Werner Thiel träumt(e) von einem Weiße-Rose-Denkmal an der Orleansstraße

Haidhausen · Fünf Jahre keine Antwort

Schräg gegenüber der Hausnummer 63 soll die Verabschiedung von Sophie Scholl von ihrem Bruder stattgefunden haben. Werner Thiel hat schon mal symbolisch seine Tasche aufgehängt – umsonst. 	Foto: ks

Schräg gegenüber der Hausnummer 63 soll die Verabschiedung von Sophie Scholl von ihrem Bruder stattgefunden haben. Werner Thiel hat schon mal symbolisch seine Tasche aufgehängt – umsonst. Foto: ks

Haidhausen · Die Mühlen der Stadtverwaltung mahlen langsam – im Fall von Werner Thiel volle fünf Jahre lang. Bereits im Jahr 2003 entdeckte er einen historischen Zaun an der Orleansstraße, an dem 1942 Sophie Scholl, Widerstandskämpferin im Dritten Reich, ihren Bruder Hans an die Ostfront verabschiedete.

Thiel konnte den genauen Ort der Verabschiedung anhand eines Fotos aus dieser Zeit rekonstruieren und möchte seitdem an diesem Zaun eine Gedenktafel oder gar ein Denkmal errichten.

Doch vonseiten der Stadtverwaltung kommt keinerlei Reaktion. »Sophie Scholl hatte damals hier ihre Tasche aufgehängt, ein Künstler könnte doch nun hier eine symbolische Tasche an die Stäbe hängen«, wünscht sich Thiel. Seiner Meinung nach gebe es wenige andere Möglichkeiten Historie so »hautnah« zu erleben.

Doch seine Wünsche sind eigentlich bereits seit dem Jahr 2005 hinfällig. Damals beschäftigte sich nämlich bereits die »Arbeitsgruppe Gedenkstätten« der Stadt München mit dem geplanten Denkmal und schon zu diesem Zeitpunkt lehnte das Gremium die Pläne Thiels ab. »Man hat nur unglücklicherweise vergessen den Antragsteller zu informieren«, lautet die ebenso lapidare wie unangenehme Begründung von Jennifer Kozarevic aus dem Kulturreferat. Die Arbeitsgruppe setze sich aus mehreren Vertretern der Stadtverwaltung zusammen, »da hat sich der eine auf den anderen verlassen.« Dieter Pfeiffer vom Direktorium bringt es dagegen auf den Punkt: »Die Sache ist versumpft und irgendjemand hat sie jetzt wieder ausgegraben.« Dem Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5) hat die fehlende Benachrichtigung nun wieder zusätzliche Arbeit eingebrockt, denn nachdem Thiel den Antrag dieses Jahr neu stellte, muss auch der BA erneut darüber entscheiden. Bereits vor fünf Jahren stimmten die Haidhauser Politiker für das Denkmal.

Die Idee ist noch nicht ganz vom Tisch, denn das Kulturreferat plant nun, die Örtlichkeit in die Neuauflage des Kulturgeschichtspfades Au-Haidhausen aufzunehmen. »Andere Orte in München haben mehr Kontext als dieser Zaun. Ein gesondertes Denkmal wird es daher nicht geben. Aber durch den Pfad wird die Geschichte dennoch am Leben gehalten«, erklärt Kozarevic. Auch im geplanten NS-Dokumentationszentrum im ehemaligen Braunen Haus in der Meiserstraße soll auf solche Zeitzeugnisse eingegangen werden. Doch auch bei der Realisierung des Dokuzentrums geht es mehr als schleppend voran. ks

Artikel vom 17.06.2008
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