Traditionell feiern – beim Kocherlball und beim Alt-Schwabinger Straßenfest

Schwabing · Tanzen im Morgengrauen

Feier für Frühaufsteher: Kommenden Sonntag um 6 Uhr beginnt der Kocherlball am Chinesischen Turm. Foto: Michael Nagy/Presseamt München

Feier für Frühaufsteher: Kommenden Sonntag um 6 Uhr beginnt der Kocherlball am Chinesischen Turm. Foto: Michael Nagy/Presseamt München

Schwabing · Wer einen Tanz-Frühschoppen erleben will, muss sich am kommenden Sonntag, den 20. Juli, noch im Dunkeln aus den Federn schälen. Oder erst gar nicht hinlegen: Denn im Morgengrauen steigt der traditionelle Kocherlball im Englischen Garten.

Gefeiert wird von sechs bis zehn Uhr früh. Wer einen sicheren Platz im Biergarten ergattern will, muss bereits ab vier Uhr Tische besetzen. Alle Jahre wieder findet am Chinesischen Turm der traditionelle Kocherlball statt, immer am dritten Juli-Sonntag.

Das Besondere an diesem Fest: Es hört nicht im Morgengrauen auf, es beginnt genau dann. Zigtausende Menschen aus ganz Bayern, viele in historischer Tracht, kommen am Chinesischen Turm zusammen, um Walzer, Polka, Zwiefachen und die Münchner Française zu tanzen.

»Mit dem Kocherlball sollen vor allem auch diejenigen Menschen für die echte bayrische Volksmusik und den Volkstanz begeistert werden, die bisher mit dieser Musikrichtung noch nicht sehr viel Berührung hatten«, sagt Eva Becher, stellvertretende Leiterin der Abteilung Veranstaltungen und Programme im Kulturreferat.

Bereits um vier Uhr morgens werden am Sonntag tausende tanzbegeisterte Traditionalisten durch den Englischen Garten ziehen, bereits ab fünf werden die Plätze knapp werden, um sechs wird offiziell mit dem Fest begonnen. Seinen Ursprung hat der Kocherlball im 19. Jahrhundert: Damals haben sich im Sommer jeden Sonntagmorgen junge Köchinnen, Diener, Gärtner und Kindermädchen getroffen, um auch einmal ausgelassen feiern zu können. Denn während ihrer Tage und Nächte haben sie den Herrschaften gedient. »1904 aber wurde diese Tradition aus ›Mangel an Sittlichkeit‹ verboten.

1989 schließlich wurde sie auf Initiative des Münchner Kulturreferats wieder eingeführt – allerdings nur einmal im Jahr«, sagt Becher. Wer nach dem Kocherlball weiterfeiern will, sollte sich auch das darauf folgende Wochenende vormerken: Am Samstag, 26. Juli, steigt das Alt-Schwabinger Straßen- und Wirtefest, das inzwischen ebenfalls traditionell genannt werden darf. Denn seit den Feiern zum 1.200. Geburtstag von Schwabing im Jahr 1982 wird es jährlich in der Gegend um die Occam- und die Feilitzschstraße veranstaltet.

»Wir wollen das Künstlerflair, das Schwabing einmal ausgemacht hat, wieder zurück holen«, sagt Mitveranstalterin Evi Hentschel-Meister. »Daher ist es uns ein Anliegen, dass beim Fest neben den kulinarischen Schmankerln auch eine Kunstmeile sowie Musikkonzerte geboten werden.« Beginn des Festes ist um 13 Uhr, Ende ist gegen 1 Uhr.

»Das wirklich Besondere daran ist wohl die Stimmung: die Straßen im Kern Alt-Schwabings werden anlässlich des Festes in einen riesigen Biergarten verwandelt, mit allem, was dazu gehört: Stimmung, Schmankerl, Angebote für Kinder, Musik«, schwärmt Hentschel-Meister. Das traditionelle Fest ist eine Gemeinschaftsaktion von insgesamt 32 Schwabinger Wirten.

Nadine Nöhmaier

Artikel vom 15.07.2008
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