Garchinger Forschungsanstalt seit 90 Jahren dem guten Geschmack auf der Spur

Garching · Besser, mehr, leckerer

Dr. Imre Blank, Prof. Thomas Hofmann, Dr. Veronika Somoza, Prof. Peter Schieberle und dessen Vorgänger Prof. Werner Grosch (v. li.) stoßen auf 90 Jahre Forschungsanstalt an. Foto: sh

Dr. Imre Blank, Prof. Thomas Hofmann, Dr. Veronika Somoza, Prof. Peter Schieberle und dessen Vorgänger Prof. Werner Grosch (v. li.) stoßen auf 90 Jahre Forschungsanstalt an. Foto: sh

Garching · Der Wissenschaftsstandort Garching ist vielseitig. So gibt es dort seit 1977 auch die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, die jetzt ihr 90-jähriges Bestehen feierte und weltweit eine tragende Rolle bei Verbesserung der Qualität von Lebensmitteln spielen kann.

Die Verbindung von Wissenschaft und Lebensmittelproduktion war die Intention von Professor Dr. Theodor Paul, als er 1918 das Institut in der Ludwig-Maximilian-Universität in München gründete. Die Nahrungsmittelknappheit in dieser Zeit bestätigte einen dringenden Handlungsbedarf in dieser Richtung. Für die breite Bevölkerung waren nach dem ersten Weltkrieg hochwertige und geschmackvolle Lebensmittel nicht erschwinglich. So erarbeitete man Herstellungsmethoden für Kunsthonig aus Rübenzucker. Das Lebensmittel musste billig und in großen Mengen herstellbar sein. Die Zusammensetzung fiel ernährungstechnisch so zweckmäßig aus, dass der Kunsthonig zu einem Volksnahrungsmittel wurde.

Anlässlich der Jubiläumsfeier am vergangenen Freitag, 25. April, kamen mehr als 150 internationale Gäste nach Garching. Besonders freute sich Prof. Peter Schieberle über einen Vortrag seiner ehemaligen Stellvertreterin Prof. Dr. Veronika Somoza von der University of Wisconsin (USA) zum Thema »Lebensmittelqualität«. Dr. Imre Blank aus der Schweiz sprach zum Zusammenwirken von industrieller Lebensmittelherstellung und moderner Lebensmittelchemie mit Hauptaugenmerk auf die Qualität der Nahrung.

Nicht nur natürlicher Geschmack, sondern auch gesundheitlich wertvolle bioaktive Inhaltsstoffe bestimmen unsere zukünftige Ernährung. So wird untersucht, wie der Körper Nahrungsmittelmoleküle umsetzt. Durch verschiedene Garmethoden bilden sich in unseren Lebensmitteln neue Verbindungen aus natürlich vorhandenen Stoffen. Entscheidend ist für die Forschung, dass durch technologische Maßnahmen positive Wirkstoffe wie Antioxidantien maximiert und gesundheitlich abträgliche Stoffe bei der Herstellung von Nahrungsmitteln minimiert werden.

Schwerpunkt der Arbeit und Forschung von Prof. Schieberle sind die natürlichen Geschmacksstoffe in Lebensmitteln. So weiß jeder, dass ein Saftkonzentrat bei seiner Verdünnung mit Wasser nicht mehr wie frisch gepresst schmeckt. Ziel der Untersuchungen ist nun nachzuvollziehen, was bei der Saftkonzentrierung im Molekularbereich passiert und welche Stoffe sich nach der Verdünnung verändert und den Geschmack beeinträchtigt haben.

Nicht ganz ernst ging es zu, als einige junge Laboranten Saunaaufgüsse mit Lebensmittelaromen konstruierten. Man versuchte verschiedene Geschmacksrichtungen, wie Fleisch oder Kaffee. Ob einer der Wissenschaftler daran Gefallen fand, wurde leider nicht bekannt. Diese »Arbeit« fand in der Freizeit der Wissenschaftler statt. Im Labor stehen ernste Themen auf der Tagesordnung, darunter auch die Qualität von Lebensmittelgrundstoffen. So habe die Forschungsanstalt in Garching in einem Projekt mit der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig ermittelt, dass der hohe Kohlendioxidgehalt der Luft die Qualität von Weizen beeinträchtige, erklärt Schieberle. Wenn man derartige Auswirkungen kennt, kann man auch dagegen vorgehen – und dann eben die Qualität des Weizens wieder verbessern. Viele derartige Erkenntnisse hatten bereits ihren Ursprung in Garching, viele weitere werden sicher noch folgen. sh/cr

Artikel vom 29.04.2008
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