München - „Da schau her“

So: Jetzt geht der Stress los. Ich sag’s Ihnen gleich: Was werde ich froh sein, wenn es zehn Uhr abends ist am 5. Oktober. Was da ist? Ich werde gerade meine letzte Wiesnmaß trinken. Es ist Herbst geworden. Der ganze Wahnsinn ist endlich vorbei.

Spinnt er jetzt, der Ackerland? Jetzt schon von der Wiesn faseln? Ist ja noch nicht mal richtig Sommer. Ja, schon. Aber: die Feierei nimmt eben kein Ende mehr. Was? Ich soll halt einfach nicht hingehen, wenn ich jetzt schon jammere? Das sagen Sie so leicht! Wie soll das gehen, einfach nicht zur 850-Jahr-Feier hingehen, wenn sie den Altstadtring sperren, und ich endlich einmal um die ganze Stadt herumfeiern kann? Außerdem muss ja auch einer nach dem Rechten sehen.

Am Sonntagmorgen dann ist Kocherball, eine sehr anstrengende Angelegenheit. Und ganz nebenbei, das Durchgedrehteste, was die Stadt zu bieten hat. Ein Schelm, wer da fehlt. Und dann geht’s dahin, Glück hat, wer überhaupt noch zum Arbeiten kommt. Denn es steht außerdem an: die Jakobidult, das irgendwie auch ganz lustige Sommerfest im Olympiapark, hier ein großes Fest auf dem Hof von Freunden im Isental, in Bad Feilnbach die Alpenländische Meisterschaft im Fingerhakeln, im Chiemgau ein an Unterhaltung nur schwerlich zu überbietendes Preisplatteln.

Dann ist schon bald der letzte Freitag im August. Es beginnt: Das Erdinger Herbstfest, ein idealer Trainingsparcours für das Oktoberfest. Das nämlich wird schon längst aufgebaut und beginnt zwei Wochen nach Erding.

Sie sehen: Leicht hat es in diesen Wochen keiner, der auch nur halbwegs von sich behaupten will, er nehme am Leben teil. Deshalb: Ein dreifaches Prosit auf unser München, diese alte Tante, die mit ihrem Umland feiern kann wie ein junges Mädel!

Artikel vom 17.07.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen

Münchner Wochenblatt / SamstagsBlatt (weitere Artikel)