Klaus Hoffmann singt in der Alten Kongresshalle

München - Lust auf Leben und auf Kunst

Singt wieder seine eigenen Lieder: Klaus Hoffmann, am Samstag, 31. Mai, in der Alten Kongresshalle.	Foto: VA

Singt wieder seine eigenen Lieder: Klaus Hoffmann, am Samstag, 31. Mai, in der Alten Kongresshalle. Foto: VA

Ein Ende kennt er nicht, will er nicht kennen – fast trotzig setzt er ans Ende seiner aktuellen CD ein Lied mit dem Titel „Beginnen“. Klaus Hoffmann, der besonders mit deutschen Interpretationen von Jaques Brel bekannt gewordene Chansonnier, singt jetzt wieder eigene Lieder, zu hören auf seiner neuen CD „Spirit“. Und live – am Samstag, 31. Mai in der Alten Kongresshalle. Das Samstagsblatt hat sich während der Proben mit ihm unterhalten.

Klaus Hoffmann, worauf können sich die Münchner freuen, wenn Sie am 31. Mai hier ein Konzert geben?

Wenn Sie sich auf einen Preußen freuen: Einen großen Strauß alter und neuer Lieder, mit großer Band, sehr rhythmisch diesmal. Und ich „oute“ mich auf dieser Tour auch wieder als Erzähler, werde also zwischen den Songs auch viel erzählen.

Ihr neues Album heißt „Spirit“ – ein bei Ihnen ganz ungewohnter Anglizismus. Die Musik selbst kommt dann aber ohne „modernistische Anbiederungen“ aus?

Das haben Sie sehr gut gesagt. Es geht mir auch tatsächlich um den „Spirit“, den Geist, der die Lieder durchsetzt. Manches ist vielleicht etwas rhythmischer, etwas jazziger – doch ich bleibe auch in der Ballade, im Erzählen. Wenn man noch die wortgewaltigen Deftigkeiten der Brel-Lieder im Ohr hat, kommen einem die neuen Lieder sanfter, versöhnlicher, heiterer vor. Brel war ein Sterbender – und hatte daher einen ganz anderen Pathos. Ich verabschiede für mich gerade die Vergangenheit der Vorbilder, komme mehr zu mir. Ich glaube schon, das ich versöhnlicher gestimmt bin – ich kann irgendwie leichter „fliegen“ im Moment.

Das hört man auch in Ihrer Musik …

Außerdem höre ich auch meinen Sting und Robbie Williams. Aber ich bin auch ein „Gefühlsarbeiter“, ganz klar, und ich finde, ich bin einer der ganz wenigen, die das machen. Das Wesen des Chansons ist nämlich nicht unbedingt sein Pathos, sondern auch sein Feingefühl. Von daher würde ich eigentlich am liebsten nur in ganz kleiner Besetzung auftreten.

Und warum kommen Sie dann mit großer Band?

Weil das jetzt einfach mal sein muss – es muss auch mal wuchtig sein und krachen, mit viel Percussion.

Das letzte Mal, als ich mit Ihnen geredet habe, ist etliche Jahre her – damals waren Sie mit dem Musical zu Jacques Brel beschäftigt. Ihr 50. Geburtstag nahte, und Ihnen wurde die Vergänglichkeit von allem und allen noch einmal sehr schmerzhaft bewusst. Damals wirkten Sie auf mich viel „erdenschwerer“ als jetzt. Wie kommt’s?

Diese Vergänglichkeit beschäftigt mich noch immer. Im letzten Jahr hat mir der liebe Gott voll die Kante gegeben. Ganz viele Menschen, die mir sehr wichtig waren, sind gestorben, auch der Autor Ulrich Plenzdorf zum Beispiel, vorher schon der Regisseur Tom Toelle. Meine Mutter ist sehr krank geworden. Ich bin jetzt allein mit meiner Frau, meiner Mutter und meiner Tochter, die in Spanien lebt. Das war ein kräftiger Tritt in den Hintern: Entweder, du wirst selbst ganz krank, oder du gehst endlich raus ins Leben!

Ich sehe schon den Abgrund, freue mich aber, dass ich noch nicht runtergefallen bin?

Nicht am Abgrund – auf dieser Erde! Ich bin mittendrin und lebe – und ich finde diese Welt auch schön, so wie sie ist!

Man kann Hoffnung haben in dieser Welt?

Muss man!

Die Fotos im Booklet ihrer CD wirken auch fast wie Urlaubsbilder – sind die in Venedig entstanden?

Ja, auf dem Lido. Ich wollte raus aus diesem „Moloch“ Berlin, und auch für die Fotos eine andere Energie nutzen. Dort, in der Atmosphäre des Lido, hat dann meine Frau Malene die Fotos gemacht.

Haben Sie auch die CD dort aufgenommen?

Nein, aber ihr sozusagen den letzten Schliff verpasst, über die endgültige Zusammenstellung der Lieder entschieden und so weiter. Aufgenommen haben wir die CD in München.

Sie als überzeugter Berliner haben Ihre CD tatsächlich hier in München aufgenommen? Wie das? Keimt da eine neue Liebe auf zu dieser Stadt?

Ich mag München immer mehr. Aufgenommen haben wir in Unterföhring, vor allem wegen des sehr guten Tontechnikers. Aber auch so – ich will da immer wieder hin, nach München. Auch wegen der besonderen Auftrittsorte, wie der Philharmonie oder jetzt der Alten Kongresshalle, die soll ja ganz spannend sein. Und Freunde von mir sind schon da hingezogen. Vielleicht wird’s ja Zeit für den Süden.

Zeit für etwas Neues? Es ist doch kein Zufall, dass das letzte Lied auf Ihrer CD „Beginnen“ heißt?

Nein. Geschrieben habe ich dieses Lied als erstes, in einem Hamburger Hotelzimmer. Aber das hat dann nicht mehr gestimmt. All die anderen Sachen auf der CD musste ich vorher erzählen, und dann stimmte es wieder. Denn es ist ja nicht so, dass wir ganz neu beginnen, wenn wir zum Beispiel irgendwo hingehen, Du nimmst dich selbst ja immer mit. Früher habe ich gedacht, ich mache Quantensprünge. Jetzt denke ich, das Leben entwickelt sich in einer Spirale. Aber immer nur um mich selbst drehen will ich mich dabei nicht. Stattdessen habe ich den Eindruck, dass Sie sich offener und verletzlicher zeigen als früher. Genau da will ich ja hin. Ich bin neugierig auch auf andere Geschichten, will neue Chansons machen, auch wieder schauspielen. Es ist Zeit für Neues. Und ich habe ganz viel Lust auf das Leben – und auf die Kunst. Klaus Hoffmann, vielen Dank für das Gespräch – und viel Freude in München!

Von Eva Mäkler

Artikel vom 15.05.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...