedenken und sucht nach Möglichkeiten, ihnen dennoch eine gewisse Führung zu geben.

Während seiner Amtszeit sei die Haimhauser Schule oft »außergewöhnliche Wege« gegangen: von Wanderklassen und Schichtunterricht wegen Raummangels bis hin zu Wintersporttagen. Schulte schreibt sich selbstbewusst auf die Fahne: »Wir haben hier die Mittagsbetreuung erfunden.« Als die Stadt keine zweite Hortgruppe genehmigt hatte, organisierte die Schulfamilie kurzerhand selbst die Versorgung. Die Pläne gefielen dem Stadtschulrat so gut, dass er sie übernahm und dafür die zweite Hortgruppe durchsetzte.

Als Dank für Schultes jahrelangen Einsatz feiert die Haimhauser Schule am Donnerstag, 31. Juli, ein rauschendes Fest. Danach wird der ehemalige Rektor seine Wirkungsstätte »mit dem berühmten lachenden und weinenden Auge« verlassen. Jana Lotze

Artikel vom 29.07.2008
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