Sandkastenspiele der CSU: Schwarze Pläne für die Isar

München - Ein Strand für Bayern?

Sand zwischen den Zehen, einen Drink in der Hand: Was derzeit beim Strand auf der Corneliusbrücke möglich ist, wünscht sich die CSU als Dauereinrichtung an der Isar. Foto: Urbanauten

Sand zwischen den Zehen, einen Drink in der Hand: Was derzeit beim Strand auf der Corneliusbrücke möglich ist, wünscht sich die CSU als Dauereinrichtung an der Isar. Foto: Urbanauten

Denkt man an Münchens Umland, kommen einem Berge und Seen, satte Wiesen und grüne Wälder in den Sinn. Kurioserweise plant die CSU im Rathaus, die hiesige Natur zusätzlich mit einem dauerhaften Sandstrand zu bestücken, einem Isarstrand mit Liegestühlen, Sonnenschirmen, Beachbar – und allem, was zum Urlaubsgefühl gehört.

Eine solche „Flussmeile mit Strand-Flair“ wäre den CSU-Politikern zufolge „eine Bereicherung für Münchner, Touristen und die Wirtschaft“. Die Anwohner aber sind entsetzt: „Hoffentlich bleiben die Pläne der CSU Sandkastenspiele“, sagt beispielsweise Werner Walter, stellvertretender Fraktionssprecher der Grünen im Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5).

„Die Sonne scheint über München, keine Wolke, die Hitze flimmert, der Asphalt glüht. Ein Liegestuhl unterm Sonnenschirm, in der Hand ein kühles Getränk, die Füße im Sand und das stetige Rauschen der grünen Isar versprechen Abkühlung“: So träumt die Rathaus-CSU in einer Pressemitteilung von Münchens Sommer – und will daher eine Strandmeile an der Isar realisieren, nach dem Vorbild von Paris, Budapest oder Berlin, an deren Stadtstränden schon mal Urlaubsgefühle aufflammen. „München ist die sonnigste Metropole Deutschlands. Mit unserer Initiative wollen wir noch ein Stück mehr Italien nach München holen“, erklärt CSU-Stadträtin Ursula Sabathil.

Bereits seit zehn Jahren setzt sie sich für eine Münchner Flussmeile ein, inspiriert wurde sie von der „Paris Plage“ bei einer Reise in die französische Metropole. Jetzt will die CSU prüfen lassen, wo und inwieweit am Isarufer Sand aufgeschüttet werden kann.

„Am besten in Innenstadtnähe, der Flaucher liegt für solch ein Projekt zu weit draußen“, sagt der CSU-Vorsitzende im Rathaus, Josef Schmid. Ausgestattet werden soll der Strand mit einem Restaurant, Liegestühlen, Sonnenschirmen, Strandkörben und Kulturbühnen.

Werner Walter ist empört: „Nicht zu fassen, dass die CSU die Isar, die gerade renaturiert wird, in einen Kommerz-Sandkasten verwandeln will!“, wettert er im Gespräch mit dem SamstagsBlatt. „Wir können uns glücklich schätzen, einen in die Stadt reichenden Naturfluss zu haben. Die Isar-Renaturierung mit derartigen Plänen unterwandern zu wollen, finde ich mehr als merkwürdig.“

Alexander Miklosy (Rosa Liste), Chef des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2), sieht das ähnlich: „Die Pläne widersprechen dem Renaturierungskonzept vollkommen“, sagt er. „Seit Jahren ist klar, dass eine kommerzielle Nutzung des Ufers nicht mehr denkbar ist.“ Überhaupt solle der Fluss für jedermann zugänglich bleiben. „Es kann nicht sein, dass das Ufer Quadratmeter für Quadratmeter durch Kommerz-Einrichtungen zugestellt wird.“

CSU-Mann Schmid hingegen ist überzeugt davon, dass sich das Strandkonzept mit der Isar-Renaturierung vereinbaren lässt: „Natürlich würde der Strand harmonisch in die Flusslandschaft eingefügt werden“, sagt er. Auch das Wasserwirtschaftsamt habe keine Bedenken gegen das Projekt.

Benjamin David von der Initiative „Urbanauten“, die für den temporären Strand an der Corneliusbrücke verantwortlich zeichnet, glaubt dennoch nicht, dass die CSU-Pläne realisiert werden: „München ist kein gutes Pflaster für Strände“, sagt er, der jedes Jahr aufs Neue um die Erlaubnis für seine Kurzzeit-Düne kämpft. Überhaupt würde er einen Strand, der direkt in den Fluss übergeht, für unrentabel halten: „Das Isar-Hochwasser würde ihn regelmäßig wegschwemmen.“

Dennoch sollte das Isarufer zwischen Corneliusbrücke und Landtag aufgewertet werden, ob durch einen Strand oder schöne Bepflanzung. Wer bereits jetzt mehr Lust auf Strand als auf Berge hat, kann seine Urlaubsgefühle noch bis 17. August auf der Corneliusbrücke ausleben: Bis dahin ist der Stadt-Sandkasten der Urbanauten aufgebaut.

Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 24.07.2008
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