Feldkirchen · Ergattern und verzocken

Feldkirchens Rathauschef Peter van der Weck hat vor 30 Jahren selbst Fußballbilder gesammelt, nun sieht er seinem Sohn Simon (Mitte) dabei zu. Foto: ko

Feldkirchen · Ob Sammelleidenschaft erblich ist, ist wissenschaftlich wohl nicht erwiesen. Sicher ist aber, dass sie in der Familie des Feldkirchener Bürgermeisters Peter van der Weck (SPD) vom Vater auf den Sohn übertragen wurde. Gezeigt hat sich das am Freitag, als vor dem Rathaus der Startschuss für die erste Feldkirchener Panini-Bilder-Tauschbörse gefallen ist.

Eifrig sortiert der zwölfjährige Simon van der Weck seine Bildchen mit den Konterfeis der Fußballer aus aller Welt. Rund 400 Papier-Porträts der Sportler hat er schon – insgesamt sind zur Fußball-Europameisterschaft zirka 535 verschiedene Bilder erschienen. Professionell kramt er seine »Fehlliste« mit den Fußballern, die er noch erbeuten muss, aus dem Rucksack und schon kann es losgehen: Mit seinen Kumpels Felix (12 Jahre) und Raphael (11 Jahre) und anderen Kindern wird getauscht, was das Zeug hält.

Dabei halten die Buben den Stapel mit den Bildern in der Hand, die sie doppelt haben und loswerden wollen. »Verzocken« nennt man das in einschlägigen Panini-Bilder-Kreisen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit werden die kleinen Fotos an den besten Freund, den Mitschüler und auch an die Erwachsenen gebracht. Denn sogar manche Eltern sind vor dem Zauber nicht gefeit, den die Bilder ausüben. Bei einer Mutter, die mit ihren beiden Kindern zur Tauschbörse gekommen ist, »verzockt und ergattert« die ganze Familie: »Es ist ein Familienhobby«, sagt sie. Und außerdem »eine Frage der Ehre« in mühsamer Kleinarbeit jedes Bild einzeln zu sammeln und nicht etwa »en gros« übers Internet zu bestellen. Sie selbst wird von ihrem Mann und ihrem Bruder eingespannt, Bildchen aufzutreiben.

Bei Rathauschef van der Weck hält sich aktuell der Sammelehrgeiz in Grenzen. Er kennt sich durch seinen Sohn zwar ganz genau mit den Panini-Ritualen aus, selbst hat er sein letztes Fußballbildchen aber vor 30 Jahren abgestaubt. »Damals war das schon eine spannende Geschichte«, sagt er. Vor allem hätten die Jugendlichen zu seiner Zeit weniger Geld zur Verfügung gehabt als heutzutage. Da sei man dann schon stolz gewesen, wenn man wieder ein Bild ins Album einkleben konnte. Sein Lieblingsspieler war damals der »Bomber der Nation«, Gerd Müller. Die Vorbilder seines Sohnes sind Franck Ribéry, Thierry Henry und Cristiano Ronaldo. Streit darüber, wer die schönsten Sammel-Bildchen hat, gibt es somit bei der Familie van der Weck nicht. Allerdings verrät Peter van der Weck über die Vorliebe seines Sohnes für den FC Bayern augenzwinkernd: »Das ist schon ein Stachel im Fleisch des Vaters, der mit blauer 60er-Milch aufgezogen wurde.«

Die Sammelbilder tragen den Namen Panini nach dem gleichnamigen Unternehmen mit Hauptsitz im italienischen Modena. Erstmals vertrieben die Brüder Giuseppe und Benito Panini die kleinen Klebefotos 1970 zur Fußball-Weltmeisterschaft in Mexico. Bis kurz vor dem Europameisterschaft-Finale am 29. Juni findet in Feldkirchen die Tauschbörse statt: jeden Freitagnachmittag ab 14 Uhr zirka eine Stunde lang bis zum 27. Juni auf dem Rathausplatz. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 20.05.2008
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