München - „Da schau her“

Ich gebe es ja zu: Es war eine aufregende Zeit, der Sommer war heiß. Dass das Bier warm war, hat sogar manchmal kaum gestört, diese besondere Stimmung war ansteckend. Auch für mich. Die Rede ist, klar, von der WM 2006. Wer’s noch hören kann, für den sei es hier noch mal gedruckt: Es war ein Sommermärchen.

Für meinen Geschmack blieb damals alles trotzdem zu eintönig dreitönig. Auch der Rückblick mildert dieses Geschmäckle nicht. Schwarz-rot-gelb: überall. Nein, keine Sorge, ich werde hier nicht griesgrämig über die Deutschen und ihre komplizierte Beziehung zur Nation schwadronieren.

Über die Harmonie der Farben aber muss das gesagt werden: Die Kombination unserer Landesfarben ist, nun ja, unglücklich gewählt.

Soll nicht heißen, ich fiebere nicht mit unseren Jungs bei der laufenden EM! Natürlich müssen wir Europameister werden. Natürlich werden wir es auch. Auch wenn der Sieg gegen die Österreicher mich doch ein wenig wehmütig und traurig stimmen wird: Der Vater meiner Mutter war Wiener.

Was mir – neben dem Spiel der Jogi-Löwen – aber ganz besonders gefällt in diesem Juni: Die Vielfalt der Farben und Fahnen! Zur WM versank die ganze Stadt unter einem schwarz-rot-goldenen Mantel. Jetzt aber erleben wir Vielfalt. Was erheitert mehr als jener Golf mit Vierfachbeflaggung, der kürzlich in meiner Straße parkte: zwei Mal Deutsch, ein Mal Türkisch, ein Mal Griechisch. Ansonsten: Hier hängt Portugal aus dem Fenster, dort weht Spanien am Balkon. Soll heißen: Wir werden Europameister! Welches Land? Egal. Wir!

Artikel vom 12.06.2008
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