Eine Religionsstunde der besonderen Art

Unterschleißheim · Flotte Bienen und sanfte Igel

Wie streichelt man Igel? Gaaanz vorsichtig, natürlich! Foto: Brigitte Maier

Wie streichelt man Igel? Gaaanz vorsichtig, natürlich! Foto: Brigitte Maier

Unterschleißheim · »Ihr dürft ihn ruhig einmal anfassen!« Das ließen sich die Schülerinnen und Schüler nicht zweimal sagen. Vorsichtig befühlten sie die Stacheln des kleinen Igels, der offensichtlich noch nicht so recht wusste, ob er sich vorsichtshalber nach Igelmanier zusammenrollen oder lieber doch neugierig in die Runde blicken sollte.

Keine drei Meter Luftlinie entfernt brummte und summte es nur so. Am Nachbartisch drückten sich Kinder an einem gläsernen Bienenschaukasten die Nase platt und suchten die mit einer winzigen Farbplakette markierte Bienenkönigin inmitten ihres Hofstaates.

Was die Kinder der Therese-Giehse-Realschule neulich erlebten, war eine ungewöhnliche evangelische Religionsstunde. Die Klasse erhielt Besuch von Imker Josef Birgmeier aus Mauern und »Igelmama« Ulrike Kolar aus Moosburg, die für die Kinder nicht nur viele Informationen aus erster Hand sowie Bilder und Broschüren dabei hatten, sondern vor allem auch lebende Schützlinge als Anschauungsobjekt – wobei die Bienen sicher in einem Glasschaukasten untergebracht und die Igel – da menschliche Nähe gewohnt – ungewöhnlich zutraulich waren.

Organisiert hatte die Stunde Referendarin Brigitte Maier im Namen der Fachschaft Religion an der Therese-Giehse-Realschule. Sie behandelt mit evangelischen Fünftklässlern schon seit einigen Wochen das Thema »Schöpfung«. Die etwas andere Unterrichtsstunde stand unter dem Motto »Unsere tierischen Mitgeschöpfe – verantwortungsvoller Umgang mit Tieren«. Man könnte vermuten, dass es in diesem Zusammenhang näherliegend gewesen wäre, typische Haustiere wie Hund, Katze oder Goldhamster in die Schule zu holen; weil aber zahlreiche Kinder mit Allergien zu kämpfen haben, suchte die Referendarin nach in dieser Hinsicht unbedenklichen Alternativen.

Bei ihrer Recherche stieß sie auf Ulrike Kolar, die sich schon seit Jahrzehnten um verletzte oder kranke Igel kümmert und sie wieder aufpäppelt, und den engagierten Imker Josef Birgmeier, der schon viel Erfahrung mit Kinder- und Jugendarbeit gesammelt hat. Das bewies auch seine kinderfreundliche Ausrüstung mit einem Glasschaukasten, einem leeren Wespennest zum Vergleich, Bienenwaben und vielen weiteren Exponaten, die von den Kindern bestaunt wurden.

Dass der Honig von den Bienen kommt, wussten die meisten Schüler natürlich bereits; aber wie komplex das Leben in einem Bienenvolk ist, dass die Bienenkönigin in ihrem Leben viele Tausend Eier legt und dass die Bienen stark gefährdet sind – das und viel mehr erfuhren die Kinder von Josef Birgmeier. Dieser verstand es, den Kindern deutlich zu machen, wie wichtig die Biene für die Bestäubung beispielsweise der Obstbäume in den vielen Gärten ist, und nahm ihnen auch die Angst vor den Insekten, die nur dann zustechen, wenn sie sich bedroht fühlen.

Kolar nutzte die Gelegenheit, auf die Probleme ihrer kleinen Schützlinge aufmerksam zu machen. Ein achtlos weggeworfener Jogurtbecher beispielsweise kann einem Igel zum Verhängnis werden: Bei dem Versuch, die Speisereste am Becherboden abzulecken, schlüpft er nämlich mit dem Kopf so tief in den Becher, dass er – weil sich die Stacheln »einspreizen« – schließlich darin gefangen ist und jämmerlich ersticken muss. Die Kinder wissen nun auch, an wen sie sich wenden können, wenn sie einen verletzten Igel entdecken oder kurz vor Wintereinbruch einen mageren Igel finden, der den Winterschlaf womöglich nicht überleben würde.

»Das war super!« lautete schließlich das einstimmige Kompliment der Mädchen und Buben an die beiden Referenten.

Artikel vom 27.05.2008
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