Streit um angemessenes Denkmal für Hitler-Attentäter Georg Elser

Maxvorstadt · Explosive Erinnerung

»Wenn dieses Ding kommt, gibt es Ärger«: Anwohnerin Helga Asenbaum vor der Fassade, an der das Elser-Denkmal installiert werden soll. Foto: js

»Wenn dieses Ding kommt, gibt es Ärger«: Anwohnerin Helga Asenbaum vor der Fassade, an der das Elser-Denkmal installiert werden soll. Foto: js

Maxvorstadt · Zu Ehren von Georg Elser soll an der Fassade der Grundschule an der Türkenstraße ein modernes Kunstwerk errichtet werden. Doch Anwohner und Vertreter der Georg-Elser-Stiftung stehen der geplanten Installation aus roten Neonröhren kritisch gegenüber.

Der Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) hingegen befürwortet den Entwurf, der auf der jüngsten Sitzung des Gremiums vorgestellt wurde. Sofern der Stadtrat den Plänen für das Kunstwerk in seiner Sitzung am 17. Juli zustimmt, wird es am Georg-Elser-Platz künftig jeden Abend zwischen 21.20 und 21.21 Uhr ein kleines Lichtspiel geben. In einem kreisförmigen Schriftzug mit einem Durchmesser von rund fünf Metern soll an der zur Türkenstraße gerichteten Hauswand der Grundschule 60 Sekunden lang das Datum »8. November 1938« aufleuchten, als tägliche Gedenkminute an den Widerstandskämpfer Georg Elser. Genau zu diesem Zeitpunkt, am 8. November 1938 um 21.20 Uhr, hatte der Schreiner im Bürgerbräukeller versucht, Adolf Hitler durch einen Bombenanschlag zu töten.

Der Entwurf für das viel diskutierte Kunstwerk stammt von der Frankfurterin Silke Wagner, die sich vor dem Preisgericht gegen drei Münchner und einen Berliner Künstler durchgesetzt hat. »Die roten Neonbuchstaben sollen die Explosion symbolisieren«, erklärte Erwin Hartl, der beim Kulturreferat der Stadt München für Kunst im öffentlichen Raum zuständig ist. Wichtig sei der Jury außerdem gewesen, ein modernes Werk zu schaffen. »Klassische Denkmäler sind nicht mehr zeitgemäß«, so Hartl. Den Vertretern der Georg-Elser-Stiftung, welche die Installation mitfinanziert, ist das Werk jedoch zu abstrakt. »Wer das Datum nicht kennt, kann damit nichts anfangen«, kritisierte Hella Schlumberger, die Vorsitzende der Stiftung. »Wir wollen ein Denkmal«, sagte Helen Kurbjeweit, die ebenfalls der Stiftung angehört. »Hier aber muss man viel zu viel interpretieren«.

Auch Helga Asenbaum, die gegenüber der Schule wohnt, zeigte sich wenig begeistert: »Wenn dieses Ding kommt, gibt es jede Menge Ärger mit den Anwohnern«, kündigt sie an.

Im Sommer werde die Leuchtschrift zwar vom Kastanienbaum vor der Schule verdeckt, »aber wenn im Winter das Laub weg ist, blinkt es jeden Tag in meiner Wohnung.« Außerdem sei ein Kunstwerk, das die Explosion eines Bombenanschlags symbolisiere, bedenklich: »In Zeiten, in denen Terrorismus eine große Rolle spielt, ist das fragwürdig.«

Bezirksausschuss-Vorsitzender Oskar Holl (SPD) indes bezeichnete den Entwurf als »hochinteressant«. Auch Michael Bärmann (Grüne) kann sich mit der Installation anfreunden. »Ich finde das Konzept gut, Statuen haben wir genug«, sagte er. Das ehemalige BA-Mitglied Kirsten Bärmann-Thümmel erinnerte daran, dass mit dem Elser-Denkmal ursprünglich ein Störfaktor im öffentlichen Raum geschaffen werden sollte. Dieses Anliegen werde im Entwurf der Frankfurter Künstlerin verwirklicht. Unter der Voraussetzung, dass zusätzlich eine Erklärungstafel angebracht wird, stimmte der BA der Errichtung der Installation zu.

Kosten soll das umstrittene Projekt übrigens 35.000 Euro, 30.000 Euro trägt die Stadt, die Georg-Elser-Stiftung steuert zusätzlich 5.000 Euro bei. Julia Stark

Artikel vom 17.06.2008
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