Tennisclub am Scheidplatz kämpft ums Überleben – Stadt plant Neuverpachtung

Schwabing · Unmoralisches Angebot?

Pächter Hans Posl hält an »seinen« Plätzen fest und ist sich sicher: »In Schwabing gibt es sportlich nichts Vergleichbares mehr.«  Foto: ks

Pächter Hans Posl hält an »seinen« Plätzen fest und ist sich sicher: »In Schwabing gibt es sportlich nichts Vergleichbares mehr.« Foto: ks

Schwabing · Die Stadt München macht sozialen Einrichtungen Immobilienangebote und im Nachgang weiß keiner so recht, wer den Stein ins Rollen gebracht haben soll. So geschehen beim Grundstück Belgradstraße 104, besser bekannt als Sportanlage des Tennisclubs am Scheidplatz.

Die Verantwortlichen des Vereins wussten lange nicht, dass die Stiftung Pfennigparade von der Stadt München das Grundstück für die Errichtung eines Seniorenwohnheims, einer Kinderkrippe und -gartens zur Pacht angeboten bekommen hat. Über die Planungen der Landeshauptstadt München, das Gelände zukünftig anders zu nutzen, wurde der Pächter Hans Posl nicht informiert »Offiziell erfährt man nix, nur inoffiziell weiß ich davon«, schimpft Posl.

»Anscheinend wollen die eine soziale Anlage durch eine andere ersetzen, aber wenn die zwölf Tennisplätze wegfallen, findet man in Schwabing nichts Vergleichbares mehr«, ergänzt er.

Über 500 Unterschriften hat der Verein nun gesammelt, um doch bleiben zu dürfen. Doch die Zeichen stehen schlecht: »Das Gelände stand schon immer zur Bebauung zur Verfügung, und der Pächter wusste das«, erläutert Stadträtin Diana Stachowitz (SPD). Es gehe nun darum, einen anderen Standort für den Tennisclub zu finden: »Dieser Standort ist ideal für die Pfennigparade«, meint Stachowitz.

Sie sieht die Situation nicht ganz so schwarz. Es sei »einiges in der Kommunikation schief gelaufen« und dass der Bezirksausschuss Schwabing-West (BA 4) noch vor Posl dazu befragt wurde, was er von den neuen Plänen halte, sei eben so im städtischen Ablauf verankert. Im Kommunalreferat hingegen ist man sich keiner Schuld bewusst: »Wir haben überlegt, wie man das Gelände anders nutzen kann, es besteht Bedarf im Stadtteil«, erklärt Sprecher Christoph Gernhäuser.

Dass die Pfennigparade »direkt um die Ecke« bereits ein großes Gebäude besitzt, steht hierbei außer Frage. »Die Pfennigparade ist ein möglicher Bewerber, aber das Grundstück wird erst offiziell ausgeschrieben«, erläutert Gernhäuser. Vorher erfolgt bis etwa Herbst 2008 die Prüfung durch das Planungsreferat, ob eine Bebauung des Areals überhaupt möglich ist. Dort sei aber bisher kein Prüfungsantrag eingegangen, bestätigt Thomas Haser von der Lokalbaukommission. Das Projekt kann noch »platzen«, räumt auch Stachowitz ein. Der Pfennigparade wurde von der Stadt München ein weiteres Grundstück zugesagt. Neben dem Scheidplatz steht deshalb seit mehreren Jahren auch ein Gebäude am Ackermannbogen zur Debatte. Die Sprecherin der Pfennigparade Claudia Masling nimmt es gelassen. »Beide Standorte werden noch diskutiert.

Durch die bessere Anbindung an die U-Bahn und die vielen Therapiezentren in der Barlachstraße wäre der Scheidplatz natürlich besser für uns. Wir wollen gerne das Grundstück, müssen aber wie alle anderen abwarten.«

Währendessen hat sich der BA 4 mehrheitlich für die neue Wohnungseinrichtung für Behinderte, die neuen Kindergarten- und Kinderkrippenplätze entschieden. Der BA-Vorsitzende Dr. Walter Klein will aber bis 2009 adäquaten Ersatz für den Tennisclub finden. ks

Artikel vom 10.06.2008
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