Aktuelle Studien zum Thema Generation Praktikum

München – Mythos oder Realität?

München – Eine ganze „Generation“ gut ausgebildeter junger Menschen hangele sich nach Ausbildung oder Studium von Praktikum zu Praktikum – so ein häufiger Vorwurf in Richtung Wirtschaft. Die Fakten sagen allerdings etwas anderes: Zwei Studien von HIS (Hochschulinformationssystem) und inifes im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zeigen, dass nur 7 Prozent der jungen Berufstätigen und 12 Prozent der Hochschulabsolventen nach ihrem Abschluss überhaupt ein freiwilliges Praktikum leisten.

Überdurchschnittlich häufig sind das Absolventen von geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen. Auch wenn also nur wenige betroffen sind, spricht das BMAS von Handlungsbedarf. Es wolle mehr Rechtsklarheit schaffen und den angeblichen Missbrauch von Praktikanten eindämmen. Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) soll es daher künftig eine Definition für Praktika als „Lernverhältnisse“ geben.

Das BMAS will zudem klarstellen, dass Praktikanten ein Anrecht auf „angemessene“ Vergütung haben. Geplant ist außerdem eine aus DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag)-Sicht höchst problematische Beweislastumkehr: Im Streitfall soll der Arbeitgeber im Nachhinein beweisen müssen, dass es sich um ein Praktikanten- und nicht um ein Arbeitsverhältnis gehandelt hat. Genau das stellt sich aber als schwierig dar, denn selbstverständlich werden im Rahmen von Praktika auch Arbeitsleistungen erbracht.

Praktika dienen schon heute per Definition der Ausbildung, und Praktikanten haben nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) ein Recht auf angemessene Vergütung. Arbeitet ein Praktikant über Monate hinweg an denselben Aufgaben in derselben Abteilung, ohne dass er angeleitet wird, läuft der Arbeitgeber auch bisher schon Gefahr, im Rahmen der geltenden arbeitsrechtlichen Regelungen auf ein Arbeitnehmergehalt verklagt zu werden. Diese Regelungen seien laut BMAS nicht ausreichend bekannt. Eine Verschärfung der rechtlichen Regelungen führe laut DIHK dazu, dass Unternehmen in Zukunft viel weniger oder gar keine Praktika mehr anböten.

Praktika sind eine Chance: Die Praktikanten erweitern ihre Qualifikationen und finden leichter den Einstieg ins Berufsleben. Dafür spricht auch, dass 80 Prozent der Absolventen ihr Praktikum im Rückblick positiv bewerten.

Artikel vom 19.06.2008
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