Busexkursion in Sachen Lärm: Situation in Schwabing

Schwabing · Lösung offenporiger Asphalt?

Exkursions-Teilnehmerin Ursula Stangner (2.v.l.) im Gespräch mit Nina Lindinger (r.) vom Baureferat: Stangner schläft schlecht, denn sie wohnt dort, wo der Petueltunnel aufhört. Foto: ko

Exkursions-Teilnehmerin Ursula Stangner (2.v.l.) im Gespräch mit Nina Lindinger (r.) vom Baureferat: Stangner schläft schlecht, denn sie wohnt dort, wo der Petueltunnel aufhört. Foto: ko

Schwabing · Einige Bewohner der Hochhäuser am Petuelring wohnen seit rund 40 Jahren dort. Ihre Balkone können sie aber erst seit sechs Jahren nutzen. Der Grund: Mit der Fertigstellung des Petueltunnels 2002 wurde ein Großteil des Lärms und der Feinstaubbelastung in den Untergrund verbannt.

Dies und weitere interessante Informationen zum Thema Lärm haben die Bürger erfahren, die sich am Freitagnachmittag an der Busexkursion »Stille Nacht – nicht nur an Weihnachten« des Münchner Forums beteiligt haben. Fünf Stunden lang waren Bürger, Fachleute, Stadträte und Bezirksausschussmitglieder kreuz und quer in München unterwegs, um in einzelnen Stadtteilen über jeweils vor Ort herrschende Probleme zu sprechen. Anlass der Exkursion war der zehnte »Tag gegen Lärm« am vergangenen Mittwoch.

In Schwabing sollen laut Prognose bis zum Jahr 2010 täglich rund 130.000 Fahrzeuge den Petueltunnel passieren. Insofern hat sich die Investition von zirka 200 Millionen für den Bau gelohnt. Allein für 2,48 Millionen Euro sind Lärmschutzwände, für knapp 1,4 Millionen Euro Lärmschutzfenster in den rund 1,5 Kilometer langen Tunnel eingebaut worden. Trotzdem lässt der Fahrzeuglärm an den Ein- und Ausfahrten manche Anwohner nachts nicht zur Ruhe kommen.

»Ab drei Uhr morgens ist die Hölle los«, sagt Exkursionsteilnehmerin Ursula Stangner, die an der Seilerstraße wohnt. Die Lärmbelastung sei seit Tunneleröffnung wesentlich höher. Im Sommer sei es nicht möglich, bei offenem Fenster zu schlafen. Für Stangner liegt das auch an Fahrern, die mit erhöhter Geschwindigkeit durch die Röhre preschen. Nina Lindinger vom Münchner Baureferat räumte während des Busstopps am Petuelpark ein, dass man die Raser leider nicht so leicht in den Griff bekomme. Blitzen im Tunnel sei problematisch, da durch das rote Licht der Radarfalle die Fahrer erschrecken könnten. Und dann komme man im Tunnel bei einem Unfall schlecht an die Autos heran. Mit einer neuen Mess-Methode könne jedoch vielleicht Abhilfe geschaffen werden.

An der Ackermannstraße sind täglich zirka 25.000 Fahrzeuge unterwegs. Doch laut dem Architekten Erich Jenewein liegt die Lärm-Problematik eher innerhalb des angrenzenden Wohnviertels. Durch den Bebauungsplan konnten zwar von vornherein einige Geräuschquellen ausgeschlossen werden. Dafür entstehe im Inneren aber Lärm durch enge Straßen und Häuser, an deren Wänden der Krach reflektiere. An der Ackermannstraße parkende LKW müssten außerdem nachts ihre Aggregate laufen lassen.

Wie man Lärm von außen abhält, zeigte die Exkursion anhand des Verwaltungsgebäudes der Stadtsparkasse an der Ungererstraße. Es ist zum Mittleren Ring mit einer hohen gläsernen Lärmschutzwand abgeriegelt. Direkt dahinter befindet sich ein Garten mit mehreren Terrassen, in dem sogar Enten nisten. Rund 2.700 Quadratmeter Glas schirmen hier vor allem Motorengeräusche von außen ab. Dafür ist die Reinigung der riesigen Glaswand schwierig. Einmal im Jahr stellt sich eine Spezialfirma dieser Aufgabe, bei der sich der Fensterputzer zum Dampfstrahlen der Scheiben mit Seil und Haken gesichert wie im Gebirge herablässt.

Non-Plus-Ultra in Sachen Lärmminderung ist für Exkursionsleiter Rainer Kühne, ehemaliger Referatsleiter des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz, jedoch offenporiger Asphalt. Der könne den von den Reifen verursachten Lärm bis zur Hälfte mindern. Diesen speziellen Asphalt einzubauen, erfordere aber Fingerspitzengefühl. Dennoch sei er wesentlich günstiger als Lärmschutzwände, die man zudem in der Stadt nur bedingt errichten könne. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 22.04.2008
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