„Peer Gynt“ im Münchner Volkstheater

Müchen - Wahn-witzige Weltreise

Maximilian Brückner zeigt sich in „Peer Gynt“ im Sommeranzug im Duett mit einer Sphinx.	 Foto: Arno Declair

Maximilian Brückner zeigt sich in „Peer Gynt“ im Sommeranzug im Duett mit einer Sphinx. Foto: Arno Declair

Ein kraftvoller Theaterspaß, dem zum Ende hin ein wenig die Luft ausgeht, das ist Ibsens „Peer Gynt“, in der Inszenierung von Christian Stückl am Münchner Volkstheater. Premiere war im Haus an der Brienner Straße 50 am 25. März, die nächsten Vorstellungen sind am Sonntag, 6. April, und Freitag, 11. April, Restkarten gibt es jeweils an der Abendkasse.

Im Mai ist das Stück dann wieder am 14., 18. und 19. Mai zu sehen. Karten kann man unter Tel. 523 46 55 reservieren.

Genau drei Jahre nach dem immer noch stets ausverkauften „Brandner Kaspar“ bietet Stückl endlich wieder mal pralles Volkstheater mit Hang zum exaltierten Klamauk. Der Volkstheater-Intendant schickt „Boandlkramer“ und „Räuber Kneissl“, Maximilian Brückner und die Jungen Riederinger Musikanten ins ferne Norwegen. Er fährt mit ihnen nach Afrika an die Küste Marokkos, schaut bei der Sphinx vorbei und landet am Ende wieder in den Bergen Norwegens, die den bayrischen vielleicht gar nicht so unähnlich sind. Auch finden sich immer wieder Anspielungen aus dem „Brandner Kaspar“.

Auf den Leib geschneidert und eine neue Erfolgs-Paraderolle scheint vor allem der Peer Gynt von Maximilian Brückner zu sein, der den größenwahnsinnigen Träumer gewohnt agil und mit viel Sinn für Komik gibt. Dafür heimst er beim Publikum mal wieder den meisten Applaus ein, doch auch das übrige Ensemble zeigt viel Spielfreude. Die Riederinger Musikanten begleiten den tollkühnen Weltenritt Peer Gynts musikalisch gekonnt, trotz Verkleidungsorgien. Auch Brückners Peer Gynt darf sich diesmal weltmännisch geben und in diverse Rollen schlüpfen.

Aus der Enge seiner Dorfgemeinschaft rettet er sich in Phantasien von zukünftiger Größe: Er möchte König, Kaiser werden. Nachdem er auf einer Hochzeit die Braut entführt hat, muss er sein Dorf verlassen und flüchtet in die große Welt hinaus. Er wird Goldsucher und Reeder in Amerika, Sklavenhändler und Prophet in Afrika, um schließlich in einem Kairoer Irrenhaus zu landen. Immer auf der Suche nach sich selbst, doch sich nie findend.

Ibsens wahnwitzige Reise durch Epochen und Milieus, Realität und Märchen, geschrieben in der Mitte des 19. Jahrhunderts, setzt Stückl mit einer oft zunächst waghalsig erscheinenden, aber dann doch schlüssigen wie mitreißenden Mischung aus ernsten Szenen und verspieltem Klamauk um: ob Peer Gynt in den Fängen der Mafia-Unterwelt oder im weißen Anzug wasserpfeifenschwingend vor einer Sphinx den Achtziger-Kulthit „Fata Morgana“ von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung schmetternd.

Und so wie sich die wüstenbedingte Sinnestäuschung und vieles scheinbar erstrebenswerte schnell als Nichts herausstellt, erkennt auch Peer Gynt, wieder zurück in der Heimat, dass dort sein Königreich die ganze Zeit auf ihn gewartet hat: im Herzen einer Frau.

Artikel vom 03.04.2008
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