Albrecht Ackerland über die Maß

München - „Da schau her“

Wann haben Sie zuletzt eine schöne Maß Bier getrunken? Unter Kastanien vielleicht, in der Abendsonne hat die Schaumkrone geglitzert? Oder sind Sie gar alt genug, dass Sie noch miterleben konnten, wie selbstverständlich in jedem Wirtshaus, ja, auf jeder Baustelle der Maßkrug dazugehörte wie hier Aschenbecher und dort Zementkelle?

So sah einst Bayern aus, so war unser Leben in der Stadt. Das Bier ausschließlich im Maßkrug gibt es zumindest noch in vielen Biergärten, so ist es Brauch, so mögen wir’s.

Nur: gesund ist das nicht. Die Bayern: ein Volk von Komasäufern und schweren Alkoholikern. Ein Risiko für sich selbst. Die Könige selig, volksfeindlich wie sie waren, haben diesen massenhaften Rauschgiftkonsum gar noch unterstützt. Dem Ludwig I. etwa haben wir die Biergärten in ihrer noch immer beständigen Form zu verdanken und freilich auch das Oktoberfest. Ein Wunder eigentlich, dass im Land der Bayern noch Menschen leben. Muss an Gottes Hilfe liegen, ist er doch laut Hymne mit dem Land verbandelt.

Die Bayerische Staatsregierung hat nun endlich erkannt, dass auf diesen Gott kein Vertrauen ist und endlich der schädliche Genuss von Bier in diesen urmenschenhaften Gefäßgrößen eingedämmt werden muss.

Sprich: Die Maß könnte bald abgeschafft werden. Endlich entwickeln wir Bayern uns weiter und trinken unser Alkoholfreies aus Kölschstangen. Das Gastronomiegesetz soll verschärft werden und Wirten künftig verbieten, „alkoholische Getränke in einer Form anzubieten oder zu vermarkten, die geeignet ist, dem übermäßigen Alkoholkonsum Vorschub zu leisten“.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir hier in unserem schönen Bayern von keinen solchen mehr regiert werden. Wenn Sie Zeit hätten, dann könnten wir uns gerne mal im Biergarten treffen und gemeinsam über eine Revolution nachdenken. Oder einfach nur über die nächste Wahl. Sie findet im Herbst statt, während der Wiesn.

Artikel vom 26.06.2008
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