Den Garchingern stinkt es beim U-Bahnhof noch genauso wie am Anfang

Garching · Vielleicht helfen Glastüren

Manuel Jacob (27) stinkt es: »Hier riecht es ganz schön unangenehm. Ich möchte beim U-Bahnfahren nicht irgendwelchen Dämpfen ausgesetzt werden.« Foto: ks

Manuel Jacob (27) stinkt es: »Hier riecht es ganz schön unangenehm. Ich möchte beim U-Bahnfahren nicht irgendwelchen Dämpfen ausgesetzt werden.« Foto: ks

Garching · Deprimiert hebt Hoang Thuyet, Geschäftsführer vom Asia-Restaurant in Garching, die Schultern. Bereits 50 Prozent seines diesjährigen Sommerumsatzes habe er eingebüßt. Sein Restaurant-Garten befindet sich direkt neben dem Aufgang der U-Bahn-Station. Von dort dringen unablässig scharfe Teergerüche nach oben in die Fußgängerzone. Diese macht der Gastronom für das Ausbleiben der Gäste verantwortlich.

Ursache sind Imprägniermittel, mit denen die Bahnschwellen vor dem Einbau bearbeitet wurden. Einige Fahrgäste beklagen sich gegenüber der Münchener Nord-Rundschau über Übelkeit und Kopfschmerzen, sobald sie das Bahn-Untergeschoss betreten. Anwohner sagen, sie ließen mittlerweile die Fenster geschlossen, um den Geruch nicht ständig einatmen zu müssen.

Einige Nachbarn drängen bereits auf eine Mietreduzierung. Dazu Juliana Zahlecker, eine der Betroffenen: »Hier werden wir alle krank. Auch ich habe Halsschmerzen; Augen, Nase und Mund brennen mir bis hinunter in den Rachen. Und dann immer dieser Husten! Wenn nicht bald etwas geschieht, müssen wir ausziehen.« Auch die Bäckerei im Zwischengeschoss des U-Bahngebäudes lässt ihre Türen ständig geschlossen.

Die Bauamtsleitung im Rathaus kennt das Problem. Dort formuliert es Klaus Zettl ganz vorsichtig: »Es existieren keine Richtwerte bezüglich des verwendeten Imprägniermittels Teeröl, das Naphthalin und Terpene enthält. Der Grund dafür liegt jedoch im Mangel an Erfahrungswerten, ab welcher Konzentration eine Gesundheitsschädigung auftritt. Diese kann nicht komplett ausgeschlossen werden.« I

n einer aktuellen Stellungnahme bestätigt das Landesamt für Gesundheit, dass die Messergebnisse innerhalb eines geschlossenen Raumes bei längerem Aufenthalt nach wie vor nicht tolerabel seien. Wegen der kurzzeitigen Belastung der Fahrgäste seien gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht fundiert abschätzbar. Naphthalin gilt zwar als krebserregender Stoff, könne aber nur über Hautkontakt in den Körper gelangen.

Auf Veranlassung des Rathauses wurden bereits Materialproben an den Bahnschwellen genommen und auf ihre Zusammensetzung überprüft. Ergebnis: Die verwendeten Imprägniermittel entsprechen der damaligen Ausschreibung. Dennoch ist der jetzige Zustand für die Garchinger untragbar. So wird sich der Planungs- und Umweltausschuss in seiner nächsten Sitzung mit einer Lösung des Problems beschäftigen. Statt eines sehr kostspieligen Austausches der Bahnschwellen gibt es Überlegungen zum Einbau von Glastüren im Bereich der Fahrkartenentwerter, womit jedoch die Fahrgäste weiterhin den Dämpfen ausgesetzt wären. Eine andere Möglichkeit wäre nach japanischem Vorbild eine Glasfront entlang des Bahnsteiges mit Schiebeöffnungen auf Höhe der Zugtüren.

Eigentümer der Bahnstation ist die Landeshauptstadt München. Jürgen Marek vom dortigen Baureferat wartet allerdings noch auf die aktuellen Messergebnisse der Luftwerte im U-Bahn-Bereich Garching. Bauherr des U-Bahn-Gebäudes ist wiederum die Stadt Garching. Deren Planungs- und Umweltausschuss hofft auf eine baldige Einigung der Stadt Garching mit der Stadt München, um eine nachhaltige Lösung zu finden.

Siglinde Haaf

Artikel vom 22.07.2008
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