Neuer Verein zum Andenken an die »Freiheitsaktion Bayern« gegründet

Schwabing · Ein unglücklicher Held

Johannes Schacht ist über die Gedenktafel zur »Freiheitsaktion Bayern« entsetzt. Gut versteckt unter Ästen und beschmiert könne sie keiner finden. Foto: ks

Johannes Schacht ist über die Gedenktafel zur »Freiheitsaktion Bayern« entsetzt. Gut versteckt unter Ästen und beschmiert könne sie keiner finden. Foto: ks

Schwabing · »Man ist anscheinend kein wahrer Held, wenn man für seine Sache nicht gestorben ist!« Johannes Schacht (80) ist enttäuscht. Seit mehr als sechzig Jahren kämpft er um das Andenken an die so genannte »Freiheitsaktion Bayern«. Dafür hat er jetzt sogar den Verein »Stiftung Freiheits-Aktion Bayern e.V.« gegründet.

Doch die Stadt München hat bisher alle Anträge auf ein großes Denkmal an der Münchner Freiheit abgelehnt. Denn im dortigen Forum gibt es bereits seit mehr als zwanzig Jahren eine Gedenktafel, die an die Gefallenen in dieser Schlacht erinnern soll. Auch der Platz wurde nach ihr benannt.

In der Nacht vom 27. auf den 28. April 1945 hatte der Hauptmann Rupprecht Gerngroß versucht zwei Sender in Freimann und Erding zu besetzen und die deutschen Soldaten zu einer freiwilligen Waffenniederlegung zu überreden. 48 seiner Männer wurden standrechtlich erschossen, Gerngroß konnte flüchten.

»Dass er überlebt hat, macht ihn zu einem unglücklichen Helden«, meint Schacht. Er kann nicht verstehen, warum man dieser Tat nicht gebührend gedenken will.

Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12) Werner Lederer-Piloty (SPD) allerdings schon: »Die Person Gerngroß ist umstritten. Wer seine Bücher zwischen den Zeilen liest, merkt schnell, dass er ein ziemlicher Offiziersschädel war«, erklärt er. Man könne sich doch fragen, warum Gerngroß erst handelte, als es bereits »fünf vor zwölf war«. »Ihm einen Heldenkranz zu flechten, halte ich für überzogen. Hier geht es um ein paar Menschen, die diesen Mann verehren.« Sein BA-Kollege Ekkehard Pascoe (Grüne) sieht das anders. Er ist dem Verein bereits beigetreten und versucht schon seit Jahren den BA 12 von der Freiheitsaktion zu überzeugen. »Schwabing steht doch als Viertel für Zivilcourage und Kritik, schon allein wegen des Images eines Künstlerviertels.« Er möchte eine Achse von der Feldherrnhalle, über das Siegestor bis hin zur Münchner Freiheit, wo in Zukunft ein großes Denkmal stehen soll. »Etwas künstlerisches wäre gut, vielleicht mit Hilfe eines Wettbewerbs«.

Lederer-Piloty will die Tat von Gerngroß keinesfalls schmälern. »Er hat wahrscheinlich vielen das Leben gerettet. Man sagt, er habe auch die Wachen des KZ Dachaus, die mit tausenden Inhaftierten auf einem so genannten Todesmarsch in Richtung Süden waren, zum Aufgeben überredet«, erklärt er. Gegen ein größeres Denkmal hat er deswegen nichts einzuwenden. »Gegen den übertriebenen Kult um Gerngroß allerdings schon«, meint er.

Die aktuelle Gedenktafel sei wirklich schlecht zu finden, er wartet nun auf Vorschläge in den kommenden BA-Sitzungen. Vielleicht sei im Zuge der Umbauarbeiten der Münchner Freiheit ja doch etwas zu bewegen. Johannes Schacht würde es freuen, er hat zum Jahrestag der Aktion am Sonntag 27. April im Forum Flyer verteilt. »Die Erinnerung in den Köpfen muss am Leben gehalten werden.« Kathrin Schubert

Artikel vom 29.04.2008
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