Bogenhausen würdigt den Lehmabbau mit einem eigenen Arbeitskreis

Bogenhausen · Vergangener Ziegelboom

Die völlig neugestaltete ehemalige AGROB-Ziegelei in Unterföhring erzählen von alten Zeiten. Foto: Volkverlag

Die völlig neugestaltete ehemalige AGROB-Ziegelei in Unterföhring erzählen von alten Zeiten. Foto: Volkverlag

Bogenhausen · Fast zu jedem Thema und Alltagsproblem gibt es einen Arbeitskreis. Das Angebot reicht von Verkehr bis Historie, doch dass es in Bogenhausen einen eigenen Lehm-Arbeitskreis gibt, wissen nur die wenigsten. »Ohne den Lehm daat’s München nicht geb’n« heißt es beim Arbeitskreis im Stadtbereich Ost der Münchner Volkshochschule, bei dem es ausschließlich um das Dreikorngemisch aus Sand, Ton und Kies geht.

Bereits im Mittelalter wurde unter dem heutigen östlichen Stadtbereich rund um Bogenhausen eine Lehmzunge gefunden. Schon damals wurde er abgebaut, bis in die 1990er-Jahre war die Ressource allerdings erschöpft. »Das einzige was aus dieser Zeit noch zu sehen ist, sind sogenannte Dammwege. Über diese wurde der Lehm abtransportiert, links und rechts davon wurde abgebaut.

Solche Hangkanten sieht man zum Beispiel am Schreberweg in der Parkstadt Bogenhausen oder an der Memelerstraße«, beschreibt der Arbeitskreis-Leiter Dr. Willibald Karl. Zusätzlich gibt es noch vereinzelt Trockenstadel zu sehen. Eine neue Ausstellung im Gasteig hat nun die Geschichte des Lehmabbaus und seinen »Boom« in Wort und Bild festgehalten und auch Karl und seine Kollegen haben an der Aufarbeitung des Themas »LehmZiegelStadt« kräftig mitgeholfen.

Ab Donnerstag, 3. Juli, können die Besucher so mehr über ihre Stadtteilhistorie und Anekdoten erfahren. »Die Loam-Barone waren ›selfmade man‹. Die haben ihr Glück im Ziegelboom gemacht und sind reich geworden«, erklärt Karl.

Einer von ihnen war der Schmid Lenz. »Ein echter ›Gmoarstier‹. Er zeugte 24 eheliche Kinder mit drei Ehefrauen und zahllose uneheliche. Aus der Mitgift seiner zweiten Frau hat er sich sein zweites Ziegelwerk gekauft«, erzählt Karl schmunzelnd. Trotzdem seien die Barone selbst die wildesten Arbeiter gewesen.

Die Aufgaben des Arbeitskreises sind nach der Ausstellung aber keineswegs erschöpft. Immer wieder gibt es neue Funde aus dem Lehmabbau. »Kürzlich wurde an der Ostpreußenschule eine etwa hundert Jahre alte Landkarte gefunden, auf der alle Ziegeleien verzeichnet waren«, freut sich Karl.

Wer also alte Fundstücke oder Fotos aus der Zeit der Ziegelbrennerei dem Arbeitskreis zur Verfügung stellen will, kann sich bei der VHS unter der Telefonnummer 62 08 20 11 melden.

Kathrin Schubert

Artikel vom 01.07.2008
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