Ladenstraße im Olympiadorf verödet zusehends

Olympiadorf · Bloß keine Verantwortung

Die Ladenstraße des Olympiadorfs lädt wirklich nicht zum Bummeln ein – da sehen nicht nur Manuela Feese-Zolotnitski und Bürgermeisterin Christine Strobl Handlungsbedarf. Foto: au

Die Ladenstraße des Olympiadorfs lädt wirklich nicht zum Bummeln ein – da sehen nicht nur Manuela Feese-Zolotnitski und Bürgermeisterin Christine Strobl Handlungsbedarf. Foto: au

Olympiadorf · Seit acht Jahren steht Musa Ceylan täglich in seinem Obstgeschäft in der Ladenstraße des Olympiadorfs. Früher hatte er viel zu tun. Seit geraumer Zeit nicht mehr: »In unsere Straße verirren sich nur noch wenige. Die meisten gehen zum Einkaufen dahin, wo es eine größere Auswahl an Geschäften gibt und die Umgebung gepflegter ist.«

Das Straßenpflaster im ursprünglichen Herz des Dorfzentrums ist alt, die Geschäfte wirken düster und die Ladenauswahl ist begrenzt. Vier Bäcker gibt es und zwei Internetshops. Einen Metzger bei dem man frisches Fleisch kaufen könnte, sucht man hingegen vergebens. »Wenn die Geschäfte alle das gleiche anbieten, machen sie sich durch die Konkurrenz gegenseitig kaputt«, klagt Ceylan. Hinzu kämen hohe Mieten und gestiegene Lebensmittelpreise, die die Kunden in die Discounter trieben.

Diese Veränderungen bestätigt Bürgermeisterin Christine Strobl, die selbst im Olympiadorf lebt: »Da es vor Ort nicht genug Auswahl gibt, muss man für bestimmte Produkte ins nahegelegene OEZ fahren. Und wenn man schon mal dort ist, kauft man den Rest gleich mit.« Doch außer gute Ratschläge zu erteilen, könne die Stadt nicht viel machen, »da das Dorf Privatgrund ist.«

Die Eigentümer müssen also ins Boot geholt werden für eine Lösung. Schließlich vermissen auch die Bewohner des Olympischen Dorfs eine gute Auswahl »um die Ecke«. Manuela Feese-Zolotnitski von der Einwohner-Interessen-Gemeinschaft (EIG): »Die Ladenstraße hat großes Potential. Aber wenn jetzt niemand handelt, wird sie verkümmern.« Vergangene Woche veranstaltete die EIG daher eine Informationsveranstaltung, zu der die Eigentümer eingeladen waren.

Lösungsvorschläge sollten vorgestellt werden. Die Attraktivität der Straße mit ersten »Sofortmaßnahmen« zu steigern, sei nämlich gar nicht so schwierig, meinten viele Anwohner des Olympiadorfs. Schon kleinere Verschönerungen könnten einen großen Effekt erzielen. Hilfreich wäre es zum Beispiel, so ein Vorschlag, die Schaufenster einladender zu gestalten, anstatt sie mit Werbung zuzupflastern. Doch langfristig müsse vor allem tatsächlich die Angebotsvielfalt gesteigert werden. »Dafür sollten sich die Eigentümer organisieren. Ein Center-Management könnte bestimmen, welches Geschäft sich niederlassen darf – und so den nötigen Branchenmix schaffen«, forderte die Versammlung.

Dass das eine gute Idee sei, findet auch Eigentümer Kurt Winkels. »Denn wenn der Standort nicht attraktiver wird, dann können wir die Flächen bald nicht mehr vermieten.« Problematisch seien jedoch die »verstrickten« Strukturen im Olympiadorf. »Die ODBG beispielsweise muss unbedingt am gleichen Strang ziehen.« Diese gemeinschaftliche Organisation der Eigentümer ist jedoch vor allem als Dienstleister für die Pflege der Anlage zuständig.

Herbert Hantelmann, Geschäftsführer der ODBG (Olympiadorf-Betrieb-Beteiligungsgesellschaft) spielt den Ball aber sofort zurück zu den Eigentümern: »Der erste Schritt muss von ihrer Seite ausgehen.« Und fügt hinzu: »Wenn alle am Ball bleiben, dann kann hier einiges erreicht werden.« Bloßes Abwehrspiel aller Verantwortlichen führt den Ball allerdings selten innerhalb der Spielzeit ins Tor.

Sara Austen

Artikel vom 01.07.2008
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