LBV warnt: Lebensraum von Gebäudebrütern durch Umbauten in Gefahr

Ismaning/ Unterföhring · Heimliche Untermieter

Bei einem Gebäude an der Ismaninger Camerloher Straße sind nach der Sanierung erfolgreich Ersatzquartiere für Mauersegler geschaffen worden. Foto: LBV

Bei einem Gebäude an der Ismaninger Camerloher Straße sind nach der Sanierung erfolgreich Ersatzquartiere für Mauersegler geschaffen worden. Foto: LBV

Ismaning/ Unterföhring · Heimlich, still und leise findet in diesen Tagen ein tierischer Wohnungswechsel statt. Unter anderem in Unterföhring und Ismaning haben Große Abendsegler, eine Fledermausart, und Mauersegler ihr Quartier. Die Fledermausweibchen ziehen aus unseren Gefilden gen Nord-Ost-Europa, die Mauersegler kehren jetzt im Mai aus den Winterquartieren in Afrika zurück.

In aller Regel bemerkt man die Tiere nicht: Sie verhalten sich still an Nist- und Schlafplatz und verschmutzen auch die Fassade nicht, wie zum Beispiel Stadttauben.

Soweit ist alles in Ordnung, würde den Tieren nicht öfter große Gefahr lauern: Durch Gebäudesanierungen stehen ihre Quartiere nicht mehr zur Verfügung und das kann sie ihre Brut oder gar das Leben kosten. In Unterföhring hat umsichtige Vorsorge zunächst nicht gefruchtet. Vor der Sanierung von Gebäuden an der Fichtenstraße seien »für viel Geld Maßnahmen ergriffen worden«, heißt es seitens des Unterföhringer Umweltamtes. Die Fledermausnistkästen und neu geschaffene Schlupflöcher sind von den Tieren aber nicht genutzt worden, für die Planer ein Rätsel. Die fliegenden Untermieter haben sich indes selbst eine neue Herberge gesucht. Sie wohnen jetzt ein Haus weiter. Nach einer Aufklärung durch die Gemeinde sind die menschlichen Anwohner dort jetzt sogar stolz auf ihre tierischen Nachbarn.

In Ismaning gab es bei mehreren Gebäuden an der Camerloher Straße ein tierisches Happy End. Bei den Siebziger-Jahre-Bauten wurde unter anderem das Dach gedämmt. Hier hat sich die Abteilung Umweltschutz der Gemeinde gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde um Mauerseglerkästen gekümmert, die angenommen wurden. Seit einigen Jahren hat die Gemeinde freiwillig rund 200 Nistkästen aufgestellt und das Angebot wird ständig erweitert. Die Kästen werden von Gebäudebrütern und auch von Fledermäusen belegt. Einmal jährlich werden die Unterkünfte gereinigt und repariert.

Unter Dachrandplatten mit Ritzen und Spalten als Einflugschneisen wohnen Vögel und Fledermäuse. Um der Zerstörung ihres Lebensraumes vorzubauen hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) das Projekt »Artenschutz an Gebäuden« geschaffen. Er bietet Eigentümern, Architekten und Baufirmen ein kostenloses Angebot: Enthalten sind Gebäudeuntersuchungen, Beratung und Unterstützung bei behördlichen Genehmigungen. Denn die Nichtbeachtung von Schutzvorschriften könne teuer werden, wenn eine Einstellung der Bauarbeiten durch die zuständigen Behörden verhängt werde, sagt Sylvia Weber, Landschaftsarchitektin und LBV-Projektleiterin »Artenschutz an Gebäuden«.

Für Weber lohnt sich die Sorge um die Tiere: Die geflügelten Mitbewohner würden für eine artgerechte Einliegerwohnung zwar keine Miete bezahlen, dafür bereichern sie die Stadtnatur und erhalten ein Stück Lebensqualität.

K. Ossoinig

Artikel vom 06.05.2008
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