»Deutschlandweit einzigartig«: 23-er Straßenbahn bekommt Tragseilbrücke

Schwabing · Freie Fahrt für Tramtrasse

Spektakulärer Baustein für die Linie 23: Vergangenen Samstagfrüh wurde die Brücke eingehoben, auf der die Tram den Mittleren Ring queren wird. Foto: SWM

Spektakulärer Baustein für die Linie 23: Vergangenen Samstagfrüh wurde die Brücke eingehoben, auf der die Tram den Mittleren Ring queren wird. Foto: SWM

Schwabing · Am Wochenende ist der Trasse für die künftige Tramlinie 23 ein weiteres Puzzlestück hinzugefügt worden – und zwar ein reichlich imposantes: Die Einhebearbeiten für die Tragseilbrücke, die die neue Straßenbahn über den Mittleren Ring führen wird, haben am Samstag über der Schenkendorfstraße begonnen.

84 Meter wird die Brücke lang werden, etwa 7,2 Millionen Euro teuer – und vor allem ist sie ein deutschlandweit einzigartiges Konstrukt: Immerhin hält sie MVG-Chef Herbert König für ein »architektonisches Glanzlicht«, das sich aufgrund seiner »elegant anmutenden Ausführung harmonisch in die Umgebung einfügen« wird.

Die Bewohner Schwabings bekommen inzwischen einen immer besseren Eindruck davon, wie aus der naturgemäß wenig ansehnlichen Großbaustelle in ihrem Viertel die Verkehrsader wird, die ab Herbst 2009 die Münchner Freiheit mit der Parkstadt Schwabing verbindet.

In der Parkstadt entstehen beziehungsweise entstanden durch die Stilllegung alter Kasernen- und Industrieflächen 6.000 Wohn- und 18.000 Arbeitsplätze. Um diesen Boomplatz verkehrlich zu erschließen, fiel der Entschluss, nach mehr als einem Jahrzehnt eine neue Münchner Tramlinie zu bauen.

Werner Lederer-Piloty (SPD) zufolge, Chef des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, hält sich der Bürgerunmut über die aktuelle Tram-Baustelle übrigens in Grenzen: »Wirkliche Beschwerden bekomme ich kaum mit, nur die Frage, wie lange es noch dauert, wird oft gestellt.« Alles in allem aber würden die Schwabinger Bewohner gut damit fertig, »dass eben jede Baumaßnahme mit Belästigungen verbunden ist«. Dass die Bürger stillhalten, liegt vermutlich auch daran, dass sich die Behinderungen im Rahmen halten.

An der Baustelle der neuen Bus- und Tramhaltestelle Münchner Freiheit müssen sich die Autos derzeit zwar durch ein Nadelöhr aus zwei engen Spuren vorbeizwängen. »Aber es flutscht ganz gut«, findet Lederer-Piloty: »Wirkliche Stau-Situationen habe ich nicht mitbekommen.«

Ganz problemfrei verlaufen die Baumaßnahmen dennoch nicht: So musste die MVG vor kurzem den Plan aufgeben, die futuristische Dachkonstruktion der Haltestelle aus dem eigentlich vorgesehenen Material zu bauen.

Aus glasfaserverstärktem Kunststoff sollte das Dach eigentlich bestehen, aber man stellte fest, dass der damit verbundene Aufwand den Zeitplan vollkommen ausgehebelt hätte. Aus Leichtbeton oder Stahl soll das Dach stattdessen gebaut werden – mit dem Ziel, dass es trotzdem so schmuck wird, wie es in dem Entwurf des Aachener Architekturbüros »Ox2« vorgesehen ist.

Lederer-Piloty hofft, dass die MVG hier Wort hält: Schließlich ist das Dach eines der letzten baulichen Schnörkel, das von den Ursprungsplänen übrig ist: Andere angedachte »Aufhübschungen« wie etwa eine Wasserfontäne oder die Spanische Treppe an der Münchner Freiheit sind dem Rotstift zum Opfer gefallen, weil sie nicht zwingend notwendig waren.

Martin Hoffmann

Artikel vom 08.07.2008
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