25 Prozent wirtschaftlicher: Firmen, die nichts unter den Tisch kehren

München · Fehler können eine Chance sein

München · Fehler lohnen sich – wenn sie niemand unter den Teppich kehrt: Bis zu 25 Prozent wirtschaftlicher arbeiten Firmen, die Fehler nicht unter den Teppich kehren, sondern aus ihnen lernen. Mitarbeiter, die alles richtig machen? Denen kein Fehler unterläuft? Auf die man sich hundertprozentig verlassen kann?

Die gibt es nicht: Wer arbeitet, macht Fehler. Ist das wirklich so schlimm? Ganz im Gegenteil, meint der Gießener Organisationspsychologe Michael Frese: Unternehmer mit einer positiven Fehlerkultur würden um bis zu 25 Prozent profitabler wirtschaften, hat Frese herausgefunden. Eine positive Fehlerkultur zeichne sich dadurch aus, dass Mitarbeiter nicht unter Druck stehen oder gar um ihren Job bangen müssen, sondern alle die Chance nutzen, daraus zu lernen und es besser zu machen.

»Wir müssen Fehler als Chance sehen, betriebliche Abläufe zu verbessern«, bestätigt Harald Meyer, Geschäftsführer einer Unternehmensgruppe. Meyer setzt auf die Suche nach Lösungen, nicht nach Schuldigen. Trotzdem ist es nicht leicht, Mitarbeiter von diesem Gedanken zu überzeugen: »In einem Projekt liefen die Kosten stark aus dem Ruder und der Projektleiter dachte, dass er das alleine lösen könnte – nach dem Motto Augen zu und durch«, berichtet Meyer. Im letzten Moment entdeckte der Unternehmer die Schieflage – und fand gemeinsam mit den Beteiligten eine Lösung. »Ganz wichtig ist es, dass Fehler rechtzeitig gemeldet werden«, betont der Unternehmer. Denn wer nicht zugeben will, dass er mit einer Situation überfordert ist, »macht alles meistens nur noch schlimmer.«

Als »Fehlervertuschungsmentalität« bezeichnet der Psychologe Dieter Frey dieses Verhalten. Das sei zwar verständlich – »zu viele Fehler bedrohen den Selbstwert, deshalb sind sie unangenehm«. Doch Frey hält das Vertuschen für kostspielig: Fehler würden ständig wiederholt, die Suche nach Lösungen verzögere sich – und nicht zuletzt ließen Firmen das Innovationspotenzial ungenutzt, das jeder Fehler berge. Zu einer Fehlerkultur gehört nach Ansicht von Michael Frese auch ein Fehlermanagement: Fehler zu analysieren, nach ihren Ursachen zu suchen, Lösungen zu entwickeln und alle Beteiligten darüber zu informieren. So geht auch Harald Meyer vor: »Diese Aufgaben lösen wir im Team. Da kommt einiges an Know-how zusammen, und bis jetzt haben wir immer eine Lösung gefunden.«

Für ein geregeltes Fehlermanagement eignen viele Instrumente, zum Beispiel aus dem Qualitätsmanagement, aus dem Kaizen oder dem Kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Laut Unternehmensberater Peter Hochreither ist am wichtigsten die Fehlerkultur der Firma: Ohne sie, ohne entsprechende Haltung und Werte, bringe ein Fehlermanagement nichts: »Hier zählen menschliche Faktoren, das lernende Unternehmen.«

Artikel vom 10.06.2008
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