Fans werben heute für den Erhalt des Sechzgers

Giesing bebt wieder

10.000 bis 12.000 Zuschauer dürften am Samstag die Tribünen des Löwen-Stadions bevölkern – und somit Giesings Boden einmal mehr zum Beben bringen.F.: Max Hägler

10.000 bis 12.000 Zuschauer dürften am Samstag die Tribünen des Löwen-Stadions bevölkern – und somit Giesings Boden einmal mehr zum Beben bringen.F.: Max Hägler

In den vergangenen Wochen und Monaten hat der TSV 1860 München für viel Verdruss gesorgt: Auf dem Rasen spielten die Kicker die schlechteste Rückrunde aller Mannschaften in der zweiten Bundesliga. Ebenso wenig mit Ruhm bekleckerte sich die Vereinsführung der Löwen mit ihren öffentlichen Streitereien. Dass es in Giesing zum Saisonende doch noch etwas Großes zu feiern gibt, verdankt der TSV dem Engagement seiner Anhänger, die getreu dem Motto „Einmal Löwe, immer Löwe“ zu ihrem Verein stehen.

Am Samstag, 24. Mai, (14 Uhr), findet im Grünwalder Stadion das XX-Tausend-Spiel zwischen der U23 des TSV 1860 und Jahn Regensburg statt. Fans hatten die Initiative XX-Tausend vor einem Jahr mit dem Ziel gegründet, die Zuschauerzahlen bei den Spielen der noch in der Regionalliga spielenden Nachwuchsmannschaft des TSV 1860, der U23, „erheblich zu steigern“. Vermutlich klappt das auch: Am heutigen Samstag könnten rund 10.000 bis 12.000 Zuschauer in das 1911 eröffnete Stadion auf dem Giesinger Berg pilgern. Für ein Regionalligaspiel einer Nachwuchself wäre das in München ein Rekord.

Doch die XX-Tausend-Macher wollen mehr als nur die junge Mannschaft unterstützen: Mit ihrer Aktion wollen sie auch und vor allem „auf die Unverzichtbarkeit dieser Traditionssportstätte hinweisen und so ihren dauerhaften Erhalt fördern“, wie sie auf ihrer Internetseite verkünden. Damit der Ball auch in der nächsten Spielzeit in Giesing rollt, wird die Stadt München in den nächsten Wochen 800.000 Euro in das baufällige Rund investieren. Dass das Stadion deswegen „massiv am städtischen Finanz-Tropf“ hängt, wie Abrissbefürworter behaupten, sieht Roman Beer, Vorsitzender der „Freunde des Sechzger Stadions“, nicht so: „Natürlich übersteigen derzeit die Ausgaben für den Unterhalt die Einnahmen aus dem Spielbetrieb. Defizite sind bei kulturellen Bauten aber oft der Fall und das Defizit des Sechzgers fällt dabei vergleichsweise gering aus“.

Auch die neu in den Stadtrat gewählte SPD-Politikerin Verena Dietl befürwortet den Erhalt: „Dieses Stadion ist ein wichtiges Denkmal der traditionsreichen Geschichte des Münchner Fußballs“. Die Stadträtin berichtet, dass dies nicht nur Fußballfreunde so sehen: „Bei einer Bürgerversammlung haben die Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Votum für den Erhalt den Fans Recht gegeben“. Beer sieht sogar weitere Perspektiven für den Stadtteil: „Unser Ziel ist es, durch eine Steigerung der Zuschauerzahlen bei den Fußballspielen und durch ein attraktives Nutzungskonzept abseits des Fußballs für eine Verbesserung der Einnahmesituation zu sorgen“. Denn die Zukunft des Giesinger Wahrzeichens ist noch nicht endgültig gesichert: Derzeit gibt es nur eine in der Presse veröffentlichte Absichtserklärung der Mehrheitsfraktion im Stadtrat, das Stadion erhalten zu wollen.

Um weiterhin viele Menschen fürs Stadion zu begeistern, trommelten zahlreiche Löwenfans für das Spiel am heutigen Samstag – sie warben beispielsweise mit durch Spenden finanzierten Großanzeigen in Münchner Zeitungen für den Besuch. Der Eintritt kostet heute fünf Euro für Erwachsene (ermäßigt 2,50 Euro) und für Kinder einen Euro, die Sitzplätze und die Stehhalle sind bereits ausverkauft. Sportlich wird ein echter Leckerbissen serviert: Sowohl für die Gäste aus Regensburg als auch für die U23 des TSV 1860 geht es nämlich um die Qualifikation für die neue dritte Liga. Das Vorspiel bestreitet ab 11.30 Uhr eine Altherrenauswahl des TSV 1860 (unter anderem mit Thomas Miller und Roland Kneißl) gegen den FC Sternstunden.

Schon im vergangenen Jahr hatte die Faninitiative XX-Tausend dafür gesorgt, dass zum Spiel gegen einen damals als Zweitligaaufsteiger feststehenden SV Wehen über 7.000 Zuschauer nach Giesing gekommen sind. Sie hatten für eine phantastische und unvergessliche Stimmung gesorgt. Am heutigen Samstag wird das Stadtviertel nach der Sprengung des Agfa-Hochhauses im Februar ein zweites Mal in diesem Jahr beben. Auch Stadträtin Dietl wird daran beteiligt sein, es sei eine „Ehrensache“ für sie: „Ich habe schon seit Monaten meine Karte für die Stehhalle“.

Von Thomas Mrazek

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Artikel vom 21.05.2008
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