Moschee in Freimann lädt alle Neugierigen ein, sie zu besuchen

Freimann · Ein Ort zum Niederknien

Laden zu Einblicken in die Freimanner Moschee ein: Pfarrer Norbert Ellinger und Ina Al-Moneyyer vom Islamischen Zentrum.	Foto: em

Laden zu Einblicken in die Freimanner Moschee ein: Pfarrer Norbert Ellinger und Ina Al-Moneyyer vom Islamischen Zentrum. Foto: em

Freimann · Manchmal gibt es merkwürdige Begegnungen im Stadtbus 180. Zum Beispiel, wenn eine kopftuchbedeckte Frau sagt, jetzt müsse sie sich nochmal ganz neu waschen, weil der Hund, den man an der Leine hält, kurz an ihr geschnüffelt habe. Ein Satz kann da schnell in den Kopf kommen: »Zwei Kulturen prallen aufeinander.« Und das stimmt wohl auch. Doch das muss eben nicht nur zum Problem werden. Es kann nämlich auch neugierig machen.

Die Hundebesitzerin, die diese Begegnung erlebt hat, ist neugierig. Deshalb nutzte sie, wie einige andere Münchner, vergangene Woche eine Einladung der »Nachbarschaftshilfe«, die Moschee in der Wallnerstraße zu besichtigen und sich von Ina Al-Moneyyer, einer vom christlichen Glauben zum Islam konvertierten Muslima, und Pfarrer Norbert Ellinger von der evangelischen Kirchengemeinde Freimann etwas erzählen zu lassen – vom Islam und davon, was ihn verbindet mit dem Christentum, aber auch davon, was ihn unterscheidet. Und Fragen zu stellen.

Nach dem Kopftuch, zum Beispiel. Der Abend war schon sehr weit fortgeschritten, doch dann kam sie doch auf, die unvermeidliche Frage: Ist es nun vorgeschrieben oder nicht? »Für praktizierende Muslima ist es ein Muss«, so die Antwort von Ina Al-Moneyyer. »Wir sollen uns als gläubige Muslime zu erkennen geben und unsere Körperformen so bedecken, dass sie nicht erkennbar sind. Diese Kleidungs-Grundregel gilt übrigens auch für die Männer!« »Na, daran können die Männer ja noch arbeiten«, lautet eine Antwort aus dem Publikum. Ein Lachen verbindet Podium und Publikum, wohlgekleidete islamische Männer applaudieren. Und die Geschlechtertrennung beim Gebet?

In der Freimanner Moschee beten die Männer zusammen mit ihrem Vorbeter, die Frauen ein Stockwerk höher auf einer Empore. »Wir sollen uns ganz auf Gott, also in unserer Sprache auf Allah, konzentrieren und durch nichts abgelenkt werden, begründet Al-Moneyyer die Geschlechtertrennung. Eine Missachtung der Frauen will sie nicht erkennen in dieser Regel, betont sie noch einmal gegenüber der Münchener Nord-Rundschau. Sie, die im Christentum aufgewachsen ist, fühlt sich nicht herabgesetzt. In den Kleidervorschriften erkennt sie keine Einschränkungen und kann den Verdacht der »Unterdrückung« nicht nachvollziehen. Pfarrer Ellinger hingegen schon – gibt aber zu bedenken, dass es sich eher um ein kulturelles Problem handle, dass das Christentum auch kenne.

Besonders die evangelische Kirche habe aber dazu gelernt. Ellinger sieht eher die vom Islam nicht vorgesehene Trennung von Staat und Kirche als problematisch an – ein Punkt, bei dem sich Al-Moneyyer winden muss. Sie nennt »ethische Grundprinzipien« als notwendige Grundlage eines jeden Staates – und sagt, diese sehe sie in Deutschland verwirklicht. Sie betont das Bestreben nach Offenheit und Transparenz innerhalb der Moschee, unterstreicht, dass jede und jeder Interessierte jederzeit hereinkommen und sich umsehen könne, dass alle Predigten simultan auf deutsch übersetzt würden. Ach ja, und die Geschichte mit dem Hund erklärt sie auch: Vor jedem der fünf Gebete am Tag muss sich ein Muslim nach einem bestimmten Ritual waschen. Eine Begegnung mit einem Hund, aber auch Schlafen oder ein Gang zur Toilette machen das Ritual unwirksam. Alltagsprobleme einer Muslima – und auf einmal ist sie mehr Nachbarin als Dozentin. Und auf jeden Fall näher als bei jeder theoretischen Diskussion. Schon deshalb lohnt es sich, öfter den Bus 180 zu nehmen. Der hält nämlich direkt vor »dem Ort, an dem man niederkniet«: der Moschee. Eva Mäkler

Artikel vom 05.06.2008
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